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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wenn Sie sich weigern, das Unrecht wieder gut zu machen…
    – O weh! seufzte Ahmet.
    – Sie heiraten entweder meine Schwester, oder andernfalls…
    – Beim Barte des Propheten! sagte Keraban für sich, da giebt’s noch eine hübsche Verwicklung!
    – Heiraten?… Ich!… Heiraten!… wiederholte Van Mitten, die Arme gen Himmel erhebend.
    – Sie schlagen das ab? fuhr ihn der Seigneur Yanar an.
    – Ob ich es abschlage!… Ob ich nein sage!… antwortete Van Mitten, jetzt auf dem Gipfel des Entsetzens. Ich bin ja schon längst…«
    Van Mitten hatte nicht Zeit, den Satz zu vollenden. Der Seigneur Keraban packte ihn eben am Arme.
    »Kein Wort mehr! raunte er ihm zu. Zustimmen! Es muß sein!… Kein Zögern!
    – Ich, zustimmen? Ich… ein Ehemann!… Ich, erwiderte Van Mitten, ich ein Bigamist!
    – Ach, in der Türkei kann man Bigamist, Trigamist. Quadrugamist sein! Das ist gesetzlich erlaubt!… Schnell, sagen Sie ja!
    – Aber?…
    – Heiraten Sie, Van Mitten, schlagen Sie ein!… So brauchen Sie keine Stunde im Gefängnisse zu sitzen. Wir setzen alle zusammen die Reise fort.
    In Scutari machen Sie sich heimlich aus dem Staube, und Gute Nacht dann, neue Frau Van Mitten!
    – Diesmal, Freund Keraban, muthen Sie mir etwas schlechterdings Unmögliches zu, antwortete der Holländer.
    – Es muß aber sein, oder Alles ist verloren!«
    In diesem Augenblicke sagte der Seigneur Yanar, der Van Mitten am rechten Arme ergriff:
    »Es muß sein!
    – Es muß sein! wiederholte Sarabul, die sich schon seines linken Armes bemächtigte.
    – Weil’s denn sein muß! stöhnte Van Mitten, den die Beine schon nicht mehr tragen wollten.
    – Was, Mynheer, Sie wollten auch hierbei nachgeben? fragte Bruno sich nähernd.
    – Sag’ mir einen andern Ausweg, Bruno, murmelte Van Mitten so leise, daß man ihn kaum verstehen konnte.
    – Nun auf, den Kopf in die Höhe! rief der Seigneur Yanar, während er den zukünftigen Schwager mit einem kurzen Stoße aufrichtete.
    – Und gerade gehalten! setzte die edle Sarabul hinzu, indem sie den zukünftigen Gatten vollends erhob.
    – So wie es sich für den Schwager…
    – Und für den Mann einer Kurdin ziemt!«
    Van Mitten hatte sich unter dieser doppelten Nachhilfe schnell erhoben, aber sein Kopf schwankte noch immer, als säße er nur halb auf den Schultern.
    – Eine Kurdin! murmelte er… Ich… ein Bürger von Rotterdam… eine Kurdin heiraten!
    – Fürchten Sie nichts!… Eine Heirat zum Lachen! sagte ihm der Seigneur Keraban leise in’s Ohr.
    – Ueber solche Dinge ist nie zu lachen!« antwortete Van Mitten in so kläglich komischem Tone, daß seine Gefährten Mühe hatten, nicht schon darüber in helles Gelächter auszubrechen.
    Nedjeb zeigte ihrer Herrin das jetzt viel heiterer aussehende Gesicht der Reisenden und sagte ganz heimlich:
    »Ich möchte darauf wetten, daß das eine Witwe ist, die nur einen Mann zu erhaschen sucht!
    – Armer Herr Van Mitten! sagte Amasia.
    – Acht Tage Gefängniß wären mir lieber gewesen, als acht Tage solcher Ehe!« meinte Bruno die Achseln zuckend.
    Da wandte sich schon der Seigneur Yanar an die Umstehenden und erklärte mit lauter Stimme:
    »Morgen werden wir in Trapezunt mit großer Feierlichkeit die Verlobung des Seigneur Van Mitten und der edlen Sarabul begehen!«
    Bei dem Worte »Verlobung« hatten sich der Seigneur Keraban und seine Begleiter, vorzüglich aber Van Mitten gesagt, daß dieses Abenteuer noch gelinder abzulaufen verspräche, als sie wohl gefürchtet hatten.
    Hier muß aber bemerkt werden, daß es nach kurdischer Sitte schon die Verlobung ist, welche den unlösbaren Knoten schürzt.
    Diese Ceremonie wäre also etwa der Civiltrauung bei verschiedenen europäischen Völkern zu vergleichen, und die, welche ihr nachfolgt, der kirchlichen Einsegnung, durch welche die Verbindung der beiden Gatten dann vollständig wird. In Kurdistan ist nach der Verlobung der Mann allerdings immer noch nichts weiter als Bräutigam, aber als solcher absolut an die erwählte Braut gebunden oder, wie im vorliegenden Falle an die, welche ihn erwählt hat.
    Der Seigneur Yanar erklärte das auch pflichtschuldig und deutlich dem armen Van Mitten und endete mit den Worten:
    »Verlobung also in Trapezunt!
    – Und Trauung in Mossul!« setzte die edle Kurdin zärtlich hinzu.
    Scarpante aber grollte, als er die Karawanserai, deren Thüren wieder geöffnet worden waren, verließ, für sich und murmelte die drohenden Worte:
    »Die List ist fehlgeschlagen!… Nun

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