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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Bezahlung wofür? Aron sah Louise fragend an, doch sie hatte keine Antwort. Es gab weitere Posten. Im Frühjahr 2000 waren große Summen auf Henriks Konto eingegangen. Aron rechnete aus, daß Henrik insgesamt 250 000 Dollar bekommen hatte.
    »Er hat über große Geldsummen verfügt. Das meiste hat er verbraucht. Wofür, wissen wir nicht. Aber diese Wohnung hat er sich allemal leisten können. Und er konnte reisen, soviel er wollte.«
    Louise merkte, daß Aron immer tiefer in Henriks Welt verschwand. Sie erkannte, daß Aron sich Sorgen machte.
    Er sieht es vielleicht deutlicher als ich. Es ist viel zuviel Geld, das von nirgendwoher gekommen ist.
    Aron suchte und murmelte etwas von Sackgassen.
    »Genau wie diese Adresse hier.>Christus-Sackgasse<.«
    »Henrik hat oft davon gesprochen, daß er nicht an Zufälle
    glaubt.«
    »Mit dem vielen Geld, das er zur Verfügung hatte, konnte
    er natürlich jede Adresse wählen, die er wollte.«
    Aron gab über die Tastatur neue Befehle ein. Plötzlich hielt er inne.
    Louise hockte vor einem Bücherregal. »Was ist?«
    »Etwas öffnet sich. Ich weiß nicht, was es ist.«
    Auf dem Schirm leuchtete etwas auf, das wie dichtes Schneetreiben aussah. Dann klärte sich das Bild. Beide beugten sich vor, Louise dicht an Arons Wange. Ein Text trat hervor:
    »Die Lampe in Diogenes' Hand. Ich erkenne jetzt, daß ich in einer Zeit lebe, in der das Verbergen von Wahrheiten in den Rang der Kunst und der Wissenschaft erhoben worden ist. Wahrheiten, die früher wie selbstverständlich ans Licht kommen durften, werden heute verborgen gehalten. Ohne eine Lampe in der Hand ist es nahezu unmöglich, nach einem Menschen zu suchen. Kälte Windstöße lassen das Licht der Lampe erlöschen. Man kann wählen, ob man es gelöscht läßt oder neu anzündet. Und weiter nach Menschen sucht.«
    »Was meint er?« fragte Aron.
    »Diogenes bat Alexander, beiseite zu treten, weil er ihm die Sonne verdeckte«, antwortete Louise. »Diogenes ging mit einer Lampe herum und suchte nach einem Menschen. Einem richtigen Menschen aus einem Guß, einem moralischen Wesen. Er verhöhnte die Gier und die Einfalt. Ich habe gehört, daß Sicherheits- und Detektivbüros seinen Namen als Symbol verwendet haben. Die Lichtträger, die dem Dunkel Widerstand leisten.«
    Sie fuhren fort in der Lektüre des Aktionsprogramms, das Henrik sich selbst gegeben hatte: »Drei von all den Trollen, die die drei Böcke Bruse im Märchen bekämpfen, machen mir mehr angst als andere. >Winkelman and Harrison< mit ihrer geheimen Genforschung in dem großen Komplex in Virginia, der merkwürdigerweise nicht weit vom CIA-Hauptquartier in Langley entfernt liegt. Niemand weiß, was eigentlich hinter den grauen Mauern geschieht, aber englische Kopfjäger, die illegales Geld aus Drogen- und Waffengeschäften, ja sogar Überschüsse aus dem Geschäft mit Sexsklaven in Europa und Südamerika aufspüren, haben Kanäle bis ins Innere von >Winkelman and Harrison< gefunden. Der Haupteigner ist ein unscheinbarer Mann mit Namen Riverton, der auf den Cayman Islands leben soll, aber niemand weiß etwas Genaues. Der zweite Troll ist der Schweizer Konzern Balco, der nach außen hin vorgibt, Forschungsprojekte für neue Antibiotika zu betreiben, die gegen resistente Bakterienstämme wirken sollen. Doch dahinter geschieht etwas anderes. Es gehen Gerüchte über geheime Versuchsstationen in Malawi und Tansania um, wo Aidsmedikamente getestet werden, aber niemand hat einen Einblick in das, was tatsächlich geschieht. Der dritte Troll schließlich hat nicht einmal einen Namen. Aber in Südafrika gibt es eine Anzahl Forscher, die in aller Heimlichkeit mit Aids arbeiten. Es gibt Gerüchte über seltsame Todesfälle, über Menschen, die einfach verschwinden. Niemand weiß etwas, aber wenn die Lampen erlöschen, müssen sie wieder angezündet werden.«
    Aron lehnte sich zurück. »Zuerst spricht er von einer einzigen Lampe. Dann sind es plötzlich mehrere. Was bedeutet das? Eine Gruppe von Menschen, die versuchen, hinter die Kulissen der großen Pharmakonzerne zu leuchten?«
    »Das könnte Henrik sein. Auch wenn ich glaubte, ich hätte ihn gegen jeden Gedanken daran immun gemacht, in der Erde nach Geheimnissen zu graben.«
    »Wollte er nie werden wie du?«
    »Archäologe? Nie. Er hat es schon als Kind verabscheut, in Sandkästen zu spielen.«
    Aron zeigte auf den leuchtenden Bildschirm. »Er muß gute Computerkenntnisse gehabt haben. Seine Software ist im übrigen nicht die

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