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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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gänzlich unbeeindruckt.
    »Bitte?« Ich stutze, atemlos.
    »Boden schreibt man mit E.« Sie verdreht die Augen. Die beiden Mädchen neben ihr kichern hinter vorgehaltener Hand, während Carolyn und Debs mich nur mit offenem Mund anstarren.
    »Stimmt«, sage ich, völlig durcheinander. »Jedenfalls ... gut gemacht... gute Arbeit ...«
    »Und kommen Sie jetzt wieder, Lexi?«, will eine Frau in Rot wissen.
    »Noch nicht sofort ...«
    »Meine Spesenabrechnung müsste dringend unterschrieben werden.«
    »Meine auch!«, sagen etwa sechs Leute.
    »Hast du schon mit Simon über unsere Zielvorgaben gesprochen?« Melanie tritt vor, runzelt die Stirn. »Die sind völlig unerfüllbar, weil ...«
    »Was ist mit den neuen Computern?«
    »Haben Sie meine E-Mail gelesen?«
    »Ist die Bestellung von der Thorne Group geklärt?«
    Plötzlich kommen alle im Raum auf mich zu, stellen Fragen. Ich verstehe kaum eine davon, weiß gar nicht, was sie bedeuten sollen.
    »Keine Ahnung!«, sage ich verzweifelt. »Es tut mir leid, ich kann mich nicht erinnern ... wir sehen uns später!«
    Schwer atmend weiche ich zurück, auf den Gang hinaus, in mein Büro. Dort knalle ich die Tür hinter mir zu.
    Hilfe! Was hatte das denn zu bedeuten?
    Es klopft an der Tür. »Hallo?«, rufe ich mit erstickter Stimme.
    »Hi!«, sagt Cläre und kommt mit einem riesigen Stapel von Briefen und Unterlagen herein. »Tut mir leid, wenn ich Sie belästige, Lexi, aber wenn Sie schon mal da sind: Könnten Sie vielleicht kurz einen Blick darauf werfen? Sie müssen dringend Tony Dukes von Biltons zurückrufen und die Zahlung an Sixpack anweisen und diese Verzichtserklärungen unterschreiben, und ein Mensch namens Jeremy Northpool hat mehrfach angerufen und gesagt, er hofft, man käme wieder miteinander ins Gespräch ...«
    Sie hält mir einen Schreiber hin. Sie geht davon aus, dass ich sofort loslege.
    »Ich kann überhaupt nichts entscheiden«, sage ich verzweifelt. »Ich kann nichts unterschreiben. Ich habe noch nie was von Tony Dukes gehört. Ich kann mich an das alles nicht erinnern!«
    »Oh.« Cläres Stapel neigt sich ein wenig, während sie mich mit großen Augen mustert. »Na dann ... und wer leitet jetzt die Abteilung?«
    »Ich weiß nicht. Ich meine ... ich. Ich mach es ja. Ich brauch nur noch ein bisschen Zeit ... Hören Sie zu, lassen Sie alles hier.« Ich versuche, mich zusammenzureißen. »Ich seh es mir mal an. Vielleicht fällt mir alles wieder ein.«
    »Okay«, sagt Cläre erleichtert. Sie legt den Stapel auf meinen Schreibtisch. »Ich bringe Ihnen erst mal Ihren Kaffee.«
    Mir dreht sich alles. Ich setze mich an den Schreibtisch und nehme den ersten Brief in die Hand. Es geht um eine Beschwerde. »Wie Sie sich denken können ... erwarten wir eine umgehende Antwort.«
    Ich blättere zum nächsten Dokument. Es ist eine monatliche Erwartungsrechnung für alle Abteilungen der Firma. Sie enthält sechs Statistiken, und daran klebt ein gelber Notizzettel, auf den jemand etwas geschrieben hat. »Was meinen Sie dazu, Lexi?«
    »Ihr Kaffee ...« Cläre klopft leise an die Tür.
    »Ah, ja!«, sage ich und bemühe mich um einen chefmäßigen Ton. »Danke, Cläre.« Als sie die Tasse abstellt, deute ich auf die Statistiken. »Sehr interessant. Ich werde ... meine Überlegungen dazu später ausformulieren.«
    Sobald sie draußen ist, sinkt mein Kopf auf die Tischplatte. Was soll ich nur tun? Dieser Job ist richtig schwer. Ich meine ... er ist echt so richtig schwer.
    Wie soll ich das nur schaffen? Woher weiß ich, was ich sagen soll, welche Entscheidungen ich treffen soll? Es klopft schon wieder. Eilig setze ich mich aufrecht hin und schnappe mir wahllos irgendein Blatt Papier.
    »Alles in Ordnung, Lexi?« Es ist Byron, mit einer Flasche Wasser und einem Stapel Unterlagen. Er steht an den Türrahmen gelehnt, und aus seinen weißen Hemdsärmeln ragen knochige Handgelenke. An einem trägt er eine überdimensionierte Hightech-Armbanduhr, die bestimmt teuer war, aber total albern aussieht.
    »Prima! Sehr gut! Ich dachte, Sie sind im Etat-Meeting.«
    »Wir machen Mittagspause.«
    Er hat so eine leiernde, sarkastische Art zu sprechen, als wäre man ein kompletter Idiot. Ehrlich gesagt, bin ich mit Byron noch nie besonders gut ausgekommen. Jetzt schweift sein Blick über die Papiere auf meinem Schreibtisch. »Schon wieder am Ball, wie ich sehe?«
    »Noch nicht so ganz.« Ich lächle, aber er lächelt nicht zurück.
    »Haben Sie sich schon entschieden, was Sie wegen Tony

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