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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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für eine schreckliche Geschichte. Wir haben ihm tatsächlich Monashee und einige andere Grundstücke verkauft. Beantwortet das Ihre Frage?«
    Eigentlich hatte ich noch gar keine Frage gestellt. »Es ist nicht ganz so einfach. Und es könnte ein wenig dauern, die Sache am Telefon zu erklären. Bestünde die Möglichkeit, dass wir uns treffen? Ich könnte morgen vorbeikommen.«
    »Aber was wäre der Zweck unserer Unterredung?« Stahlhart.
    »Es geht um den Erhalt der Fundstätte, mit der Perspektive einer Ausgrabung.« Wie formulierte man das feinfühlig? »Meines Wissens könnten Sie einigen Einfluss geltend machen, was die weitere Erschließung dort betrifft.«
    Sie lachte. Oder sie gab einen tiefen Laut von sich, der auch ein ironischer Kommentar zu meiner Bemerkung gewesen sein konnte. Ich war mir nicht sicher.
    »An welche Zeit morgen hatten Sie gedacht?«
    »Äh, drei Uhr?«
    »Kommen Sie Punkt vier. Nicht früher, nicht später.«
    Fast hätte ich gesagt: »Jawohl, Madam«, aber sie legte auf, bevor ich mich blamieren konnte.
    Ich schaute noch eine Weile fern, fand aber nichts, was mich interessierte, deshalb beschloss ich, frühzeitig zu Bett zu gehen. Zuerst aber suchte ich aus, was ich zu meinen Terminen am nächsten Tag anziehen wollte, und entschied mich für einen grauen Cashmere-Pulli und eine schwarze Hose, dazu eine dunkelrote Lederjacke mit passender Handtasche, die ich beide in der Toskana gekauft hatte. Bevor ich ins Bett stieg, vergewisserte ich mich, dass Boo nicht bei mir im Zimmer war. Ich wollte eine Nacht ungestört durchschlafen.
    Schon nach einer halben Stunde jedoch wachte ich schweißgebadet auf, mein Herz schlug heftig, und ich hatte das deutliche Gefühl, dass ein Wesen sein Gesicht genau vor meines hielt. Es atmete nicht, es hatte keine Körpertemperatur, keinen Geruch – so näherte es sich im Dunkeln, ohne dass man es bemerkte.
    Wenn ich mich auch nur einen Millimeter bewegte, würde ich das Wesen berühren, und mein ohnehin bereits hämmerndes Herz würde diesen Schrecken nicht überleben. Aber ich musste etwas tun, da mich das Wesen sonst zu verschlingen drohte. Mit angehaltenem Atem tastete ich nach dem Schalter und knipste das Licht an.
    Das Geschöpf löste sich sofort auf und war verschwunden, während ich mich hechelnd aufsetzte, überzeugt, ich hätte für einen kurzen Moment noch ein monströses, geflügeltes Insekt mit einem Kindergesicht gesehen.

 
    19. Dezember
     

20
     
    Es war ein klarer Nachmittag mit einem Anflug von Frost, und als ich von Castleboyne aufbrach, trieb ein einzelner Wolkenfetzen am blassblauen Himmel. Nach etwa zehn Minuten Fahrt stieg ich aus, um die durchsichtige Plastikplane neu festzukleben, die ich über das Beifahrerfenster gespannt hatte. Als ich nach oben blickte, erkannte ich, dass der Wolkenfetzen in Wirklichkeit der auf beiden Seiten konvexe Mond war, so oblatendünn, dass der Himmel ihn fast aufzulösen schien. Ich sog die kühle, sonnengeküsste Luft tief ein und dankte für den Tag. Und dafür, dass der Albtraum von letzter Nacht mich endlich aus seinen Fängen entließ.
    Kaum war ich von der Hauptstraße in Richtung Monashee und Kloster abgebogen, wurde es finsterer, was halb an dem kurzen Dezembertag lag und halb an einem Nebelschleier entlang des Boyne. Auch die Temperatur fiel, und der bislang unentschiedene Kampf zwischen der Wagenheizung und dem kalten Wind, der an der Plastikplane vorbei ins Auto flatterte, kippte nun zugunsten der feuchten Luft. Als ich an einer namenlosen Einfahrt mit zwei Torpfosten hielt, um im schwindenden Licht auf der Karte nachzusehen, war ich bereits bis auf die Knochen durchgefroren. Ich hatte nicht daran gedacht, jemanden nach dem Weg zu fragen, aber ich hatte dafür, ehe ich aufbrach, eine Klosterkarte von Meath zu Rate gezogen und ein Symbol markiert, das auf dem Scheitel des Höhenzugs lag, der parallel zu Bru na Boinne auf der anderen Seite des Flusses verlief. Es war eine logische Annahme, dass es sich dabei um Grange Abbey handelte.
    Ich fuhr mit dem Finger im Handschuh die zurückgelegte Strecke nach. Nach meinen Berechnungen musste ich jetzt ungefähr dort sein. Nicht früher, nicht später. Die Worte hallten mir im Ohr. Ich schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Es ging gefährlich nahe auf vier zu. Warum hatte sie es mit der Zeit so genau genommen? Dann tauchte eine Erinnerung auf. Zum Sonnenuntergang am Tag der Wintersonnenwende erhellen die Strahlen die Südkammer des Ganggrabes von Dowth

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