Kennen Wir Uns Nicht?
hier der Boss! Vor lauter Begeisterung muss ich richtig lachen, als ich mich einmal um mich selbst drehe und dann auf das Sofa hüpfe. Ich springe ein paarmal auf und ab und erstarre, als es an der Tür klopft.
Verdammt. Wenn jetzt jemand hereinkommt und mich so sieht ... Ich atme einmal tief durch, dann wetze ich zum Schreibtisch, nehme mir irgendein Blatt Papier und lese es mit ernster Miene.
»Ja, bitte?«
»Lexi!« Dana kommt hereingerauscht. »Richten Sie sich schon wieder häuslich ein? Cläre hat mir berichtet, Sie hätten sie gar nicht erkannt! Das wird ganz schön knifflig für Sie werden, was? Ich war mir nicht darüber im Klaren, wie sehr ...« Sie schüttelt den Kopf, legt ihre Stirn in Falten. »Sie können sich also an rein gar nichts mehr erinnern?«
»Nun ... nein«, gebe ich zu. »Aber bestimmt fallt mir alles bald wieder ein. Früher oder später.«
»Hoffentlich haben Sie recht!« Sie sieht etwas besorgt aus. »Gut. Dann lassen Sie uns durch die Abteilung gehen, damit Sie sich mit allen wieder vertraut machen können ...«
Wir gehen hinaus, und plötzlich sehe ich Fi aus dem Großraumbüro kommen, in einem knappen, schwarzen Rock mit Stiefeln und einem grünen, ärmellosen Top. Sie sieht ganz anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte, mit einer neuen, roten Strähne im Haar und irgendwie schmaler. Aber sie ist es. Sie trägt sogar dieselben Schildpatt-Armreifen wie früher.
»Fi!«, rufe ich begeistert und lasse fast meine Mappe fallen. »Ich werd verrückt! Ich bin‘s, Lexi! Hi! Ich bin wieder da!«
Fi zuckt sichtlich zusammen. Sie dreht sich um und starrt mich ein paar Sekunden lang nur an, als wäre ich nicht ganz bei Trost.
Wahrscheinlich klinge ich tatsächlich etwas übertrieben begeistert. Aber ich freue mich einfach so, sie wiederzusehen!
»Hi, Lexi«, sagt sie schließlich und beäugt mich. »Wie geht‘s?«
»Gut!«, sage ich, und die Worte taumeln eifrig aus meinem Mund. »Wie geht es dir? Du siehst toll aus! Deine neue Frisur gefallt mir!«
Inzwischen starren mich alle an.
»Wie dem auch sei ...« Ich zwinge mich, gefasster zu klingen. »Vielleicht können wir nachher ein bisschen plaudern? Mit den anderen?«
»Hm ...ja.« Fi nickt, ohne mich anzusehen.
Warum ist sie so abweisend? Was ist los? Das Ganze ist mir plötzlich unheimlich. Vielleicht hat sie deshalb auf keine meiner Nachrichten geantwortet. Wir haben uns total zerstritten. Und die anderen sind auf ihrer Seite. Ich kann mich einfach nur nicht mehr daran erinnern ...
»Nach Ihnen, Lexi!« Dana fuhrt mich ins Großraumbüro. Fünfzehn Augenpaare blicken auf, und ich verberge meine Panik.
Es ist so abgefahren.
Ich sehe Carolyn und Debs und Melanie und andere, die ich kenne. Alles vertraute Gesichter ... nur drei Jahre älter. Ihre Haare und ihr Make-up und was sie anhaben, hat sich verändert. Debs hat superbraune Arme und sieht aus, als wäre sie gerade im Urlaub gewesen, irgendwo weit weg. Carolyn trägt eine neue, rahmenlose Brille, und ihr Haar ist noch kürzer als sonst ...
Da ist mein Schreibtisch. Ein Mädchen mit blondierten Zöpfen sitzt daran und scheint sich ganz heimisch zu fühlen.
»Sie wissen alle, dass Lexi seit ihrem Unfall krankgeschrieben ist«, verkündet Dana. »Wir freuen uns über ihre kleine Stippvisite. Ihre Verletzungen haben gewisse Nebenwirkungen zur Folge, insbesondere einen Gedächtnisverlust. Sicher werden Sie ihr alle helfen, sich wieder zu erinnern, und heißen sie herzlich willkommen!« Sie dreht sich zu mir um und murmelt: »Lexi, möchten Sie ein paar motivierende Worte an Ihre Abteilung richten?«
»Motivierende Worte?«, wiederhole ich unsicher.
»Einfach irgendwas Inspirierendes.« Dana strahlt mich an. »Bauen Sie die Truppe auf .« Wieder trällert ihr Handy. »Entschuldigung. Verzeihen Sie.« Eilig läuft sie auf den Gang hinaus, und ich bleibe allein zurück, stehe meiner Abteilung gegenüber.
Komm schon. Simon Johnson sagt, ich bin als Führungskraft ein Naturtalent. Ich kann das!
»Also ... hallo alle zusammen!« Ich deute ein Winken an, das niemand erwidert. »Ich wollte nur sagen, dass ich bald wieder da bin, und ... äh ... weiter so ...« Ich suche nach etwas Motivierendem. »Wer ist die beste Abteilung in der Firma? Wir! Wer ist der absolute Hit? Bodenbeläge!« Ich balle meine Faust in der Luft wie ein Cheerleader. »B! O! D! N! B! ...«
»Da fehlt ein E«, unterbricht mich ein Mädchen, das ich nicht kenne. Mit verschränkten Armen steht es da,
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