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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Gewächshaus.«
    Vielleicht hatte sich der Gedanke an Fische in seinem Unterbewusstsein eingenistet, denn auf dem Nachhauseweg betrat er ein Geschäft und kaufte Backfisch und Pommes frites für das Abendessen. Er mochte den Geruch und das Geräusch der Schnellrestaurants, das Zischen des Frittierfetts, das Geklapper der Utensilien und das säuerliche Aroma von Essig weit mehr als das eigentliche Produkt. Doch an jenem Abend war Markby hungrig.
    In der Küche packte er das Essen aus. Es war noch warm, aber nicht mehr richtig heiß. Er schob alles auf einen Teller und ignorierte entschlossen die gewaltige Menge Fett, die im Papier der Verpackung zurückblieb. Dann stellte er den Teller in den Ofen, um sein Essen wieder aufzuwärmen. In der Zwischenzeit schnitt er ein paar Scheiben Brot und bestrich sie mit Butter. Markby liebte Butterbrote zu Backfisch und Pommes frites.
    Sein Unterbewusstsein arbeitete noch immer auf vollen Touren. Beim Brotschneiden hielt er einmal inne und fuchtelte mit dem Messer in der Luft herum. Ein großes Messer. Der Täter hatte wie rasend auf sein Opfer eingestochen. Ein Irrer? Im Allgemeinen hielt Markby nicht viel von Wahnsinn als Motiv für Mord. Wenn es einmal zutraf, war der Mörder in der Regel schnell gefasst. Häufig fanden die Taten an öffentlichen Plätzen statt, oder der oder die Täter wurden aufgeschreckt.
    Oft zogen sich geistige Verwirrung und ein Hang zu Gewalttaten wie ein roter Faden durch das Leben der Täter. Doch einen Leichnam heimlich auf einem Friedhof zu verscharren, sodass er erst ein knappes Dutzend Jahre später durch reinen Zufall entdeckt wurde? Das war kein Wahnsinn. Ganz sicher nicht. Das war Gerissenheit. Kaltblütigkeit. Wenn das Motiv also nicht Wahnsinn lautete – was war es dann? Hass? Wut?
    »Leidenschaft!«, sagte Markby laut. Womit seine Gedanken wieder zu Meredith wanderten. Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Er hatte noch immer nicht mit ihr über ihren Urlaub gesprochen. Es war unentschuldbar, noch länger damit zu warten. Andererseits – wenn er sich nur telefonisch meldete und die schlechten Nachrichten per Telefon verkündete, dass er keine Zeit hatte und etwas dazwischen gekommen war, wäre er nicht nur unhöflich, sondern auch unfair. Wenigstens vorbeifahren sollte er und es persönlich sagen. Doch er würde bis nach der Gerichtsverhandlung warten; wer weiß, vielleicht bestand eine kleine Chance, dass der Fall quasi über Nacht aufgeklärt wurde. Manchmal geschahen tatsächlich Wunder. Falls es ihm gelang, den Coroner zufrieden zu stellen, konnte er reinen Gewissens in Urlaub fahren. Gleichmütig arbeitete sich eine Suchkette von Beamten im Nieselregen durch das dichte Unterholz rings um den alten Friedhof. Denny und Gordon Lowe, gleichgültig gegenüber dem Wetter, wie auch immer es war, saßen draußen vor ihrer Hütte und beobachteten das Treiben. Sie lümmelten in zwei Schubkarren, ließen die Füße über den Rand baumeln und erinnerten merkwürdig an ausgestopfte Puppen, wie sie von um Pennies bettelnden Kindern am Guy-Fawkes-Day durch die Straßen gekarrt wurden. Sie rauchten verknitterte selbst gedrehte Zigaretten, und von Zeit zu Zeiten brummte der eine oder andere einen Kommentar über das Geschehen.
    »Was machen se’n jetzt da drüben in der Ecke?«, fragte Gordon.
    »Das Gresham-Grab liegt doch hier vorne. Wonach suchen die?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete sein Bruder.
    »Sie haben die verdammte Erde in Säcken weggekarrt!«, stellte Gordon fest.
    »Sollen ’n paar Knöpfe gefunden haben, hab ich gehört. Ich hab ihnen gesagt, die können schon Jahre in der Erde gelegen haben. Müssen überhaupt nichts mit diesen Knochen zu tun haben.«
    »Schätze, das können sie selbst feststellen?«, fragte Gordon in einem Ton, der eine Mischung aus Neugier und Unglauben war.
    »Schätze, sie können auch feststellen, wo die Knöpfe herkommen und wie alt sie sind.« Denny spuckte über den Rand seiner Schubkarre.
    »Sollten mal sehen, was ich schon so alles ausgegraben hab in meiner Zeit, sollten sie.« Gordon nickte zustimmend. Einer der gebückten Sucher blickte zu den beiden Brüdern und murmelte seinem Nachbarn zu:
    »Sieh dir die beiden an! Wie zwei Vogelscheuchen. Die Burschen sind richtig unheimlich!«
    »Dieser Job ist ein einziger Albtraum«, sagte sein Kollege verdrießlich.
    »Ich weiß nicht, was ich als Nächstes finde! Arrrgh!« Er riss die Hand weg und sprang zurück.
    »Was ist denn?« Der andere unterbrach seine Arbeit

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