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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der weiblichen Übermacht zu entwickeln? Dass er sich deshalb lieber dem weiblichen Geschlecht zuordnet, da er sich dort mehr Rückhalt verspricht?«
    Ich bin sprachlos und altere gerade um ein weiteres Jahrzehnt.
    Die hatten beide eine dicke, fette Meise. Arno – wo bist du, wenn man dich braucht?
    Ich räuspere mich.
    Ich räuspere mich noch einmal und gehe zur Beruhigung ein Tischgebet durch.
    »Ja, und dazu passt nämlich auch haargenau Punkt zwei meiner kurzen Bedenkenliste«, ergänzt Frau Melle wichtigtuerisch.
    Ich wende Tiefenatmung an.
    »Paul hat eine auffällige Affinität zu seiner Mutter.«
    Seiner Mutter?
    Das bin doch ich, verflucht noch mal. Weshalb sollte mein Junge sich nicht mir zugewandt fühlen? Sollte er etwa dem Briefträger hinterherrennen, oder Konrad Lorenz?
    »Wie sonst ließe sich erklären, dass er nahezu allen Dingen seiner Umgebung Ihren Vornamen gibt?«, wirft Frau Raps ein.
    Die Damen schauen mich neugierig an.
    Ich verstehe nur Bahnhof.
    »Wovon genau reden Sie?«, frage ich mit lahmem Blick.
    »Na ja«, Frau Melle schaut nachsichtig zu Frau Raps.
    »Paul sagt zum Beispiel Mama ry statt Memory.« Melles Äuglein flackern.
    »Und Mami ralwasser statt Mineralwasser. Und dann sagt er doch tatsächlich Mama lade anstatt Marmelade!«
    »Ja, und diese Symptome in ihrer Gesamtheit finden wir hier vom Fach doch einigermaßen bedenklich. Was sagen Sie dazu, Frau Sperling?«
    Vier Augen blicken gespannt auf mich.
    Was nun?
    Ich überlege nur kurz, löse meinen Magenknoten und balle die rechte Hand zur Faust, was natürlich niemand sehen kann, denn sie liegt unter meiner Jacke.
    Dann ergreife ich das Wort.
    »Dazu sage ich nur: Mama mia! Zunächst einmal ist ›Mama‹ nicht mein Vorname, sondern meine Berufsbezeichnung. Und zweitens: Ich bin stolz, dass mein kleiner Paul schon in so jungen Jahren das Zeug dazu besitzt, all Ihre pädagogischen Fähigkeiten herauszufordern. Lassen Sie mich Ihnen jedoch die Sorgen abnehmen, denn sie sind völlig unbegründet.« Dazu lächle ich sardonisch.
    »Vielen Dank für Ihr gründliches Interesse an der Sprachentwicklung meines Sohnes und der Psychodynamik seines Vaters. Ich darf Ihnen aber zur Beruhigung mitteilen, dass mein Mann oben herum L trägt, unten XXL , und dass er seine Meinung sagen kann, ohne zu erröten.
    Er erwartet dies auch von mir, weshalb ich ergänzend hinzufügen möchte, dass Arno mit Paul regelmäßig auf den Fußballplatz geht, um dort im Stehen in Pfützen zu pinkeln.
    Und was das Mama-Latein angeht, so halte ich es für einen entzückenden Durchgangsdialekt, dem wir – sollte er sich nicht bis nächstes Jahr von selbst gelegt haben – mit lustigen Sprachübungen zu Leibe rücken werden. Jetzt aber danke ich Ihnen noch einmal herzlich für die Zeit, die Sie sich genommen haben. Nun muss ich weiter, es steht noch ein Termin in der Schule einer unserer beiden Töchter an. Vermutlich schlagen die Lehrer wieder einmal vor, Sanne ein Schuljahr überspringen zu lassen. Die Kinder sind unheimlich schlau, wissen Sie, und bei Paulchen fängt das nun schon im Kindergarten an, nicht zu fassen!«
    »Also«, sage ich mit sonorer Stimme, »ich freue mich sehr über unsere fruchtbare Zusammenarbeit«, zwinkere und rausche zur Tür hinaus.
    10:44 Uhr
    So. Das war’s. Ich stehe vor der Kita und atme auf.
    Ich habe eindeutig im letzten Lebensjahr an Reife zugelegt.
    Wenn einer etwas gegen meine Familie sagt, lernt er mich von meiner diplomatisch-rabiaten Seite kennen. Das Recht auf Kritik ist alleinige Müttersache!
    Ich schaue auf die Uhr und stelle fest: Noch dreißig Minuten bis zur Wühlmann-Sprechstunde.
    Zur Entspannung setze ich mich ins Café Kanapé und trinke ausgleichenden Grüntee. Weiß der Geier, was der Lateinlehrer von mir will. Wühlmann, mir graust vor dir.
    In diesem Augenblick läutet das Handy. Gott sei Dank keine Minute früher, ich hatte vergessen, den Ton abzuschalten.
    »Arno, hallo! Mensch, du glaubst ja nicht … wie bitte?«
    »Liebling, ich wünsch dir Glück fürs neue Jahr und bin dein Arno immerdar!« Irre ich mich, oder lallt er ein wenig?
    »Seit wann dichtest du denn, sag mal? Wirkt sich der Auslandsaufenthalt so inspirierend auf dich aus? Wo bist du denn eigentlich? Ach egal – Arno, ich bin super gestresst. Ich komme gerade aus der Kita, wo sie übrigens Zweifel an deiner Männlichkeit hatten, hihi, und nun muss ich zu Dr. Wühlmann, Sannes Lateinlehrer.«
    »Hör mal«,

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