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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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passender Schleier befestigt war. Mit den braunen Augen und den schwarzen Brauen, dem blassen Teint und den fein gezeichneten Wangenknochen ließ sie mich in Haltung und Aussehen an eine Primaballerina denken.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich habe nicht bemerkt, wie spät es ist. Wir haben nach der Abendandacht noch eine Chorprobe abgehalten.«
    Ich erkannte die Stimme.
    »Und ich habe mich nicht einmal vorgestellt«, sagte sie entschuldigend. »Ich bin Geraldine Campion. Und Sie sind sicherlich …?«
    »Illaun Bowe. Sie müssen sich nicht entschuldigen, Schwester, ich habe meinen Spaziergang genossen. Und den Gesang ebenfalls.« Ich hörte, wie die Ordensgemeinschaft ein weiteres Lied anstimmte, eines, das im Tempo weniger hektisch war als die anderen.
    Schwester Campion klopfte auf ihre Armbanduhr und lächelte ein wenig nervös. »Wollen wir gehen?«
    Ich hatte das Gefühl, sie wollte nicht, dass ich mich länger in Hörweite des Chors aufhielt.
    »Das ist eine sehr schöne Kirche«, sagte ich, während sie mich wegführte. »Ich schätze 12. Jahrhundert für Mittelschiff und Altarraum, mit einigen späteren Verzierungen … der Turm – 13. 15. für den Kreuzgang? Und die Wohngebäude sind eine neugotische Rekonstruktion.«
    »Sie haben ein gutes Auge«, sagte sie, während wir unter dem Bogen der Remise hindurchgingen. »Im 19. Jahrhundert gab es einen schweren Brand im Kloster, und es wurde danach wieder aufgebaut. Wir besitzen noch alle Rekonstruktionspläne, falls Sie die sehen möchten.«
    »Ich interessiere mich viel mehr für die romanischen …«
    Schwester Campion legte die Hand auf meinen Unterarm. »Müssen Archäologen auch alles über Architektur wissen?« Die Kälte ihrer Hand drang durch den Ärmel meiner Lederjacke.
    »Nicht unbedingt. Ich hatte das Thema ›Archäologie von Kunst und Architektur‹ für meine Diplomarbeit gewählt.«
    »Ich verstehe«, sagte sie mit schwindendem Interesse. »Also, was genau wollen Sie nun in Monashee machen?« Wir waren ohne Umschweife zur Sache gekommen, ehe wir das Haus erreicht hatten.
    »Im Idealfall das, was wir eine Forschungsgrabung nennen.«
    »Im Unterschied zu …?«
    Wir stiegen Seite an Seite die Treppe hinauf und blieben vor der Tür stehen. Mir ging kurz durch den Kopf, dass wir unser Gespräch hier womöglich beenden würden. »Im Unterschied zu einer Rettungs- oder Bergungsgrabung, die unter Druck durchgeführt wird, wenn ein Fundort bedroht ist.«
    »Und ist denn die Fundstätte, ist Monashee irgendwie … bedroht?«
    »Wollen Sie etwa sagen, Sie wissen nichts von dem Hotel?« Meinte sie es ernst? Was war mit der angeblichen Gewinnbeteiligung?
    Die Äbtissin fand einen Schlüssel in ihrer Jackentasche und steckte ihn ins Schloss. »Ich glaube, Sie kommen besser mit rein«, sagte sie.

21
     
    Das Wohngebäude war karg möbliert und schlecht geheizt, unser Atem stieg sichtbar in die Luft, als wir durch Empfangsräume mit Parkettböden und über geflieste Korridore marschierten. Statt des Dufts von Politur, vermischt mit dem Aroma von Braten, den ich erwartet hatte, roch es feucht und modrig.
    Hier und dort waren die kahlen Wände mit Girlanden aus verschlungenen Efeuranken und Nadelholzzweigen aufgelockert, mit Stechpalmenzweigen samt Beeren und mit vereinzelten Misteln. »Das hat uns vor dem Chor aufgehalten«, sagte sie und machte eine Handbewegung zu dem Blattwerk. »Wir haben noch dekoriert.«
    Schwester Campion schob mich in einen hohen Raum mit Teppichboden und grünen Wänden, einem Schreibtisch und einigen Aktenschränken aus Metall. Immerhin war es warm. Offensichtlich war das ihr Büro, und ich vermutete, dass das Fenster hinter dem Schreibtisch ihr einen Blick in den Kreuzgang gestattete.
    Sie schloss gerade die Tür hinter uns, als ein Handy kurz und dezent läutete. Schwester Campion holte das Telefon aus der Tasche, blickte darauf, meldete sich aber nicht. »Bitte nehmen Sie Platz. Ich muss nur noch ein paar Anordnungen treffen.«
    Sie ging wieder auf den Flur hinaus, und während sich das Quietschen ihrer gummibesohlten Schuhe entfernte, sah ich mir das Zimmer an. Der Teppich war abgenutzt, die Wärme kam von einem elektrischen Heizlüfter, es gab keine Schmuckgegenstände auf dem Schreibtisch, keine Gemälde oder Drucke an der Wand – nur ein einziges gerahmtes Foto von einer Gruppe Nonnen. Es gab schlicht keine Anzeichen von Reichtum, noch nicht einmal von einem behaglichen Leben. Tatsächlich erinnerte das spartanische

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