Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01
Spezialgebiete.“
Er zuckte die Schultern, drückte mir das Buch wieder in die Hand und setzte sich in seinen Sessel zurück, um sich seinen Schriften zu widmen. „Seid Ihr Euch sicher, dass dieses Ritual funktioniert?“
„Selbstverständlich!“
Ich dachte an Elisa. Vielleicht würde sie wieder ein normales Leben führen können, wenn ich sie mit Hilfe des Rituals heilte!
„Darf ich mir das Buch ausleihen, Mister McLane?“
„Oh… nein, nein… das geht nicht. Ihr gehört nicht zur Vereinigung der ‚Condannato’. Die Bücher dürfen nicht außerhalb der Räumlichkeiten der ‚Loge’ gebracht werden. Hier könnt Ihr es lesen. Oder in Eurem Fall, die Bilder ansehen.“
Ich seufzte. „Trotzdem vielen Dank.“
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
Langsam lief ich zu der Sitzecke zurück, das Buch noch immer in meiner Hand. Wenn es mir gelang jemanden zu finden, der Latein lesen konnte, konnte ich Elisa vielleicht von ihrem Irrsinn befreien!
Entschlossen versteckte ich den Almanach unter meinem Leinenhemd, als Logan aus einer dunklen Ecke trat. Ich erschrak, als ich sein bleiches, emotionsloses Gesicht sah.
„Ist etwas mit Jeremy? Geht es ihm gut?“, fragte ich nervös und eilte auf ihn zu.
„Ich bringe Euch zu ihm.“
Logan führte mich durch einen langen Gang mit seltsamen Wandmalereien. Die Lichter der Kerzen beleuchteten Szenarien aus dem alten Ägypten, Rom, dem Mittelalter und teilweise sogar der Neuzeit. Opferungen, Kriege und die Erschaffung neuer Vampire waren auf dem grauen Gestein dargestellt. Wohin ich sah, entdeckte ich auch das Ankh- Symbol. Der Gang endete schließlich in einem kalten Raum, der von unzähligen roten Kerzen beleuchtet wurde. Überall tropfte Wachs herunter. Zu meiner Linken bemerkte ich eine Reihe von steinernen Sarkophagen, die von großen, götzenartigen Steinfiguren bewacht wurden. Die Särge waren allesamt geschlossen, nur im letzten lag eine weiße Gestalt. Jeremy! Sein Gesicht wirkte ein wenig eingefallen und das Strahlen war aus seinen Augen gewichen. Doch die Wunden, die ihm der Mörder zugefügt hatte, waren fast vollständig verschwunden.
Logan ließ uns freundlicherweise allein. Ich kniete mich zu Jeremy und nahm seine Hand fest in meine. Sie war kälter denn je.
„Wie geht es dir?“
„Dorian hat mir sein Blut gegeben. Es wird mich stärken. Bald bin ich wieder der Alte.“
Endlich einmal gute Nachrichten! Erleichtert küsste ich seinen Handrücken.
„Oh, Sophie. Es tut mir so Leid“, hörte ich ihn sagen.
„Dir muss doch nichts Leid tun. Es war meine Schuld. Ich hätte dich nicht in diese missliche Lage bringen dürfen.“ Liebevoll strich ich ihm eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Du verstehst nicht, mein schöner Engel. Ich wollte nicht auf meinen Erzeuger hören, ich wusste es wie immer besser. Aber Dorian hatte Recht. Von Anfang an. Mensch und Vampir sind wie Tag und Nacht.“
Erschrocken ließ ich seine Hand los. Hatte er etwa auch mit Kalestra gesprochen? Wollte sie uns auseinander bringen?
„Sophie, ich habe gegen die Regeln verstoßen. Nun zahle ich den Preis dafür.“
„Was redest du nur? Ich kann dir nicht folgen.“
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
„Unser Treffen im Wald war kein Zufall. Nichts geschah zufällig. Alles verlief so, wie ich es geplant hatte.“
„Wie meinst du das?“ Ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus.
„Dein Vater warf mir vor, ich hätte euch vergessen, weil ich mich euch nicht mehr zeigte. Er irrte. Ich war immer in eurer Nähe. Und als ich sah, dass aus dir eine wunderschöne Frau geworden war, verliebte ich mich in dich. Deine Güte und Freundlichkeit wärmten mein Herz und ließen mich die Kälte vergessen. Meine Sehnsucht wuchs von Nacht zu Nacht.
Die ‚Loge’ gab mir den Auftrag, Westminster vor den ‚Audax Vampiren’ zu schützen. Ich lebte offiziell unter euch, doch ich hatte Angst, mich dir zu offenbaren. Hätten die ‚Audax’ eine Verbindung zwischen uns festgestellt, wärst du in Gefahr gewesen.
An jenem schicksalhaften Abend im Wald von Westminster musste ich eingreifen. Wie so oft war ich dir gefolgt, hatte dich beobachtet und mir vorgestellt wie es wäre, dich in meinen Armen zu halten. Doch als ich sah, wie dich diese Schurken bedrängten, konnte ich mich nicht länger in den Schatten verborgen halten. Ich durfte nicht zulassen, dass sie dir wehtun.“ „Ich bin dir dankbar, dass du mich gerettet
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