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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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davon gehört.«
    »Moment mal!« Ich schnalze mit der Zunge, als mir plötzlich etwas klar wird. »Du hast meinen Namen gerufen. Kennen wir uns?«
    Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ich sehe, dass er mich ungläubig mustert. Als suchte er nach irgendetwas.
    »Du erinnerst dich nicht an mich?«, sagt er schließlich.
    »Ah, nein«, sage ich mit bedauerndem Achselzucken. »Tut mir leid. Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein. Ich kann mich an niemanden erinnern, den ich in den letzten drei Jahren kennengelernt habe. Nicht an meine Freunde ... nicht mal an meinen Mann. Am Anfang war er mir total fremd! Mein eigener Mann! Ist das zu glauben?«
    Ich lächle ... doch der Typ lächelt nicht zurück und zeigt auch kein Mitgefühl. Ehrlich gesagt, macht mich seine Miene ein bisschen nervös.
    »Soll ich den Wagen einparken?«, sagt er schroff.
    »Oh. Ja, bitte!« Ängstlich werfe ich einen Blick auf meine linke Hand, die nach wie vor krampfhaft die Handbremse festhält. »Kann ich loslassen? Oder rollt der Wagen dann an?«
    Ein winziges Lächeln zuckt über sein Gesicht. »Nein. Der rollt nicht an. Du kannst loslassen.«
    Vorsichtig löse ich meine verkrampfte Hand und schüttle sie aus.
    »Vielen, vielen Dank!«, sage ich und steige aus. »Das ist mein neues Auto. Wenn ich es kaputtgemacht hätte ... Ich wage gar nicht, daran zu denken ...« Bei der bloßen Vorstellung verziehe ich das Gesicht. »Mein Mann hat es mir gekauft, als Ersatz für das kaputte. Kennst du ihn? Eric Gardiner?«
    »Ja«, sagt er nach einer Pause. »Ich kenne ihn.«
    Er steigt in den Wagen, schließt die Tür und gibt mir Zeichen, dass ich aus dem Weg gehen soll. Schon hat er den Wagen rückwärts an Ort und Stelle eingeparkt.
    »Danke!«, sage ich aus vollem Herzen, als er aussteigt. »Ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen.«
    Ich warte darauf, dass er »Kein Problem« oder »Jederzeit« sagt, aber anscheinend ist er mit seinen Gedanken woanders.
    »Was sagen die zu deiner Amnesie?«, fragt er und blickt unvermittelt auf. »Hast du dein Gedächtnis für immer verloren?«
    »Es könnte jederzeit wiederkommen«, erkläre ich. »Aber vielleicht auch nicht. Das kann niemand sagen. Ich muss mich wieder neu zurechtfinden. Eric ist mir dabei eine große Hilfe und erklärt mir alles über unsere Ehe und so. Er ist der perfekte Ehemann!« Ich lächle wieder, um die Situation aufzulockern. »Und ... wie passt du ins Bild?«
    Der dunkelhaarige Mann reagiert nicht im Geringsten. Er hat seine Hände in den Hosentaschen und blickt zum Himmel auf. Ich weiß wirklich nicht, was er für ein Problem hat.
    Schließlich lässt er den Kopf sinken und mustert mich mit verzerrter Miene, fast als hätte er Schmerzen. Vielleicht hat er das. Vielleicht hat er Kopfschmerzen oder irgendwas.
    »Ich muss los«, sagt er.
    »Okay. Also, vielen Dank noch mal«, sage ich höflich. »Wirklich nett, dich kennenzulernen. Ich meine, ich weiß, wir sind uns in meinem früheren Leben schon begegnet, aber ... du weißt schon, was ich meine!« Ich reiche ihm die Hand ... doch er starrt sie nur an, als wüsste er damit nichts anzufangen.
    »Bye, Lexi.« Er macht auf dem Absatz kehrt.
    »Bye ...«, rufe ich ihm noch hinterher. Was für ein komischer Vogel. Er hat mir nicht mal seinen Namen gesagt.

NEUN
    Fi ist einer der gradlinigsten Menschen, die ich kenne. Wir haben uns mit sechs Jahren kennengelernt, als ich die Neue auf dem Schulhof war. Damals war sie schon einen Kopf größer als ich, trug ihr dunkles Haar zu Zöpfchen geflochten und sprach mit lauter, selbstbewusster Stimme. Sie erklärte mir, mein Plastiksprungseil sei Mist und zählte lauthals alle Mängel auf. Und dann, als ich schon losheulen wollte, bot sie mir ihres zum Spielen an.
    So ist Fi. Mit ihrer Schroffheit stößt sie andere Leute manchmal vor den Kopf, und das weiß sie auch. Wenn sie was Unpassendes gesagt hat, verdreht sie die Augen und hält sich den Mund zu. Aber im Grunde ist sie warmherzig und nett. Und in Meetings ist sie großartig. Wenn andere herumsalbadern, kommt sie direkt zur Sache, ohne Umschweife.
    Fi hat mir überhaupt erst die Idee in den Kopf gesetzt, mich bei Deller Carpets zu bewerben. Sie arbeitete bereits zwei Jahre dort, als Frensbaws, die Firma, bei der ich vorher war, von einem spanischen Unternehmen übernommen wurde und ein paar von uns ihrer betriebsbedingten Kündigung zustimmten. Es gab eine freie Stelle in der Abteilung Bodenbeläge, und Fi schlug vor, ich solle

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