Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
Vom Netzwerk:
»Meine Tochter ist seit ihrem dritten Kind um Jahre gealtert, entschuldigen Sie bitte. Ich habe es immer gesagt – mit siebzehn die erste Geburt und mit 29 die letzte, das kann doch nicht gesund sein. Aber was will man machen? Das ist Sturheit, gepaart mit den schlechten Genen meines Mannes; der sieht schon seit seinem Fünfzigsten so aus, als läge er in den letzten Zügen.«
    »Mutter, stopp! Jetzt bremst du dich bitte. Kein Wort mehr, hörst du? Ich glaub’s ja nicht.«
    Bordo furzt.
    Erbarmen. Ich will hier raus!
    9:26 Uhr
    Nun wird es höchste Zeit. Muss in zehn Minuten los, damit ich frühzeitig in der Kita ankomme. Das macht einen besseren Eindruck.
    Mutter hat dem Polizisten eine Tasse Tee angeboten, die er glatt angenommen hat. Jetzt sitzen die zwei einträchtig am Gartentisch und scheinen sich bestens zu unterhalten. Leise ziehe ich die Tür ins Schloss.
    9:50 Uhr
    Von Weitem schon sehe ich das Schild an der Glasscheibe der Kita. Da drauf stehen immer wichtige und brandaktuelle News.
    Wir haben drei Fälle von Scharlach in der Bienchengruppe zu vermelden.
    Ach, wenn es weiter nichts ist. Scharlach kommt hier alle paar Tage vor. Ich glaube mittlerweile nicht mehr an diesen Unsinn. Habe Paul noch kein einziges Mal Antibiotika eingeflößt wegen Halsschmerzen. In den anderen Familien nehmen sogar Verwandte das Zeug vorbeugend ein, wenn hier das Schildchen aufgestellt wird! Auch, wenn sie noch gar kein Halsweh haben. Die Schluprechts zum Beispiel pflegen sowieso nur ein Hobby: Den Kinderarzt. Vermute, ihnen fehlt es auch sonst wo.
    10:00 Uhr Mannomann
    »Ach, guten Tag Frau Sperling, kommen Sie doch gleich mit ins Büro!«, scheppert mir Frau Raps schon lauthals entgegen.
    »Äh …«
    »Setzen Sie sich bitte in den gelben Stuhl, wir sind gleich zurück.«
    Da kommt man ja gar nicht zu Wort.
    Mir wird etwas mulmig im Magen. Für ein nettes Kita-Miteinander-Gespräch lässt sich das Meeting ganz schön streng an.
    Ich nehme Platz und sehe mich um. Haufenweise Bücher stehen da in den Regalen, ich möchte mal wissen, wer die alle liest?
    Das zum Beispiel: »Der kleine Zappelphillip – eine Milieustudie« Oder »Mein Kind kann nicht zählen – Auswirkungen Alleinerziehender auf die mathematische Entwicklung«, »Was hab ich denn da unten?« und »Schüsslersalze bei Aggressionsstau«.
    Na, Prost Mahlzeit. Hoffentlich drücken sie die Lektüre nicht den armen Kindern in die Hände.
    10:10 Uhr
    Die Tür geht auf.
    »So, da wären wir, Frau Sperling. Hopsala, ich hatte Sie doch in den gelben Stuhl gebeten, Sie sitzen versehentlich im roten! Wenn ich bitten dürfte? Der hier ist für Frau Melle, als Leiterin der Bienchengruppe kennt sie den kleinen Paul schließlich besser als wir alle, nicht wahr?«
    Natürlich. Wer sonst.
    Ich lächle ergeben und nicke.
    »Also gut, dann kommen wir doch am besten gleich zum wunden Punkt«, meint Sonja Raps.
    »Frau Melle hat da nämlich einige Beobachtungen gemacht, die wir im Gremium diskutiert haben und bezüglich derer wir zu dem Schluss kamen, dass sie Anlass zur Sorge geben. Bitte, Frau Melle, schildern Sie doch die beiden Punkte.«
    Zwei Punkte gleich. Ich find das verdammt viel für ein dreijähriges Kind …
    »Also, es handelt sich um Folgendes: Vielleicht ist es Ihnen ja schon selbst aufgefallen, dass Paul Probleme hat, seinen Namen richtig auszusprechen? Er sagt Pau la anstatt Paul!«
    Die Melle hat einen stechenden Blick.
    »Ja. Natürlich habe ich das bemerkt.«
    Halten die mich für plemplem?
    »Und worin besteht das Problem?«, frage ich und ziehe kompetent eine Augenbraue in die Höhe.
    Die beiden Fachfrauen verständigen sich einen Moment lang nonverbal. Vermutlich wenden sie einen Geheimcode an, Augenmorsen vielleicht. (Heißt wahrscheinlich etwas in der Art wie »Die Sperling kennt weder die Farben noch Verantwortungsgefühl«.)
    »Ich denke, wir müssen uns schon Gedanken machen über die geschlechtliche Identifikation Ihres Sohns. Haben Sie sich diesbezüglich noch nie Gedanken gemacht?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich wüsste auch nicht, weshalb wir das tun sollten.«
    »Da sind wir auch schon beim Kern des Pudels«, sagt Frau Raps mit einem kurzen Gackern. »Sie sagten eben ›Wir‹.«
    Aha. Jetzt wird es interessant.
    »Wie steht es denn um die Position Ihres Mannes innerhalb der Familie, wenn ich fragen darf? Kann es sein, dass der männliche Part bei den Sperlings ein wenig unterentwickelt ist und Paul deshalb Schwierigkeiten hat, eine gewisse

Weitere Kostenlose Bücher