Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dachte mir, wir könnten uns erst in meinem Büro etwas unterhalten und dann kurz beim Etat-Meeting reinschauen. Sie werden sicher Ihre Abteilung sehen wollen!«
    »Super! Gute Idee.«
    Meine Abteilung. Früher hatte ich einen Schreibtisch und einen Hefter.
    Wir fahren mit dem Fahrstuhl hinauf, steigen im zweiten Stock aus, und Dana fuhrt mich in ihr Büro.
    »Nehmen Sie Platz.« Sie schiebt einen plüschigen Sessel heran und setzt sich an ihren Schreibtisch. »Nun, also, wir müssen über Ihren ... Zustand sprechen.« Sie senkt diskret ihre Stimme, als hätte ich ein peinliches Gebrechen. »Sie leiden unter Gedächtnisverlust.«
    »Das ist richtig. Aber abgesehen davon, bin ich wiederhergestellt.«
    »Gut!« Sie kritzelt etwas auf ihren Notizblock. »Und ist dieser Gedächtnisverlust bleibender oder vorübergehender Natur?«
    »Also ... die Ärzte halten es für möglich, dass ich mich jeden Moment wieder an alles erinnern kann.«
    »Wunderbar!« Ihre Miene hellt sich auf. »Von unserem Standpunkt aus betrachtet, wäre es natürlich schön, wenn Sie sich bis zum Einundzwanzigsten wieder vollständig erinnern könnten. Denn dann findet unsere Vertriebskonferenz statt«, fugt sie hinzu und mustert mich erwartungsvoll.
    »Gut«, sage ich nach einer Pause. »Ich will tun, was in meiner Macht steht.«
    »Mehr kann man wohl nicht verlangen!« Sie lacht fröhlich und schiebt ihren Stuhl zurück. »Dann lassen Sie uns Simon und den anderen Hallo sagen. Sie erinnern sich an Simon Johnson, unseren Geschäftsfuhrenden Direktor?«
    »Selbstverständlich!«
    Wie könnte ich den obersten Chef der Firma vergessen? Ich weiß noch, wie er bei der Weihnachtsfeier eine Rede gehalten hat. Ich erinnere mich, wie er in unserer Abteilung auftauchte und nach unseren Namen fragte, wobei Gavin ihm wie ein Lakai hinterhergedackelt ist. Und heutzutage sitze ich mit ihm in Meetings!
    Ich gebe mir alle Mühe, meine Nervosität zu verbergen, als ich Dana den Flur entlang folge und dann mit ihr im Fahrstuhl hinauf in den achten Stock fahre. Forsch fuhrt sie mich zum Konferenzraum, klopft an die schwere Tür und drückt sie auf.
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber Lexi kommt uns besuchen.«
    »Lexi! Unser Superstar!« Simon Johnson erhebt sich von seinem Sessel am Kopfende des Tisches. Er ist groß und breitschultrig gebaut, wie ein Ex-Offizier mit schütterem, braunem Haar. Er kommt mir entgegen, packt meine Hände, als wären wir alte Freunde, und küsst mich auf die Wange. »Wie geht es Ihnen, meine Liebe?«
    Simon Johnson hat mich eben geküsst. Der oberste Chef unserer Firma hat mich geküsst.
    »Oh ... gut, danke!« Ich versuche, die Fassung zu bewahren. »Schon viel besser.«
    Ich drehe mich um und sehe eine ganze Bande mächtiger Firmenleute in Anzügen. Byron, der früher mein direkter Vorgesetzter war, sitzt auf der anderen Seite vom Konferenztisch. Er ist blass und schlaksig, mit dunklen Haaren, und er trägt wie immer eine dieser bedruckten Retrokrawatten. Er schenkt mir ein verkniffenes Lächeln, und ich grinse zurück, freue mich, dass ich hier jemanden kenne.
    »Sie haben sich ganz schön den Kopf gestoßen, wie man hört«, sagt Simon Johnson mit vornehmer, klangvoller Stimme.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Kommen Sie bloß bald zurück!« Er tut, als wollte er mich drängen. »Unser Byron hier macht sich zu gut auf Ihrem Platz.« Er deutet auf Byron. »Ob Sie allerdings darauf bauen können, dass er Ihr Budget auch hütet...«
    »Ich weiß nicht.« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Muss ich mir denn Sorgen machen?«
    Am Tisch wird zustimmendes Gelächter laut, und ich sehe, wie Byron mir böse Blicke zuwirft.
    Ehrlich, ich wollte nur einen Witz machen.
    »Im Ernst, Lexi. Wir müssen dringend unser Gespräch von neulich noch mal aufgreifen.« Simon Johnson nickt mir vielsagend zu. »Wir essen zusammen, sobald Sie wieder auf dem Damm sind.«
    »Unbedingt.« Ich versuche, seinem selbstbewussten Tonfall zu entsprechen, obwohl ich keine Ahnung habe, wovon er eigentlich redet.
    »Simon.« Diskret tritt Dana vor. »Die Arzte wissen nicht, ob Lexis Amnesie bleibt oder nicht. Sie könnte Probleme damit haben, sich zu erinnern ...«
    »In unserer Branche vielleicht von Vorteil«, wirft ein Mann mit Halbglatze ein, und wieder wird am Tisch gelacht.
    »Lexi, ich setze großes Vertrauen in Sie«, sagt Simon Johnson mit fester Stimme. Er wendet sich einem rothaarigen Mann zu. »Daniel, Sie beide sind sich noch nicht begegnet, oder? Daniel

Weitere Kostenlose Bücher