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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aber noch wilder geworden und stürzten sich nun auf den Wagen, den sie mit den Fangzähnen angriffen. Die Wandfüllung wurde an vielen Stellen durchstoßen, und es lag auf der Hand, daß die Insassen bald den Boden unter den Füßen verlieren würden.
    »Zum Teufel! murmelte Bruno.
    – Feuer! Feuer!« wiederholte Seigneur Keraban, seine Pistolen abschießend, die doch gewöhnlich einmal unter vier Schüssen versagten, obwohl er das nicht zugeben wollte.
    Die Revolver Brunos und Van Mitten’s verwundeten noch eine Anzahl der furchtbaren Angreifer, von denen einige sich direct auf die Spannpferde stürzten.
    Natürlich bemächtigte sich der Pferde ein gewaltiger Schrecken, als sie sich von den Fangzähnen der Eber bedroht sahen und sich nicht anders als durch Ausschlagen mit den Beinen vertheidigen konnten, ohne die Freiheit der Bewegung zu haben. Wären sie frei gewesen, so würden sie durch das Land entflohen sein, und Alles wäre auf eine Frage der Schnelligkeit zwischen ihnen und der wilden Horde hinausgekommen. Mit aller Macht suchten sie die Stränge zu zerreißen, um zu entfliehen; diese, welche aus gedrehter Litze gefertigt waren, gaben jedoch nicht nach. Entweder mußte also das Vordergestell des Wagens zerbrechen, oder dieser selbst unter der äußersten Anspannung der Kräfte der Pferde aus dem Boden gezerrt werden.
    Seigneur Keraban, Van Mitten und Bruno begriffen das recht wohl; was ihnen am meisten zu fürchten schien, war ein etwaiges Umschlagen des Gefährts. Die Eber, welche in diesem Falle nicht mehr durch Schüsse abzuhalten gewesen wären, hätten sich dann bestimmt auf denselben geworfen, und es wäre um seine Insassen geschehen gewesen. Was sollte man jedoch thun, einem solchen Ereigniß vorzubeugen? War die Reisegesellschaft nicht völlig der wüthenden Heerde preisgegeben? Ihre Kaltblütigkeit verließ sie übrigens nicht, und sie feuerten mit den Revolvern tüchtig darauf hinein.
    Plötzlich erschütterte ein besonders heftiger Stoß den Wagen, als ob das Vordergestell desselben sich abgelöst hätte.
    »Desto besser! rief Keraban. Mögen unsere Pferde durch die Steppe davon laufen, so werden die Eber diese verfolgen und wenigstens uns in Ruhe lassen!«
    Das Vordergestell hatte indeß ausgehalten und machte diesem veralteten Erzeugniß englischer Wagenbaukunst alle Ehre – es wich nicht vom Flecke – dagegen gab der ganze Wagen nach. Die Stöße wiederholten sich so, daß er aus den tiefen Gleisen, in denen er bis zu den Federn saß, herausgerissen wurde.
    Noch eine letzte Anstrengung der vor Wuth fast tollen Pferde brachte ihn auf den festeren Boden und augenblicklich flog er in rasender Eile davon, indem die führerlosen Thiere durch die finstere Nacht davonjagten.
    Die Eber gaben damit den Kampf jedoch noch nicht auf. Sie stürmten zu beiden Seiten mit fort und griffen die einen die Pferde, die anderen den Wagen an, der ihnen zunächst noch keinen Vorsprung abgewinnen konnte.
    Seigneur Keraban, Van Mitten und Bruno hatten sich in den Hintergrund des Coupés zurückgezogen.
    »Ob wir nun umwerfen… sagte Van Mitten.
    – Oder ob wir nicht umwerfen, antwortete Keraban.
    – Wir müssen versuchen, die Zügel wieder zu erlangen!« bemerkte Bruno mit Sachkenntniß.
    Er ließ also die vorderen Fenster herab und tastete hinaus, um womöglich die Zügel zu erfassen; diese hatten die Pferde jedoch, als sie wie toll ausschlugen, zerrissen, und man war nun bei der tollen Fahrt durch sumpfiges Land völlig dem Zufall anheimgegeben. Die Pferde zum Stehen zu bringen, hieß überhaupt nichts anderes, als auch die wüthende Heerde aufzuhalten. Die vorhandenen Feuerwaffen hätten jedoch gegenüber der in Bewegung befindlichen Masse auch nichts ausgerichtet.
    Der Eine auf den Anderen geschleudert oder bei jedem Stoße von einer Ecke des Coupés in die andere geworfen, sprachen die Reisenden – von denen der Eine sich als guter Türke ruhig in sein Schicksal ergab, und die Anderen als Holländer ihre phlegmatische Natur auch jetzt noch nicht verleugneten – kein einziges Wort.
    So ging es eine lange Stunde dahin. Der Wagen rollte noch immer fort und auch die Wildschweine hatten ihn noch nicht verlassen.
    »Freund Van Mitten, sagte endlich Keraban, ich habe mir erzählen lassen, daß ein Reisender in ähnlicher Lage, der durch die russische Steppe von einer Bande Wölfe verfolgt wurde, durch die edle Aufopferung seines Dieners gerettet worden sei.
    – Und wie? fragte Van Mitten.
    – O ganz einfach,

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