Keltengrab: Thriller (German Edition)
Tea-Tephi Eochaidh den Hochkönig heiratete, was niemanden überraschen dürfte, denn es heißt, das Druidentum sei ein Haus auf halbem Weg zwischen Sinai und dem Kalvarienberg gewesen. So wurde die Saat Davids auf diesen Inseln gelegt und verbreitete sich von dort auf die britische Hauptinsel und fand auf ihr fruchtbaren Boden, wodurch die heutigen angelsächsisch-keltischen Völker die Nachfahren der Zehn Verlorenen Stämme aus dem Hause Israel sind.
Nach ihrer Hochzeit mit dem König ging Tea-Tephi daran, ein großes Grabmal zu errichten, in das ihrer beider Körper nach Art der Ägypter gelegt werden sollten, wenn sie einmal gestorben waren. Zu diesem Zweck ließ sie aus dem Osten sachkundige Baumeister und erfahrene Sklaven kommen und wählte, in Nachahmung des Nils, einen Platz am Boyne für die Errichtung des Grabmals. Dies war der Ursprung von Newgrange. Und aus diesem Grund glaube ich, dass es sich bei der altertümlichen Leiche, die kürzlich entdeckt wurde und die von negroidem Aussehen sein soll, um die sterblichen Überreste eines nubischen Sklaven handelt, der mit seiner Fron zum Bau dieses Grabmals beitrug.
Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass ich letzten Monat in der Erwartung, die Leiche selbst zu sehen, in die Gegend gereist bin und mich dieser Hoffnung leider enttäuscht sah. Gerüchten zufolge wurden die sterblichen Überreste von einer in der Nähe angesiedelten Gemeinschaft katholischer Nonnen zum Zwecke eines christlichen Begräbnisses weggeschafft. Dies wurde von der Äbtissin auf meine entsprechende Frage hin jedoch geleugnet. Ob aus Widerwillen, einem Vertreter der Reformierten Kirche die Wahrheit zu sagen, oder um der Gemeinde die Neugier von Altertumsforschern zu ersparen, vermag ich nicht zu beurteilen.
Dann war die Legende von dem Nubier also aufgrund von Hochwürdens Brief entstanden. Abgesehen von seinen weit hergeholten Theorien war ihm die Chronologie völlig durcheinander geraten – Newgrange wurde Jahrhunderte vor den Pyramiden errichtet -, und er spiegelte auch die damals populäre Ansicht wider, die einheimische Bevölkerung sei zu dem Bau nicht in der Lage gewesen, ganz so, wie man heute Aliens heranzieht, um mysteriöse Kunstwerke zu erklären.
Immerhin war die Ähnlichkeit der Umstände verblüffend: In Monashee kommt zufällig eine Leiche ans Licht, und irgendwie haben die Nonnen der Grange Abbey – denn was sonst sollte die »Gemeinschaft katholischer Nonnen« sein? – damit zu tun. Es wurde immer drängender, dass ich ihnen einen Besuch abstattete.
Finian kam zurück, er trug ein Tablett mit einer antiquarischen silbernen Punschschale, an der mehrere Tassen hingen. Als er den dampfenden Glühwein aus dem Gefäß schöpfte, erfüllte ein würziges Aroma den Raum.
»Mmm …« Ich schloss die Augen und atmete ein. »Mir reicht allein schon der Duft …«
»Du kannst ja hier sitzen und am Wein riechen. Dann bleibt mir mehr zu trinken.« Er tat so, als würde er eine Tasse zurück in die Schale gießen.
»Kommt nicht in Frage. Her damit.« Ich griff nach der Tasse, schloss beide Hände darum und trank einen kleinen Schluck. Er war köstlich.
»Diese Ausschnitte sind faszinierend«, sagte ich. »Wie hast du sie aufgespürt?«
»Mir ist eingefallen, dass vor ein paar Jahren ein Besucher des Gartens zufällig erwähnte, er würde sich um eine Genehmigung für eine Grabung am Hügel von Tara bemühen. Als ich ihn fragte, wozu, sagte er, er glaube, die Bundeslade sei dort begraben. Nach einigen Wochen traf mit der Post ein Büchlein ein. Es war ein Mischmasch aus Bibelzitaten und alten irischen Texten, Theorien über die Pyramiden, Newgrange und so weiter und so fort, alles sehr geschwollen, aber eins blieb mir in Erinnerung, nämlich der Bericht über eine ergebnislose Ausgrabung, die die britischen Israeliten gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Tara durchgeführt hatten. Als ich meinen Vater etwas von Pyramiden und Nubiern sagen hörte, kam mir der Gedanke, dass es hier eine Verbindung geben könnte. Dann fragte ich ihn genauer darüber aus, wie alt sein Vater war, als er von der Geschichte hörte, und wir grenzten den Zeitraum auf ein paar Jahre vor und nach der Jahrhundertwende ein. Gestern fuhr ich dann ins Büro des Meath Chronicle in Navan hinüber, um in ihrem Mikrofiche-Archiv zu stöbern. Ich arbeitete mich von 1899 zurück und fand Maunsells Brief nach etwa einer Stunde.«
»Die Bundeslade in Irland … Andererseits ist die Idee, sie könnte hier
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