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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte.
    Schließlich stand das Ding fertig da. Das graue Gerät wurde entfernt, und zu Kelwitts Überraschung kam S’briina mit einem Tragegefäß voller Wasser, das sie in den pneumatisch stabilisierten Gegenstand hineinleerte. Dann füllte sie das Tragegefäß erneut, diesmal in dem Raum, in dem Kelwitt bisher geschlafen hatte, und leerte das Wasser zu dem anderen und wiederholte das noch ein paar Mal.
    »Bitte schön«, sagte sie dann und deutete mit der ausgestreckten Vorderextremität auf den pneumatischen Gegenstand. »Eine neue Schlafmulde!«
    Kelwitt richtete den Blick auf sie und machte die Geste des fassungslosen Erstaunens. Dann näherte er sich dem blauen Ring. Tatsächlich – eine Schlafmulde, die ungleich komfortabler zu sein versprach als die bisherige. Und schon mit genau der richtigen Menge Wasser gefüllt.
    »Tik!«, sagte Kelwitt. »Siehst du das?«
    »Bestätige. Meine optischen Sensoren nehmen deine gesamte Umgebung wahr.«
    »Ach, stopf dir doch die Ritze.« Das war phantastisch. Er stieg hinein, nahm sich nicht die Zeit, den Feuchteanzug wieder auszuziehen, sondern streckte sich sogleich der Länge nach hin.
    »Und?«, fragte S’briina und schaute von oben auf ihn herab, was auf Jombuur ja nun nicht sehr höflich gewesen wäre. »Bequem?«
    »Ja, es ist sehr bequem«, erwiderte er und spürte eine seit Tagen verdrängte Müdigkeit von seinem Körper Besitz ergreifen. Das war so herrlich, den Körper schwerer und schwerer werden zu spüren, ohne gleichzeitig in sich zusammenzusacken. Die ersten hellen Schleier zogen durch sein Blickfeld. Jetzt würde er endlich schlafen können …
    »Gute Nacht«, erklärte F’tehr. »Und schöne Träume!«
    Nein, nicht doch! Er wollte etwas sagen, aber da war dieser dunkle Sog, der an ihm zerrte.
    S’briina tat es für ihn. »F’tehr!«, wies sie ihn zurecht. »Man wünscht einem Jombuuraner keine Träume!«
    Niemandem, dachte Kelwitt. Denn der Punkt der Wahrheit existiert in jedem Geist, lehrt Jamuuni. Aber als er das dachte, schlief er schon, und endlich war es ein tiefer, traumloser Schlaf.
    Sie kamen gerade alle drei die Treppe herunter, hochzufrieden mit sich und ihrer Planschbecken-Aktion – die möglicherweise den Ruf der Erde als gastfreundlichen Planeten in der Milchstraße gerettet hatte, wer weiß? -, als es an der Tür klingelte. In der Annahme, es sei Thilo, der mal wieder den Hausschlüssel vergessen hatte, öffnete Nora, ohne zuvor einen Blick durch den Spion zu werfen, doch es war Lothar Schiefer, der ohne Zögern eintrat und sofort Anstalten machte, seinen Kaschmirmantel auszuziehen.
    »Hallo, Nora, hallo, Sabrina, wie geht’s euch?«, meinte er dabei gut gelaunt. Dass die Angesprochenen wie versteinert standen und sein Tun fassungslos verfolgten, schien er nicht zu bemerken. »Einen schönen Abend allerseits. Und, Wolfgang, alles klar?«
    »Hallo, Lothar«, brachte Mattek mühsam heraus. Nora fing an, hinter Lothars Rücken mit den Augen zu rollen wie wild. »Waren wir verabredet?«
    »Verabredet? Was heißt verabredet?« Lothar breitete die Arme aus. »Hast du etwa unseren Männerabend vergessen?« Wolfgang Mattek machte den Mund auf, und dann machte er ihn wieder zu. Der Männerabend! Den hatte er in der Tat vergessen. Sie trafen sich alle vier Wochen, jeweils mittwochs und jeweils abwechselnd bei einem von ihnen beiden zu Hause. In der Regel, um den Abend über in seinem Arbeitszimmer zu sitzen, nach und nach eine gepflegte Flasche Rotwein niederzumachen und dabei über Gott und die Welt zu reden, meistens jedoch über die Welt und wie sich Geld in ihr verdienen ließ.
    Ausgeschlossen, das heute Abend so wie immer durchzuziehen und dabei so zu tun, als sei nichts. Als schliefe nicht im Zimmer darüber ein Außerirdischer aus unvorstellbaren galaktischen Tiefen einen unruhigen Schlaf in einem wassergefüllten, plätschernden, quietschenden Kinderplanschbecken …
    Er brauchte Nora nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie das Gleiche dachte.
    »Also, Lothar, um ehrlich zu sein«, begann er, fasste den Freund am Arm, holte ihre Mäntel vom Haken und dirigierte sie beide sanft in Richtung Haustür, »es war mir tatsächlich entfallen. Und um ganz ehrlich zu sein, es passt Nora heute auch überhaupt nicht. Weihnachten, du verstehst … Aber da du schon einmal da bist, lass uns doch in diese Weinstube gehen, von der du neulich erzählt hast. Ich lade dich ein, in Ordnung?«

14
    »Vierzigtausend Mark!«, stöhnte Hermann Hase

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