Kennwort: Schwarzer Ritter
Gegensprechanlage meldete. „Boss, hier ist Ted Rencheck, um …“ Ihre Stimme wurde lauter. „Hey, Sie können doch nicht einfach in ihr Büro …“
Theodore Rencheck, der stellvertretende Bundesstaatsanwalt, mit dem Kate sich im Gerichtssaal und auch außerhalb seit Jahren Gefechte lieferte, kümmerte sich nicht um Frankies wütenden Protest und riss die Tür zu Kates Büro auf. Er war ein kleiner Mann mit anmaßendem Wesen, großen politischen Ambitionen und einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein.
„Was zum Teufel glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?“ polterte er auf seine wohl bekannte Art los.
Kate schaute auf. Das war ganz bestimmt nicht ihr Tag. „Guten Morgen, Ted. Worüber regen Sie sich denn so auf?“
„Als ob Sie das nicht wüssten!“
Das tat sie zwar, aber sie wollte ihn noch ein bisschen länger zappeln lassen. Warum auch nicht, wo er es ihr doch so leicht machte. „Warum nehmen Sie nicht Platz und erzählen es mir?“
Er setzte sich auf den Rand des Stuhls, die Füße eng nebeneinander auf den blauen Teppich gestellt. Seine verschränkten Hände baumelten zwischen den Knien. „Ich habe gehört, dass Sie den Mordfall Molly Buchanan wieder aufrollen wollen.“
Es überraschte sie nicht, dass er es bereits erfahren hatte. Als Molly ermordet wurde, war er stellvertretender Bezirksstaatsanwalt von Fairfax County. Dort hatte er immer noch viele Freunde.
„Ich habe nur ein paar Nachforschungen angestellt“, sagte sie ausweichend.
„Warum?“
„Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“
„Und ob mich das etwas angeht. Das war mein Fall. Was wissen Sie über Todd Buchanan? Wo ist er?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Ich glaube Ihnen nicht.“ Sein vorwurfsvoller Tonfall, den er sowohl im Gerichtssaal als auch außerhalb anschlug, war ihr immer auf die Nerven gegangen. Und heute war es nicht anders.
„Ich wiederhole“, sagte sie, wobei sie jedes Wort betonte, „dass ich nicht weiß, wo Todd Buchanan ist, und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen.“
„Muss ich Sie daran erinnern, dass der Mann flüchtig ist? Und dass Sie Ihre Zulassung als Anwältin verlieren können, wenn Sie Beweise zurückhalten?“
Kate holte Luft. Sie war es leid, dass Leute ihr die Gesetze vorbeteten, besonders, wenn Ted Rencheck es tat. Der Mann hatte seine demütigende Niederlage von vor vier Monaten immer noch nicht verkraftet, als sie Douglas Fairchilds Verwicklungen in den Fall der Halbweltdame aus Washington aufgedeckt hatte. Kurze Zeit später wurde die Verurteilung des Mannes, den Ted strafrechtlich verfolgt hatte, aufgehoben, was seine Chancen auf den Posten des Bezirksstaatsanwalts, auf den er seit Jahren hinarbeitete, zunichte gemacht hatte.
„Mit Drohungen erreichen Sie überhaupt nichts, Ted. Also tun Sie sich den Gefallen und sparen Sie sich die Theatralik für den Gerichtssaal auf.“
Aber noch gab er nicht auf. „Weiß Mitch eigentlich, dass Sie hinter seinem Rücken herumschnüffeln, um den Mörder seiner Schwester freizubekommen?“
Sie warf ihm einen angewiderten Blick zu. „Sie haben wirklich ein Talent dafür, alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren, nicht wahr, Ted? Ich
schnüffele
nicht hinter Mitchs Rücken herum. Er weiß Bescheid.“
Rencheck lachte verächtlich. „Ich wette, er ist begeistert.“
Kate lehnte sich in ihren Stuhl zurück. „Warum sind Sie überhaupt so sehr an Mollys Fall interessiert? Nach Aktenlage mögen Sie der Bezirksstaatsanwalt gewesen sein, aber der Fall liegt jetzt außerhalb Ihrer Zuständigkeit.“
In seinen Augen flackerte ein Ausdruck auf, den sie nicht zu deuten vermochte. Statt der bissigen Entgegnung, die sie erwartet hatte, blieb er ruhig. Ehe Kate Vermutungen über sein untypisches Verhalten anstellen konnte, erhob er sich und ging zur Tür. Auf dem halben Weg drehte er sich noch einmal um.
„Was Ed Gibbons angeht“, sagte er, „da gilt mein Angebot immer noch. Totschlag anstelle von vorsätzlichem Mord. Ich glaube, bis jetzt haben Sie noch nicht darauf reagiert.“
Vor lauter Verblüffung darüber, wie schnell er das Thema gewechselt hatte, begann sie, mit dem obersten Knopf ihrer Bluse zu spielen. „Das liegt daran, weil ich nicht die Absicht habe, auf Ihr Angebot einzugehen. Der Mann ist krank, Ted. Er braucht psychiatrische Hilfe. Der einzige Weg für ihn, die zu bekommen, besteht darin, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren.“
Er zuckte mit den Schultern. „Dann
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