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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist unser neuer Controller. Daniel, Sie kennen Lexi vielleicht aus dem Fernsehen ...?«
    »Stimmt!« Im Gesicht des Mannes sehe ich, dass ihm langsam etwas dämmert, als wir uns die Hände geben. »Sie sind also das Wunderkind, von dem ich gehört habe.«
    Wunderkind?
    »Nicht wirklich«, sage ich etwas unsicher, und man lacht.
    »Nur nicht so bescheiden!« Simon schenkt mir ein warmherziges Lächeln, dann wendet er sich Daniel zu. »Diese junge Dame hat einen kometenhaften Aufstieg in unserer Firma hinter sich. In anderthalb Jahren von der Juniorassistentin zur Abteilungsleiterin. Wie ich Lexi schon oft genug gesagt habe ... Es war ein Wagnis, ihr den Job zu geben, aber ich habe es bisher keinen einzigen Moment bereut. Sie ist als Führungskraft ein Naturtalent. Sie ist inspirierend. Sie ist rund um die Uhr im Einsatz, sie hat ein paar spannende Zukunftsvisionen in petto ... sie ist eine sehr, sehr tüchtige Mitarbeiterin unserer Firma.«
    Als Simon fertig ist, strahlt er mich an. Ebenso der Typ mit der Halbglatze und ein paar andere.
    Ich stehe komplett unter Schock. Mein Gesicht ist puterrot, meine Beine drohen nachzugeben. So hat noch nie jemand von mir gesprochen. In meinem ganzen Leben nicht.
    »Tja, also ... danke!«, stottere ich schließlich.
    »Lexi.« Simon deutet auf einen leeren Sessel. »Können wir Sie überreden, an unserem Etat-Meeting teilzunehmen?«
    »Ah ...« Hilfesuchend sehe ich zu Dana hinüber.
    »Sie bleibt heute nicht lange, Simon«, sagt Dana. »Wir sind eigentlich auf dem Weg zu den Bodenbelägen.«
    »Natürlich.« Simon Johnson nickt. »Nun, da entgeht Ihnen aber was. Ein Etat-Meeting ist doch das reinste Vergnügen!« Er hat Lachfältchen um die Augen.
    »Wussten Sie denn nicht, dass ich das alles nur veranstaltet habe, um nicht an Etat-Meetings teilnehmen zu müssen?«
    Ich deute auf meinen Kopf, und wieder lacht der ganze Raum.
    »Bis bald, Lexi«, sagt Simon Johnson. »Passen Sie gut auf sich auf!«
    Als Dana und ich den Konferenzraum verlassen, bin ich ganz berauscht vor lauter Euphorie. Ich kann gar nicht glauben, was da eben passiert ist. Ich habe mit Simon Johnson geschäkert. Ich bin ein Wunderkind! Ich habe strategische Zukunftsvisionen!
    Ich hoffe nur, ich habe sie irgendwo aufgeschrieben.
    »Und können Sie sich erinnern, wo die Abteilung Bodenbeläge ist?«, sagt Dana, als wir mit dem Fahrstuhl wieder hinunterfahren. »Bestimmt werden Sie schon sehnsüchtig erwartet.«
    »Ich freue mich auch!«, sage ich mit wachsendem Selbstvertrauen. Wir steigen aus dem Fahrstuhl, und Danas Handy trällert. »Ach, du je!«, sagt sie mit einem Blick darauf. »Ich sollte das Gespräch annehmen. Wollen Sie vielleicht schon mal vorgehen, und wir treffen uns da?«
    »Natürlich!« Ich laufe den Flur entlang. Er sieht so aus wie immer, mit demselben braunen Teppich, Brandschutzhinweisen und Plastikpflanzen. Die Abteilung Bodenbeläge befindet sich geradeaus links. Und rechts - genau gegenüber - ist Gavins Büro.
    Beziehungsweise, mein Büro.
    Mein eigenes, persönliches Büro.
    Eine Weile stehe ich draußen vor der Tür und kann mich nicht entschließen, hineinzugehen. Es ist kaum zu fassen, dass das mein Büro sein soll. Mein Job.
    Ganz ruhig. Kein Grund zur Sorge. Ich bin der Aufgabe gewachsen. Simon Johnson hat esselbst gesagt. Als ich den Türgriff nehmen will, sehe ich, wie ein etwa zwanzigjähriges Mädchen aus dem Großraumbüro gelaufen kommt. Vor Schreck hält sie sich den Mund zu.
    »Oh!«, sagt sie. »Lexi! Sie sind wieder da!«
    »Ja.« Unsicher starre ich sie an. »Seien Sie mir nicht böse, ich hatte einen Unfall, und ich kann mich nicht mehr erinnern ...«
    »Ja, ich weiß.« Sie wirkt nervös. »Ich bin Cläre. Ihre Assistentin.«
    »Oh, Hi! Nett, Sie kennenzulernen! Ich sitz also hier drinnen?« Ich deute auf Gavins Tür.
    »Genau. Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee bringen?«
    »Ja, bitte!« Ich gebe mir Mühe, meine Begeisterung zu verbergen. »Das wäre nett.«
    Ich habe eine Assistentin, die mir tassenweise Kaffee bringt. Ich habe es also tatsächlich bis nach oben geschafft. Ich trete in das Büro ein und lasse die Tür mit einem wohltuenden Klicken ins Schloss fallen.
    Wow. Ich hatte ganz vergessen, wie groß dieses Zimmer ist. Es hat einen geschwungenen Schreibtisch und eine Pflanze und ein Sofa. Ich lege meine Aktenmappe auf den Schreibtisch und trete ans Fenster. Ich habe sogar einen Ausblick! Zugegeben, auf das Nachbarhochhaus, aber immerhin. Es ist meiner! Ich bin

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