Kennwort: Schwarzer Ritter
mit dem Mitch früher schon zusammengearbeitet hatte, kniete neben dem Körper. Mitch trat näher und schaute auf den Mann hinunter, den er vor fünf Stunden verhört hatte.
„Wie siehts aus, Abe?“
Abel Moskowitz, ein kleiner Mann mit scharfen Augen und ruhigen Händen, blickte hoch und begann, seine Gummihandschuhe auszuziehen. „Zwei Pistolenschüsse ins Herz, soweit ich das feststellen kann.“
„Zeitpunkt des Todes?“
„Zwischen acht und zehn heute Abend. Nach der Autopsie weiß ich es genauer.“
Mitch sah sich um und entdeckte Daniel Rourke, den Officer, der ihn angerufen hatte, und ging zu ihm hinüber. „Wo sind die beiden Jugendlichen, die ihn gefunden haben?“
Der junge Officer deutete auf einen Streifenwagen. Zwei Teenager gingen mit verschränkten Armen auf und ab und stampften mit den Füßen auf, um sich warm zu halten. „Haben Sie die nächsten Angehörigen verständigt?“
„Sein Onkel ist auf dem Weg.“
„Rufen Sie mich, wenn er eintrifft.“
Mitch ging zu den Teenagern, die ihn erwartungsvoll ansahen. „Hallo, Jungs.“
Die beiden Jungen nickten, sagten aber nichts. Sie sahen nicht älter als fünfzehn oder sechzehn aus.
„Könnt ihr mir sagen, was ihr gesehen habt?“ fragte Mitch, nachdem er ihren Namen und ihre Adressen notiert hatte. „Von Anfang an?“
Sie schauten sich an und fühlten sich sichtlich unbehaglich. Matt Pierce, ein hoch aufgeschossener, schlaksiger Junge, sprach zuerst. „Naja, ich und Andy, wir waren auf ner Party und wollten nach Hause.“
„Wo war die Party?“
„Die Party war bei einem Freund in der Nähe vom McPherson Square.“
Mitch schaute auf seine Notizen. „Du wohnst doch in der New York Avenue, nicht weit vom McPherson Square. Was hast du denn hier im Skulpturengarten gemacht?“
Matt befeuchtete seine Lippen und wollte etwas sagen, aber Andy unterbrach ihn. „Das ist ‘n Bulle, Mann“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Und?“
„Also halt’s Maul, klar?“
„Seht mal …“, Mitch lehnte sich gegen den Streifenwagen, „… mir ist es egal, was ihr zwei hier gemacht habt, wenn es nicht was Illegales wie Drogenhandel ist.“ Mit hoch gezogenen Augenbrauen sah er vom einen zum anderen.
„Nein, keine Drogen“, sagten beide wie aus einem Mund und schüttelten so energisch den Kopf, dass Mitch grinsen musste. „Keinerlei Drogen, Detective“, ergänzte Matt. „Das schwör ich. Andy und ich, wir …“ Er schaute zu seinem Freund.
„Wir sind mit unseren Freundinnen hergekommen“, fuhr Andy fort. „Um diese Zeit ist hier kein Mensch mehr, und wir dachten … ich meine, wir haben gehofft …“ Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. „Sie wissen schon …“
„Ihr beide wolltet ein paar Punkte machen?“ Mitch musste sich bemühen, ernst zu bleiben.
Der Junge räusperte sich. „Ja, so was in der Art. Aber die Mädchen haben gesagt, es ist ihnen zu kalt, und sie sind gegangen.“
„Und dann habt ihr die Leiche gefunden?“
„Ja. Wir haben da oben auf der Mauer gesessen und gequatscht.“ Er deutete auf eine etwa 1,80 Meter hohe Wand. „Und dann habe ich so rumgeguckt, und dann hab ich diesen Typen da gesehen, der auf dem Rücken lag und in den Himmel starrte.“
„Und dann?“
„Wir sind runtergegangen um nachzusehen, ob ihm schlecht oder ob er betrunken war oder was auch immer. Dann haben wir das Blut gesehen. Er war tot.“
„Woher wusstet ihr das?“
„Ich habe meinen Finger an seine Kehle gehalten“, antwortete Matt. „Wie die das immer im Fernsehen machen.“ Er demonstrierte es Mitch an seiner eigenen Kehle. „Ich habe keinen Puls gespürt.“
„Habt ihr irgendetwas Verdächtiges gesehen? Ist jemand weggelaufen? Oder ein Auto losgefahren?“
Sie schüttelten die Köpfe.
Mitch war nicht überrascht. So bevölkert die National Mall tagsüber war, so still wie eine Geisterstadt wurde sie nachts. „Wie lang wart ihr hier?“ fragte er.
„Wir sind um Viertel nach zehn gekommen. Ich weiß das deshalb, weil eins der Mädchen sagte, dass sie um elf zu Hause sein musste. Da habe ich auf meine Uhr geschaut.“
„Vielen Dank, Matt. Danke auch, Andy.“ Mitch löste sich von dem Streifenwagen. „Ich lass euch von einem der Polizisten nach Hause bringen. Es ist ein bisschen spät für euch, allein durch die Stadt zu laufen.“
Matt grinste. „Hey, cool. Ich meine … danke.“
„Detective Calhoon!“
Als er die wütende Stimme hörte, drehte sich Mitch um und stand Lou
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