Kerzenlicht Für Eine Leiche
Andererseits konnte er ihr vielleicht nicht viel Geld geben, ohne dass seine Frau Verdacht geschöpft hätte. Mrs. Holden ist die Sorte Frau, die sofort merken würde, wenn Geld von einem gemeinsamen Konto verschwindet. Ich schätze eher, Richard hat Kimberley nicht mehr als ein paar Pfund hier und da gegeben, damit sie sich Strass und Nylonstrümpfe kaufen konnte.«
»Und dann ist sie zu Margaret und Richard gelaufen und hat sie beide offen nach Geld gefragt und behauptet, dass das Baby von Lars sei.« Markby starrte finster auf die Aussage Walcotts, die auf seinem Schreibtisch lag.
»Ergibt Sinn!«, sagte Bryce mit ungedämpfter Begeisterung.
»Sie hatte Richard bereits gefragt. Vielleicht hat sie ihm sogar gesagt, dass es sein Baby sein könnte, und er hat geantwortet, dass er ihr unmöglich eine größere Summe zahlen könne, ohne dass Margaret etwas davon erfuhr. Kimberley wurde wütend. Sie dachte, er würde sie im Stich lassen, und wollte sich rächen. Prompt ging sie zu Margaret, erzählte ihr, das Baby sei von ihrem Sohn und was nun? Richard hat hilflos danebengestanden. Dieses Mädchen stand im Begriff, seine ganze Familie zu ruinieren. Er war vernarrt in sie, aber die von ihr ausgehende Bedrohung war zu groß, als dass er sie ignorieren konnte. Und sie hatte ihn obendrein verspottet, indem sie behauptete, das Baby stamme von seinem Sohn. Vielleicht wurde er wütend und wollte es ihr irgendwie heimzahlen.«
»Liebe und Hass«, murmelte Markby.
»Alles miteinander verquirlt im Verstand eines Mannes, der unheilbar krank und mit Drogen voll gepumpt war.« Er fragte sich, ob Major Walcott zur gleichen Schlussfolgerung gelangt war wie Louise Bryce. Dass Richard möglicherweise der Mörder von Kimberley Oates war. Doch Richard war Walcotts Freund gewesen, und Walcott hatte tiefen Respekt für ihn empfunden. Sich einzugestehen, dass Holden ein Mörder war, würde Walcott sicherlich keine Freude machen.
»Wenn Sie mich fragen«, schloss Bryce, »dann könnte Richard Holden durchaus unser Mann sein. Aber wie bereits gesagt, das zu beweisen wird höllisch schwer werden.«
KAPITEL 17
AUF DEM Rückweg nach Bamford ging Meredith durch den Kopf, dass sie nicht gerade viel erreicht hatte. French hatte ohne Zweifel noch mehr Gerüchte und Tratsch auf Lager, doch er würde vielleicht Verdacht schöpfen, wenn sie ein zweites Mal allein in sein Restaurant kam und die Konversation erneut auf Kimberley lenkte. Sie musste unbedingt noch mit jemand anderem reden, der das tote Mädchen gekannt hatte. Es wäre hilfreich gewesen, mit Jennifer Jurawicz zu sprechen, doch sie konnte Alan nicht nach der Adresse fragen, und sie hatte weder die Möglichkeiten, ihre Anschrift auf eigene Faust herauszufinden, noch die leiseste Entschuldigung, Jennifer tatsächlich zu besuchen. Kimberleys ehemalige Kollegin war inzwischen mit einem Polizeibeamten verheiratet, hatte Markby mit einiger Belustigung berichtet. Und Jennifers Ehemann würde sofort wissen, dass Meredith kein Recht hatte Fragen zu stellen. Also war es an ihr, jemanden aufzuspüren, der Kimberley gekannt hatte und nach Möglichkeit noch in Bamford lebte. Es musste dutzende von Personen geben. Ehemalige Schulkameradinnen Kimberleys beispielsweise. Alle waren eigenartig zögerlich, sich zu melden, obwohl sie die Bilder in der Presse sicherlich erkannt hatten. Alan war darüber enttäuscht, wie sie wusste, auch wenn es ihn nicht weiter überraschte.
»Die Menschen wollen nicht in derartige Dinge verwickelt werden«, hatte er gesagt. Also – wenn schon nicht Mitschüler, dann vielleicht Nachbarn?
»Nachbarn!«, sagte Meredith laut und riss das Lenkrad herum. Zum Glück gab es gerade keinen Gegenverkehr, doch sie war dem Straßengraben unbehaglich nahe gekommen.
»Derek Archibald!« Sie hätte so oder so noch ein weiteres Mal versucht, mit dem Metzger zu reden – aber vielleicht war seine Frau gesprächiger? Alan hatte sie bereits befragt. Er hatte Mrs. Archibald zwar nicht genauer beschrieben, doch sein Verhalten ließ auf eine gewisse Abneigung schließen. Alan war normalerweise aufrichtig – mit gelegentlichen Entgleisungen in etwas, das Meredith
»Polizistendenken« nannte, und tolerant. Sein Verhalten in Bezug auf Mrs. Archibald erweckte Merediths Neugier. Sie brauchte eine Ausrede, um die Frau anzurufen. Den Fall durfte sie nicht erwähnen. Mrs. Archibald hatte bereits mit der Polizei gesprochen und würde Verdacht schöpfen, wenn eine Zivilistin Fragen stellte. Es
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