Keltengrab: Thriller (German Edition)
ich versprechen würde, nichts davon zu sagen, was sein Schwager im Schilde geführt hatte. Es gab außerdem eine versteckte Drohung, mich als Verdächtige hinzustellen, aber ich nahm an, er wollte nur seine Schwester und ihre Familie schützen, deshalb erklärte ich mich einverstanden. Inzwischen weiß ich, dass er sich auch selbst absichern wollte. Er hat mich sogar gestern angerufen, um sich zu vergewissern, dass ich nicht mit den offiziellen Ermittlern gesprochen habe. Er sagte, seine eigenen Untersuchungen machten gute Fortschritte, und er wolle nicht, dass Gallagher alles verpfuscht – und das, während ich gerade mit Gallagher zusammensaß.« Sie lachte heiser.
»O’Hagan hält nicht viel von Gallagher«, bemerkte ich.
»Ich würde sagen, das gilt auch umgekehrt. Übrigens kann es gut sein, dass Gallagher ihn schon in die Mangel genommen hat. O’Hagan ist heute nicht in der Kirche gewesen.«
»Er hat nicht am Begräbnis seines Schwagers teilgenommen? Sehr merkwürdig.«
Muriel griff nach einer neuen Zigarette, überlegte es sich jedoch anders und drehte stattdessen das Fenster hoch.
»Wann haben Sie die SMS erhalten, von der Sie dachten, sie sei von mir.«
»Samstag früh.«
»Was stand genau drin?«
»Befürworten Sie eine Grabung in Monashee, oder mit Wards Karriere ist es vorbei.«
»Hmm. Nicht mein Stil. Viel zu unklar.«
»Ihr Name ist nicht in meinem Handy gespeichert, deshalb hatte ich keine Möglichkeit, den Absender zu identifizieren, es sei denn, ich hätte zurückgerufen. Erst gestern Morgen, als ich meine Sekretärin bitten konnte, die Nummer mit unserer Datenbank zu vergleichen, fand ich heraus, dass Sie es waren. Dann dachte ich, dieses Miststück. Ich werde dafür sorgen, dass sie nie mehr irgendwoher Arbeit bekommt, wo ich einen Einfluss geltend machen kann.«
»Weshalb es, abgesehen von der Frage der Moral, vollkommen blödsinnig von mir wäre, Sie auf diese Weise zu bedrohen.«
»Woher sollte ich wissen, was in Ihrem Kopf vorgeht?«
Da hatte sie Recht. »Okay. Aber lassen Sie uns diese Telefongeschichte durchgehen. Jemand stiehlt das Handy einer anderen Person, um per SMS eine Drohung zu verschicken, die nicht zu ihm zurückverfolgt werden kann. Clevere Idee – schlägt spielend Drohbriefe, die aus Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten zusammengebastelt werden. Aber wieso von meinem Handy?«
»Weil meine Nummer darin gespeichert ist.«
»Richtig. Ich hatte wahrscheinlich NatMus oder eine ähnliche Abkürzung neben Ihrem Namen oder Ihren Initialen eingegeben. Aber es ergibt trotzdem keinen Sinn, denn es hing sehr viel davon ab, dass ich das Telefon erstens eingeschaltet ließ, so dass keine PIN nötig war, und zweitens, dass ich es im Wagen vergaß.«
»Dann war es reiner Opportunismus. Wahrscheinlich bedeutet es, dass die Diebe in jener Nacht nach etwas anderem gesucht haben.«
Ich sah die Gestalt im Nebel verschwinden. »Aber nach was?«
»Nach ihren Aufzeichnungen, Fotografien, der Kamera, was immer.« Sie stieß mich halbherzig in die Rippen. »Vielleicht dachten sie, Sie hätten die Moorleiche im Kofferraum.« Muriel begann ein wenig aufzutauen.
»Oder sie waren womöglich hinter mir her, aber der Hund hat sie verscheucht.« Ich beschrieb, was in den frühen Stunden des Samstags vorgefallen war, und erzählte ihr von der Weihnachtskarte, die ich bekommen hatte.
»Jetzt läuft es mir aber kalt über den Rücken. Und wer um alles in der Welt sind sie überhaupt?«
»Jemand, der über Sie und den Minister Bescheid wusste, und dass er noch mehr zu verbergen hat …« Und wie konnte das jemand herausgefunden haben?
Muriel seufzte. »Ich wollte Derek heute treffen, um ihn zur Rede zu stellen – was Traynor gegen ihn in der Hand hatte, welche Gefälligkeiten er im Lauf der Jahre eingefordert hatte. Außerdem wollte ich mit ihm besprechen, was wir dagegen unternehmen könnten. Aber das dürfte sich erledigt haben. Wenigstens habe ich nicht mehr das Gefühl, dass man mich zu einer Entscheidung nötigt, die ich wahrscheinlich ohnehin getroffen hätte.«
»Wegen einer Ausgrabung in Monashee?«
»Die würde ich befürworten, ja.«
Ich bemühte mich, professionelle Rückhaltung zu wahren, aber mein Gesichtsausdruck verriet mich.
»Das scheint ja Ihre Zustimmung zu finden.«
»Auf jeden Fall.«
»Na, dann ist immerhin eine glücklich.«
Dann sah ich plötzlich die Antwort auf die Frage, die ich mir vorhin gestellt hatte, und das Lächeln verging mir. »Ich wäre noch
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