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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Aufgebrochen werden mußte dennoch. Die leere Flasche stand da wie eine besondere Art von Uhr, die anzeigte, der Abend sei nun beendet. Aller Augen leuchteten animiert, als er sich verabschiedete. Jetzt wurde Britta auf die Wange geküßt, die Wange war fest, zart und kühl wie ein neues Stück Seife.
    Der Szenenwechsel im Treppenhaus hätte harscher nicht ausfallen können. Innen weiches Kerzenlicht, blitzende Augen, Lachen und Freundschaftlichkeit, und hier draußen war es kahl und unbequem. Und das Hocken auf einer harten Treppenstufe, das würde er nun ein paar Stunden auskosten dürfen, denn er hatte den Wohnungsschlüssel Ina gegeben und kam nicht in die Wohnung. Er klingelte Sturm und nichts rührte sich. Hans wußte warum. Ina tat sich neuerdings rosa Wachsstopfen in ihre kleinen Ohren, ein Hochzeitsgeschenk ihrer Mutter, die ihr erklärt hatte, neben einem Ehemann könne man es auf Dauer nur mit solchem Wachs in den Gehörgängen aushalten. Hans sah in diesen Wachsstopfen einen Rückzug von ihm, Ina zog die Zugbrücke hinauf und isolierte sich, war unansprechbar und tauchte, wenn er sie schließlich an der Schulter berührte, aus ozeanischen Tiefen auf, wo sie sich glücklich und allein aufgehalten hatte. Das Telephon hörte sie, derart sicher verschanzt, ebenfalls nicht. Sie hatte es aber darüberhinaus auch abgeschaltet, damit nur ja nichts eindringe in ihren Schlaf. So war der Erfolg ungewiß, wenn er an die Wohnungstür mit der hohen Milchglasscheibe trommelte. Es konnte gut sein, daß jeder im Haus von dem Höllenlärm erwachte, nur Ina nicht. Was macht der Weltmann in solcher Lage? Er holt den Schlüsseldienst oder nimmt ein Hotelzimmer. Der Äthiopier würde ihm in seiner Amtsgewalt als Nachtportier im »Habsburger Hof« gewiß ein Bett geben.
    Der Minutenbrenner trug seinen Namen zu Recht, nach zwei Minuten ging das Licht im Treppenhaus immer wieder aus, dann drückte er auf den Knopf und es ward hell. Britta war unten noch räumend auf und ab gegangen, sie bemerkte durch die Glasscheibe ihrer Wohnungstür, daß es im Treppenhaus nicht dunkel wurde. Einen Spalt öffnete sie die Tür und sagte mit halblauter Stimme, fragend: »Hans?«
    Er kam die Treppe heruntergeschlichen. Britta sprach weiter gedämpft, denn Elmar sei schon eingeschlafen. Sie war gelassen und sicher, ihre Anordnungen duldeten keinen Widerspruch. Ihr Bett sei breit, er strecke sich da jetzt neben ihnen aus, das sei das Einfachste. Sie trug schon ein Nachthemd, etwas grünlich Seidenbesticktes aus Arabien, ihr Haar war offen. Sie löschte überall das Licht und ging ihm ins Schlafzimmer voran. Viel Mond war nicht mehr da, aber die Sichel stand stechend weiß am Himmel und schien in das dämmernde
    Zimmer, in dem Wittekinds ruhige Atemzüge zu hören waren. Das Bett war wirklich sehr breit. Britta kniete sich ans Fußende und ließ sich auf die Mitte nieder, Hans zog Jacke, Hemd, Hose und Schuhe aus und legte sich neben sie, in großer Behutsamkeit und dem Bestreben, sie nicht zu berühren. Den linken Arm ließ er auf den Boden hängen, so weit war er an den Bettrand gerückt. Er sah ins Dunkle, lag still wie die Statue auf einem Katafalk und roch den reinen Zahnpasta-Atem Brittas. Er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde einzuschlafen. Der Arm, der aus dem Bett heraushing, schmerzte schon.
    Dann fühlte er, wie Brittas Körper sich ihm näherte und sich an ihn schmiegte, und es war ihm, als sei jedes Fleckchen seiner Haut, das mit ihrem Körper in Berührung kam, mit festen, zarten Fäden darangebunden. Die Körper wuchsen aneinander. Er antwortete auf ihre Bewegung und tastete nach ihr, und alles, was seine Hand berührte, hob sich ihm entge--gen. Dennoch wagte er nicht, sich ganz zu ihr herumzudrehen und sie ganz und gar zu umarmen, bis Britta ihm ins Ohr flüsterte - alle Nackenhaare stellten sich ihm auf bei diesem Hauch: »Es stört ihn nicht, er möchte, daß ich glücklich bin. Er hat nichts dagegen. Bei dir schon gar nicht, wir haben darüber gesprochen.« Sie übernahm die Regie. Aufgeweckt werden sollte Wittekind offenbar auch wieder nicht. So verborgen, mit so wenig äußerer Bewegung und Aktion, so schnell und erfahren wurde die Liebe vielleicht nicht einmal in einem von der ganzen Sippe bewohnten Mongolenzelt gemacht. Doch als Hans später noch einmal erwachte und den Kopf wandte - einen langen Augenblick wußte er nicht, wo er war, schon zuckte seine Hand nach einem Lichtschalter -, da sah er Wittekinds Silhouette

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