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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Harald hoch. Er sieht immer noch verdammt gut aus.
    »Äh, neihn, meihn Mann is nämlich indispariert, weiß du, und völlig im Ausland, hm.«
    Harald versteht nun meine Situation und handelt.
    »Weißt du was? Ich bring dich nach Hause, und du machst uns einen starken Kaffee, ja?«
    Er bezahlt meine Zeche, fasst mich unter den Arm und bahnt uns den Weg zu seinem Touren-Bus.
    »Hich will nicht nach Hause! Dort gibt es Gespenster, Harals!«
    »Was für Gespenster denn, das ist doch Unsinn.«
    »Doh. Eines auf jeden Fall. Mit Pistohle. Sitzt am Gartentisch. Und noh einses ganz großes uhnd hässlihes, dss ss meine Mutter Issolde. Uhnd das dritte hockt im Gitterbettn und kotzt lila Zeug. Dss ist Paula, mein Sohn.
    Die übrigen Gesenster sind nicht su Hause und am letzten Ende der lateinischen Übersetssung angestoßen.«
    Harals nickt und versteht. Hätte vielleicht doch Harals heiraten sollen.
    12:46 Uhr
    Ich fange hemmungslos zu heulen an.
    12:50 Uhr
    »Kann ich noch ein Päckchen Taschentücher haben?«
    Harald fährt eine größere Runde.
    »Du musst dich erst einmal beruhigen, Nine. Wenn ich dich so daheim abliefere, denken die noch sonst was von mir. Wir fahren jetzt zum Baggersee, dort kannst du deinen Kopf kurz ins Wasser tauchen, bis du wieder halbwegs durchblickst.«
    13:59 Uhr
    Ich erwache mit nassen Haaren auf Haralds Picknickdecke.
    Mit dem Kopf liege ich an seiner Schulter, und er flößt mir Mineralwasser ein.
    »Mamiralwasser«, murmle ich leise.
    »Was sagst du?«
    »Ach, nichts weiter. Alles o.k.«
    Hm, wie schön! Harald hat extra einen kleinen Schirm aufgestellt. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und die Luft riecht nach Brombeeren. Obwohl, das könnte auch Haralds Deo sein, mal schnuppern.
    »Du, Harald?«
    »Ja Nine?«
    »Du Harald. Ich habe heute nicht einmal einen Geburtstagskuss bekommen, keinen einzigen. Ist das nicht furchtbar traurig?«
    »Doch Nine. Ich finde das nicht nur traurig, sondern geradezu erschütternd. Darf ich diesem Zustand ein Ende bereiten und der Erste sein, der dir richtig gratuliert?«
    Ich schließe die Augen. Fühlt sich an, als ob auf einmal süße warme Trinkschokolade durch meinen Magen fließt und sich in meinen Schoß verzieht.
    »Ja«, hauche ich glücklich und nehme von Harald, was ich kriegen kann.
    (Werde den Tag unbedingt rosa kennzeichnen!)
    14:09 Uhr
    Das war der längste Kuss meines Lebens.
    Auch der erste mit Brombeergeschmack und Schokolade.
    Ich weiß zwar noch nicht, was ich mit meinem schlechten Gewissen machen werde. Andererseits – Küssen wird ja wohl mal erlaubt sein, oder?
    15:20 Uhr
    Harald hält hundert Meter von unserem Haus entfernt.
    Ich steige aus. Dann drehe ich mich zu ihm um. Harald schaut mich seltsam an. Kann es sein, dass Wehmut in seinen Augen schimmert?
    Ich lächle. Seine Hand liegt auf meiner und strömt unheimlich Ruhe aus.
    »Danke, Brombeermann«, flüstere ich. »Du hast mir wunderbar in mein neues Lebensjahr rübergeholfen. Solltest du je selbst einmal in der Krise stecken, ruf an. Ich werde mich revanchieren.«
    15:22 Uhr
    Harald fährt los. Ich winke, dann drehe ich mich um und schlendere mit erhobenem Kopf auf unser Haus zu. Atme tief ein und sehe wieder Land.
    »Christine-Nine«, kreischt es in diesem Moment vom Balkon herunter.
    »Sag mal, wo bleibst du denn? Ich habe gerade Anton gebeten, eine Vermisstenmeldung zu machen! Du bist wohl nicht mehr ganz bei Trost?«
    Neben Mutter stand tatsächlich Anton. Der Wachtmeister. Nur mittlerweile ohne Waffe und im kurzärmeligen Hemd.
    »Entschuldige bitte, Mutter, es haben sich einige Verzögerungen ergeben. Wie geht’s denn Paul?«
    Da bricht oben ein Freudengeheul los. Paulchen erscheint in Windeln und Mutters Sonnenhut auf dem Balkon und führt einen wilden Tanz auf.
    »Paul geht es ausgezeichnet! Ich verstehe gar nicht, dass du ihm immer irgendwelche Wehwehchen andichten musst.«
    Mutter zeigt stolz auf ihren Enkel: »Paul wird mal ein Tänzer von Weltformat, das hab ich im Gefühl. Anton hat ihm ein paar Lambada-Grundschritte beigebracht, sieh nur!«
    »Mamalabamba!«, brüllt da Paulchen und steckt seinen Kopf zur Begrüßung durchs Geländer.
    Ich grinse und stelle beruhigt fest, dass noch alles beim Alten ist und sich der Kreis hier schließt.
    Ich bin glücklich, dass es so ist.
    22:35 Uhr
    Ich freue mich auf eine gemütliche Abendstunde.
    Meine Töchter sind ausgegangen, Mutter führt ihren Kommissar wohl gerade in den Boccia-Club ein, und Paulchen ist vor Kurzem

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