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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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spezialisiert, früh geborene Babys am Leben zu halten; je vorzeitiger das »Frühchen«, desto größer die Herausforderung und desto mehr Befriedigung zieht er aus seinem Job, wenn es gelingt. Unlängst war mir der Gedanke gekommen, dass er an den Fall seines Vaters in ganz ähnlicher Weise heranging, nur dass die Herausforderung nun darin bestand, die Rückentwicklung eines reifen Erwachsenen zu einem infantilen Zustand zum Stillstand zu bringen.
    Greta hob ab und gab mich nach dem Austausch einiger Höflichkeiten an meinen Bruder weiter.
    »Hallo, große Schwester. Was gibt es denn so früh am Morgen?«
    »Mum hat mir erzählt, dass du hoffst, Dad könnte am Weihnachtstag zu uns kommen. Die Sache ist die …«
    »Nur für ein paar Stunden habe ich gesagt. Ich kann mir Weihnachten ohne ihn einfach nicht vorstellen. Und du bestimmt auch nicht.«
    Versuch nicht, mich zu manipulieren. »Es geht nicht, Richard.«
    »Aber natürlich geht es. Er ist ja nicht tot, Illaun.«
    Ich verkniff mir eine Bemerkung, die ich später bereuen würde. »Ich weiß, es fällt dir schwer, das zu akzeptieren, aber sein Zustand hat sich so verschlechtert, dass wir ihm nicht mehr gewachsen sind.«
    »Du meinst seinen geistigen Zustand?«
    »Auch seinen körperlichen.«
    »Er ist also doppelt inkontinent, ist es das? Damit werden wir doch wohl für einen Tag fertig werden. Er hat uns den Arsch abgewischt, als wir Kinder waren, und wenn er mich zum Pinkeln gebracht hat, hat er mit meinem Pimmel auf die Schüssel gezielt. Dann kann ich jetzt doch wohl dasselbe für ihn tun.«
    Das war schwieriger, als ich gedacht hatte. Es war äußerst egoistisch von Richard, dass er seinen Vater zu Weihnachten daheim haben wollte. Er stellte sich eine Szenerie wie gemalt vor – Weihnachtslieder im Radio, alle öffnen Geschenke, im Hintergrund der Christbaum, sein Sohn klettert auf Opas Schoß, während Oma in der Küche den Truthahn zubereitet.
    »Das ist es überhaupt nicht. Aber er ist …« Aus irgendeinem Grund dachte ich an Monas entkalkten Körper. »… er ist nur eine Hülle. Du hättest nicht Dad bei dir, sondern einen Fremden, der seine Kleidung gestohlen hat und ihm entfernt ähnlich sieht.« Am anderen Ende herrschte Schweigen. Das war der linke Haken. Zeit für den K.o.-Schlag, der mir allerdings keine Freude machen würde. »Und dann das unkalkulierbare Verhalten. Kannst du dir vorstellen, wie Eoin mit seinen drei Jahren reagieren würde, wenn dieser verrückte Alte aufspringt und mit voller Lautstärke zu brüllen anfängt, oder noch schlimmer, wenn er womöglich in ein Zimmer geht und ihn onanierend in einem Sessel sitzen sieht.« Ich hatte die Augen geschlossen, spürte aber, wie die Tränen entwischten und mir die Wimpern netzten.
    »Du übertreibst, Illaun.«
    »Richard, bitte! Glaubst du wirklich, ich würde bei so etwas übertreiben?« Ich hörte, wie ihn Greta im Hintergrund rief.
    »Ich muss los«, sagte er. »Wir reden weiter, wenn wir drüben sind. Vielleicht lässt sich mit einer zusätzlichen Arznei für den einen Tag etwas ausrichten.«
    Ich streckte das Telefon von mir und sah es an, während es aus dem Lautsprecher leise klickte. Was für eine Zeitverschwendung war dieses Gespräch doch gewesen. Und ich würde es noch einmal von vorn führen müssen. Ich knallte den Hörer auf und verfluchte meinen Bruder, weil er der Wahrheit nicht ins Auge sehen wollte.
    Ich war gerade im Begriff, das Büro zu verlassen, als das Telefon läutete. Zu meiner Überraschung hörte ich Malcolm Sherry am anderen Ende.
    »Ich habe Sie auf dem Handy nicht erreicht.«
    »Das wurde leider gestohlen.«
    »Pech. Jedenfalls rufe ich aus Drogheda an. Ich habe gerade erfahren, dass sie Seamus Crean wegen des Mordes an Traynor verhaftet haben.«
    »Seamus? Das ist ja lächerlich! Völlig ausgeschlossen, dass er Traynor umgebracht hat.«
    »Er hatte Grund für eine Abneigung gegen Traynor.«
    Ich sah Crean und mich in der Straße stehen und Traynor beobachten. Wie ich seine Hoffnungen auf eine Beschäftigung zunichte machte. Und Traynor war der Grund dafür.
    »Kommen Sie, Malcolm, den hatte ich auch. Und bestimmt noch hundert andere Leute.«
    »Dann ist da auch noch der Punkt, dass Traynor dieselben Verletzungen wie der Moorleiche zugefügt wurden. Crean hatte jede Menge Zeit, sich den Fund genau anzusehen, bevor irgendwer dazukam.«
    »Aber sie steckte in einer halben Tonne nassem Torf!«
    »Er könnte etwas von der Erde um ihren Kopf herum ausgegraben und

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