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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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und bilden so eine Symmetrie zum morgendlichen Ereignis in Newgrange. Ich war bei dieser Gelegenheit einmal mit einer kleinen Gruppe von Archäologen in der Kammer gewesen und erinnerte mich nun, dass das Licht exakt um fünf nach vier verblasste – Sonnenuntergang in diesen Tagen des Dezembers.
    Ich schüttelte eine plötzliche Unruhe ab und stieg aus dem Wagen, um nach einem Turm oder einem Dach mit Zinnen Ausschau zu halten. Eine von Efeu überwachsene Mauer, die sich auf beiden Seiten des Tores erstreckte, versperrte mir den Blick auf das Tal, deshalb ging ich ein paar Meter ins Innere des Anwesens. Wiesen fielen zu beiden Seiten eines flachen Hügels zum Fluss hin ab, hier und dort sah ich in der Ferne die Rauchkringel aus dem Kamin eines Bauernhofs in der stillen Luft stehen.
    Mir gegenüber, aber tiefer und etwa zwei Kilometer entfernt, sah ich Newgrange. Selbst im düsteren Licht war es deutlich zu erkennen, der Ring aus Quarzkieseln, der die grasbewachsene Kuppel umgab, leuchtete wie eine Perlenkrone. Aber ich hatte keine Zeit, mich dem Anblick zu widmen. Ich betrachtete den ersten Torpfosten. Es stand nichts dran. Dann den anderen. Ebenfalls nichts. Erst jetzt sah ich je einen schmiedeeisernen Torflügel an jedem Pfosten, sie waren beide bis zum Anschlag nach innen offen, so dass sie beinahe mit einigen Stechpalmenbüschen verwachsen waren. Die Torflügel waren mit einem Muster aus Zweigen und Blättern verziert, und auf ihnen standen in verblassten Goldlettern einige französische Worte. Links LA CROIX DU DRAGON, rechts vervollständigte EST LA DOLOR DE DEDUIT den Satz.
    Es sah aus wie ein heraldisches Motto, wahrscheinlich normannischen Ursprungs. »Das Drachenkreuz ist …« Weiter kam ich mit meinem Schulfranzösisch nicht. Dolor bedeutete auf Lateinisch Schmerz oder Leid, das Drachenkreuz hatte also etwas mit Leiden zu tun. Déduit? Keine Ahnung. Doch wie kam diese mittelalterliche Inschrift an die Tore eines Anwesens im ländlichen Irland? Aber natürlich – ich war bereits beim Kloster St. Margaret!
    Die Zufahrt führte hinab zu einem bewaldeten Teil des Hangs, in dem sich anscheinend das Kloster verbarg. Wie um den Weg zu weisen, kam eine große, sichelförmige Schar von Staren über mir angerauscht und jagte dann in einem lang gezogenen Strom zu den Bäumen hinab, wie ein Dschinn, der in seine Lampe zurückgerufen wird.
    Ich sprang ins Auto und beschleunigte die Allee hinab. Es war 15.59 Uhr, als ich knirschend auf dem Kies vor einem dreistöckigen, von Efeu überwachsenen Gebäude zum Stehen kam. Ein altertümlicher Landrover mit offenem Heck parkte auf dem Vorplatz. Ich stieg aus. Vor mir fiel eine Rasenfläche zu einem dunklen Nadelgehölz hin ab.
    Auf dem Dach und in den Bäumen tobten und zwitscherten geräuschvoll Stare, als ich die Stufen zu einer schwarz gestrichenen Tür unter einem blattförmigen Bogen hinaufstieg. Ich drückte auf einen Messingknopf am rechten Türpfosten, ohne Erfolg, kein Klingelton war zu vernehmen. Nachdem ich es ein, zwei Minuten lang versucht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es auch sonst niemand hörte. Gerade hatte ich einen schweren Klopfer in Drachenkopfform angehoben, um gegen die Tür zu hämmern, als ich innehielt. Zwischen dem Lärmen der Vögel hatte mein Ohr die entfernte Melodie weiblicher Stimmen herausgehört.
    Ich glaubte mich möglicherweise am falschen Eingang, trat von der Tür zurück und suchte die Fenster nach einem Anzeichen von Leben ab. Es gab jedoch keinen Hinweis darauf, dass jemand zu Hause war. Dann bemerkte ich, dass die Fenster zwar im gotischen Stil, aber nicht original waren. Die ganze steinerne Fassade wirkte renoviert.
    Etwas zurückversetzt standen links von dem Wohngebäude einige Nebengebäude; durch die Mauer, die sie verband, führte ein Torbogen. Wahrscheinlich früher eine Remise, überlegte ich, durchquerte den Bogen und fand mich in einem geschlossenen Innenraum wieder, dessen linke Seite eine hohe Gartenmauer aus roten Ziegeln säumte, während die beiden anderen von Mittelschiff und nördlichem Querschiff einer mittelalterlichen Klosterkirche gebildet wurden. In der Mitte des Westgiebels nicht weit von mir befand sich ein romanisches Portal, dessen warme Sandsteintöne einen Kontrast zu dem rußig-grauen Kalkstein des übrigen Gebäudes bildeten. Dort, wo das nördliche Querschiff im rechten Winkel an das Mittelschiff stieß – Haupt- wie Seitenschiff zeigten Rundbogenfenster -, erhob sich über dem Schieferdach ein

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