Keltenzauber
Lippen. Am liebsten hätte ich sie geküßt!
Sie hob die Gabel in die Höhe. „Dazu ist eine Gabel gut, um heiße Sachen in den Mund zu schieben, ohne sich die Finger zu verbrennen oder zu beschmieren.“ Sie lächelte aufmunternd.
Calum ließ sich nicht länger bitten, herzhaft tat er es ihr nach. „Mm, schmeckt wirklich gut!“ sagte er erstaunt, als hätte er es ihr nicht geglaubt.
Wir versuchten die heißen Scheiben. Wirklich, sie hatte nicht übertrieben, sie schmeckten beeindruckend gut. Ich nickte ihr kauend zu. An die Gabel würde ich mich gewöhnen müssen, aber sie war brauchbar. Trotzdem aß ich lieber nur mit dem Messer, Löffel und den Fingern, so kam ich nicht erst in die Gefahr mir zu heißes Essen in den Mund zu schieben.
„Und, schmeckt’s?“ Sie beobachtete mich.
Ich nickte erneut. „Aye, nicht schlecht!“
Flanna lachte kauend. Sie wurde das Gefühl nicht los, daß die vier viel lieber mit den Fingern gegessen hätten.
Die Füchsin schaute mit einem Mal auf und erhob sich. Sie sah abwartend zur Tür, die nach draußen führte. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, die Tür wurde geöffnet. Schritte waren zu hören und plötzlich stand ein Mann im Türrahmen.
Karsten.
Im Gesicht des Mannes erkannte ich sofort die Ablehnung, als er uns musterte und dabei nicht einmal versuchte seine Gefühle zu verbergen. Mir war schlagartig klar, daß dort kein Freund stand.
Flanna stand auf. Sie wirkte erstaunt und verärgert. Trotzdem ging sie zu dem Mann. Offensichtlich kannte sie ihn gut, denn sie begrüßte ihn mit einer, allerdings eher flüchtigen, Umarmung. Was mich in dem Eindruck bestärkte, daß sie ihm lieber nicht so nahe getreten wäre. Warum tat sie es trotzdem? Sie begann in ihrer, mir fremden Sprache zu sprechen. Ich fühlte mich ausgeschlossen und hätte zu gern gewußt, was sie ihm zu sagen hatte. Ich lauschte dem Klang der fremden Worte.
„ Was machst du hier?“ Flanna ärgerte sich. Wieso platzte er rein, ohne sich vorher anzumelden?
„Ich dachte du würdest dich freuen?“ Er lachte selbstsicher.
„Du bist ausgezogen, falls du dich erinnerst!“
„Na und, Frauen sind doch für ihre Wankelmütigkeit bekannt.“
Er brachte sie mit einem Satz auf die Palme. Sie räusperte sich ärgerlich, sagte aber nichts.
„Außerdem habe ich gehört, daß Sigrid im Krankenhaus liegt. Ich wollte dir Gesellschaft leisten.“ Er lachte wieder.
„ Was sind das für Leute?“ Er beäugte die drei Männer mit unverhohlener Abneigung und Neugier. Über Eithne ließ er abschätzend seinen Blick wandern.
„Das geht dich gar nichts an. Du wohnst hier nicht mehr! Und obwohl Sigrid weg ist, brauch ’ ich deine Gesellschaft nicht. Ich habe Herbergsgäste über Weihnachten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du wolltest deine Sachen im Neuen Jahr abholen!“
„Ich hab’s mir eben anders überlegt. Ist mein Zimmer frei? Oder wohnt da einer dieser Inselaffen?“
„Idiot!“
„Oder schlafen die Kerle in deinem Bett?“ Er lachte wieder. „Ich kann die Kleine gern zu mir nehmen, damit du freie Bahn hast.“ Er sah sie überheblich grinsend an.
Sie starrte böse zurück. „Hat dich deine Neue schon rausgeworfen, oder weshalb kommst du zurück?“
Er packte sie grob am Oberarm. „Hüte dich lieber und erzähl nicht solch einen Mist. Sie war nichts für mich.“
Sie schob seine Hand fort. „Laß mich los, du tust mir weh! Von mir aus, geh in das Zimmer. Micha hat ein paar Kartons hineingestellt, sonst ist alles beim Alten.“ Sie setzte ein künstliches Lächeln auf. „Ich wünsche dir eine gute Nacht!“
„Ich hab Hunger.“ Er ließ sie stehen und ging zum Tisch. „Lecker, Bratkartoffeln, holst du mir einen Teller, Schatz?!“ Er setzte sich schwerfällig auf eines der Kissen neben Eithne.
Flanna bemühte sich ihre Wut zu beherrschen. Sie würde seine Dreistigkeit nicht belohnen und ihn bedienen. Sollte er sich doch selber einen Teller holen. Sie setzte sich auf ihren Platz und wagte nicht, einen der anderen anzusehen. Sie war sicher Dougal hätte ihren Unmut sofort bemerkt.
„He, hast du nicht was vergessen?“ Karsten zeigte auf einen der Teller.
„Hol dir doch selber, was du haben willst.“
„Ich bin gerade dabei.“ Er lachte und sah das Mädchen anmaßend an, ehe er sich ihr wieder zuwandte. „Du bist so widerborstig, Flanna! Vielleicht sollte ich mich doch anderweitig umsehen?“ Er lachte erneut und erhob sich schwerfällig, Eithne wie nebenbei an
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