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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Versuch gemacht hättest…
    – Ahmet, mir scheint, Du überlegtest Dir nicht, was Du mir zuzumuthen die Kühnheit hattest.
    – Aber, liebster Onkel!…
    – Ich sage Dir, daß Du nicht bedacht hast, welchen Vorschlag Du mir zu machen wagtest.
    – Ich versichere Dir, lieber Onkel, daß man in diesen Waggons…
    – Waggons!… sagte Keraban, indem er dieses aus fremder Sprache übernommene Wort mit schwer wiederzugebendem Tonfalle wiederholte.
    – Ja, in diesen Waggons, welche auf den Schienen rollen…
    – Schienen! stieß Keraban hervor. Was sind das für entsetzliche Worte, und welche Sprache, bitte, reden wir eigentlich?
    – Nun, die Sprache von Reisenden der Neuzeit.
    – Sage mir, Herr Neffe, antwortete die starrsinnige Persönlichkeit wärmer werdend, habe ich, der niemals zustimmt, einen Waggon zu besteigen und sich von einem leblosen Mechanismus fortziehen zu lassen, etwa das Aussehen eines neuzeitlichen Reisenden? Hab’ ich es nöthig, auf Schienen hinzurollen, wenn ich auf einer Landstraße fahren kann?
    – Wenn man aber Eile hat, lieber Onkel…
    – Ahmet, sieh mich richtig an und merke Dir, daß, wenn es keine Wagen mehr gäbe, führ’ ich auf einem Karren; ohne einen Karren zu finden, bestiege ich ein Pferd; in Ermanglung eines solchen, zur Noth einen Esel; hätt’ ich auch diesen nicht, so ging ich zu Fuße; fehlten mir die Füße, so rutschte ich auf den Knieen hin; hätt’ ich keine Kniee mehr…
    – Freund Keraban, um Gottes willen, halten Sie ein! unterbrach ihn Van Mitten, die Hand seines Gefährten ergreifend.
    – Dann kollert’ ich auf dem Bauche! platzte Keraban heraus, ja, auf dem Bauche!«
    Dann packte er Ahmet am Arme.
    »Hast Du je gehört, daß Mohammed sich der Eisenbahn bedient habe, um nach Mekka zu kommen?«
    Auf dieses letzte Argument war natürlich nichts zu erwidern. Obwohl er dagegen hätte geltend machen können, daß Mohammed gewiß nicht ermangelt hätte, sich der Eisenbahnen zu bedienen, wenn damals nur solche vorhanden gewesen wären, schwieg er doch still, während der Seigneur Keraban in seiner Ecke weiter knurrte und alle Worte der Eisenbahnsprache zwischen den Zähnen zermalmte.
    Wenn die Chaise nun auch mit einem Dampfwagenzug an Schnelligkeit nicht wetteifern konnte, so kam sie doch erträglich vorwärts. Auf der ziemlich guten Straße hielt das Gespann einen kurzen Galopp ein, so daß keine Ursache zu Klagen vorlag. An Pferden zum Wechseln fehlte es nicht. Ahmet, der die Besorgung aller Ausgaben übernommen hatte – was ihm sein Onkel heimlich gern überließ – bezahlte ohne zu mäkeln und vertheilte »Bakhschischs« oder Trinkgelder an die Rosselenker mit wahrhaft fürstlicher Freigebigkeit. Die Rubelscheine flogen nur so aus seiner Tasche, und er glich einem vornehmen Herrn, der sich den Weg mit Rubeln pflasterte.
    So rollte denn der Wagen an eben jenem Tage ohne Aufenthalt längs der Küste hin durch die Flecken Schumirka und Alexandrowka and erreichte am Abend den Flecken Kablewo.
    Während der Nacht lenkten sie dann etwas in das Land hinein, um den Bug, in der Höhe von Nikolajeff im Gouvernement von Cherson, zu übersteigen, und kamen, wie berechnet, am 28. August gegen Mittag in genannter Stadt an.
    Während dreistündiger Rast hielt der Wagen vor einem leidlichen Hôtel, welches ein Frühstück von derselben Qualität lieferte, das Bruno wenigstens sich sehr wohl schmecken ließ. Ahmet benützte diese Frist, um dem Banquier Selim zu schreiben, daß die Reise unter erträglichen Verhältnissen vor sich gehe, wobei er einige Süßigkeiten für Amasia einfließen ließ. Der Seigneur Keraban selbst glaubte den Aufenthalt hier nicht besser verwerthen zu können, als daß er den Nachtisch zwischen einem Schluck kräftigen Kaffees und einem Zuge aus seinem aromatisch duftenden Nargileh verlängerte.
    Van Mitten, der in Uebereinstimmung mit Bruno der Ansicht war, diese ihnen aufgenöthigte Reise wenigstens so viel als möglich zur Vermehrung ihrer Kenntniß von Land und Leuten auszunützen, durchstreifte das Städtchen Nikolajeff, welches sich auf Kosten Chersons eines zunehmenden Gedeihens erfreut und sogar seinen Namen an Stelle des letzteren noch in der geographischen Bezeichnung des Gouvernements zu setzen droht.
    Ahmet war der Erste, der zur Weiterreise drängte. Der Holländer hütete sich wohl, ihn warten zu lassen.
    Der Seigneur Keraban blies die letzte Rauchwolke aus seinem Nargileh vor sich hin, als der Postillon sich schon in den Sattel

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