Kennwort: Schwarzer Ritter
aber noch wichtiger, er musste über die wesentlichen Dinge nachdenken – zum Beispiel, dass er seinen Job zurückbekommen musste. Wenn er diese Worte wie ein Mantra wiederholte, dann würde es ihm gelingen.
Der Wind hatte aufgefrischt und trug den scharfen Geruch vom Meer mit sich. Er konnte bereits die Freudenschreie der Kinder hören, die mit dem Karussell auf dem Marktplatz fuhren. Auch das löste bei ihm einige Erinnerungen aus. Er hatte sich gegenüber seinen Kindern sicher nicht immer richtig verhalten, aber sie hatten gute Zeiten zusammen verlebt. Bald würde es wieder so sein.
Das war mehr, als das Baby der Buchanans jemals erwarten konnte.
Als Jessica die Bäckerei verließ, spürte Todd sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Was ist passiert?“ fragte er, während er ihren Gesichtsausdruck studierte. „Du zitterst ja. Ist dir schlecht? Hat es mit dem Baby zu tun?“
„Mir geht’s gut.“ Sie sah sich um. „Lass uns vor hier verschwinden.“
„Jess, du machst mir Angst.“
Sie sprach erst wieder, als sie im Auto saßen. „Jemand weiß über dich Bescheid“, sagte sie mit zitternder Stimme.
Er versuchte, das Gefühl von Panik zu verdrängen, das über ihm einzustürzen drohte. Das musste er um Jessicas willen tun. „Wer ist es?“
„Er heißt Emile Sardoux. Er arbeitet in einem Autoersatzteil-Laden hier in der Stadt.“
„Woher weißt du das alles?“
Sie spielte mit dem Anhänger um ihren Hals, dem kleinen baskischen Kreuz, das er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. „Yvette von der
boulangerie
hat es mir erzählt. Der Mann hat Fragen gestellt – in der Bäckerei und wahrscheinlich auch noch anderswo.“
„Was hat Yvette ihm denn erzählt?“
„Nichts. Sie ist zu diskret, um über Kunden zu reden.“
„Weiß er, wer ich bin?“
„Das weiß ich nicht. Er sprach von dir als
Monsieur
Adler. Yvette hat ihm nur gesagt, dass du ein Kunde bist, sonst nichts.“
„Was wollte er denn genau wissen?“
„Seit wann du in der Stadt bist, woher du kommst. Solche Sachen eben.“
Todd schaute in den Rückspiegel. „Wie sieht er aus?“
„Mitte vierzig, schlank, hellbraunes Haar, gut angezogen, gute Manieren.“ Sie drehte sich in ihrem Sitz herum und schaute nach hinten. „Er muss uns beobachtet haben, Will. Und wenn er gerade hinter uns her ist?“
„Das ist er nicht.“
„Woher willst du das wissen? Vor ein paar Tagen hast du selbst geglaubt, dass jemand dich beschattet. Wie kannst du dann jetzt sagen, dass uns niemand folgt?“
An ihrer Stimme konnte Todd erkennen, dass es mit ihrer Selbstbeherrschung, die sie seit Verlassen der Bäckerei bewahrt hatte, bald vorbei war. Er nahm ihre Hand und drückte sie. „Ich habe mich umgesehen, Jess. Niemand fährt hinter uns her.“
Sie wirkte nicht überzeugt. „Ich habe Angst.“
„Jess, überleg doch mal. Warum sollte sich ein Verkäufer von Autoersatzteilen für uns interessieren?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er ein amerikanischer Undercover-Agent, der so tut, als sei er Franzose.“
„Yvette wüsste es, wenn er Ausländer wäre.“
„Soll ich zurückgehen und sie fragen?“
„Nein. Wir wollen schließlich keine Aufmerksamkeit erregen.“
„Was sollen wir denn jetzt tun?“
Das hätte er selbst gerne gewusst. Er hatte sich hier so sicher gefühlt und war davon überzeugt gewesen, dass ihn hier niemand finden würde.
„Das ist alles meine Schuld“, meinte Jess, während sie durch die Windschutzscheibe starrte. „Wenn ich nicht darauf gedrängt hätte, einen Anwalt zu konsultieren, dann wäre das alles nicht passiert.“
„Es ist nicht deine Schuld.“ Todd drückte ihre Hand und versuchte, so optimistisch wie möglich zu klingen. Das war nicht der rechte Zeitpunkt für Jessica, sich mit Schuldgefühlen zu plagen. Nicht in ihrem Zustand.
„Doch“, erwiderte sie eigensinnig. „Kate hat uns gewarnt, dass es unangenehme Überraschungen geben könnte, wenn der Fall wieder aufgerollt wird, besonders, wenn die ausländischen Zeitungen etwas davon erfahren. Und genau das ist passiert. Vielleicht hat jemand eine Belohnung auf dich ausgesetzt. Oder dieser Emile Sardoux ist eine Art Kopfgeldjäger.“
Todd wusste darauf keine Antwort.
Jessicas Stimme war nur noch ein Flüstern, als sie murmelte: „Oh Will, was habe ich bloß getan?“
33.
KAPITEL
„E mile.“ Der Chefredakteur blickte erwartungsvoll hoch. „Sind Sie fertig?“ Er rieb sich die Hände. „Lassen Sie mich sehen.“
Emile spürte
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