Kennwort: Schwarzer Ritter
Eine Cola würde es auch tun. Er hatte sich selbst ein Versprechen gegeben, und diesmal würde er es auch halten. Ganz bestimmt.
12. KAPITEL
L ynn Flannerys Designstudio lag in der ersten Etage eines vierstöckigen Stadthauses auf der K Street, in dem sich außerdem ein Schönheitssalon, das Büro eines Steuerberaters und die Praxis eines Chiropraktikers befanden. Lynn hatte Kate gesagt, dass ihre Empfangsdame samstags nicht arbeitete; deshalb sollte sie sofort zu ihr nach oben kommen.
„La donna è mobile“ schallte durchs Treppenhaus. Kate ließ den Aufzug links liegen und ging die Treppe zum Studio hinauf, während sie die Opernmelodie mitsummte. Die Tür stand offen und erlaubte Kate einen Blick in den großen, hell erleuchteten Raum, in dem eine abenteuerliche Mischung von postmodernen Möbelstücken in allen möglichen Formen und Farben ausgestellt war.
In der Mitte des Raumes stand eine Frau über einen dreibeinigen, grünen Beistelltisch gebeugt. Sie klebte stachelige schwarze Wimpern auf ein riesiges Auge, das in der oberen rechten Ecke der Tischplatte aufgemalt war. Kate vermutete, dass es sich um Lynn Flannery handelte. Sie war Mitte dreißig und wirkte auf ihre sportliche und robuste Weise attraktiv. Ihr kurzes brünettes Haar hatte sie aus dem Gesicht gekämmt. Die schlichte Frisur betonte ihre strengen, rasiermesserscharfen Züge. Sie trug eine weit geschnittene Hose und ein ausgebeultes Sweatshirt, das mit gelben und roten Farbspritzern gesprenkelt war.
Fasziniert stand Kate eine Weile an der Tür und ließ ihren Blick über die Möbel schweifen. Obwohl ihr der postmoderne Stil nicht sonderlich gut gefiel, musste sie zugeben, dass das Talent und die Vielseitigkeit dieser Frau wirklich bewundernswert waren.
Als ob sie spürte, dass jemand sie beobachtete, drehte sich die Künstlerin mit dem Pinsel in der Hand herum. Intelligente graue Augen musterten Kate kurz. „Mrs. Logan?“ Sie sprach laut, damit man sie über die Musik hören konnte. Als Kate nickte, deutete sie auf zwei Schemel neben einem Arbeitstisch. „Setzen Sie sich doch. Ich bin gleich fertig.“
„Danke.“ Kate sah zu, wie Lynn die letzte Augenwimper befestigte. Als sie mit ihrer Arbeit zufrieden war, richtete die Frau sich auf und schob eine Haarsträhne aus der Stirn. Dabei hinterließ sie einen schwarzen Farbfleck auf der Haut.
„Entschuldigen Sie bitte.“ Sie stellte den CD-Spieler aus. „Ich nehme an dem Wettbewerb für den Möbel-Design-Preis teil, und die Objekte müssen bis spätestens morgen Abend in New York sein.“ Sie lächelte und zeigte ihre kleinen weißen Zähne. „Möglichst trocken.“
„Tut mir Leid, wenn ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen bin.“
Lynn machte eine abwehrende Geste. „Überhaupt nicht. Mit Ihnen zu reden ist bestimmt amüsanter, als der Farbe beim Trocknen zuzusehen. Leider kann ich Ihnen nichts anbieten. Meine Partnerin kümmert sich immer um die Erfrischungen, und sie ist noch nicht eingetroffen.“
„Ich brauche nichts.“
„So.“ Lynn ging hinüber zum Arbeitstisch und stellte den Pinsel in eine Dose mit Terpentin. „Am Telefon haben Sie gesagt, dass Sie den Mord an Molly untersuchen.“
„Ja. Ich hoffe, Sie können mir helfen.“
„Offen gestanden, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt möchte.“ Sie drehte sich zu Kate um. „Nicht, nachdem ich erfahren habe, dass Sie Todd Buchanans Anwältin sind.“
„Sie mögen Todd nicht?“
„Ich hasse dieses Schwein. Er ist ein verwöhnter Mistkerl, ein Feigling und ein Lügner. Wenn Sie von mir also erwarten, dass ich Ihnen bei der Suche nach einem anderen Verdächtigen helfe, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Todd ist derjenige, der Molly ermordet hat.“
Kate zuckte innerlich zusammen. Das Bild, das sie nach ihren Gesprächen mit verschiedenen Leuten von Todd Buchanan bekam, war nicht gerade dazu geeignet, die Jury wohl wollend zu stimmen, wenn es zur Verhandlung kommen sollte. „Wieso sind Sie sich da so sicher?“
Lynn lächelte. „Weil mir mein Bauch sagt, dass er es getan hat, Mrs. Logan. Reicht Ihnen das nicht?“
Jetzt war es an Kate zu lächeln. „Ich habe mich auch hin und wieder von meinem Instinkt leiten lassen. Eine Jury verlangt allerdings etwas Beweiskräftigeres.“
„Nun gut. Was wollen Sie wissen?“
„Erzählen Sie mir von Molly. Hatte sie die Angewohnheit, sich mit Männern in Motelzimmern zu treffen?“
Lynn antwortete nicht.
„Mrs. Flannery
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