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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einen der Kaffeebecher zu sich und blies geräuschvoll auf die dampfende Flüssigkeit.
    »Und Biskuits gibt’s wohl auch nicht, wie?« Meredith stand auf und nahm die Keksdose des Vikars aus dem Regal. Bullen kramte darin herum und betatschte mit seinen runzligen Fingern fast jeden einzelnen Biskuit, bevor er schließlich zwei nahm.
    »Wo haben Sie in den letzten zehn Jahren gesteckt, Mr. Bullen?«, fragte Markby.
    »Nirgendwo«, antwortete der Alte und trank schlürfend einen Schluck Kaffee. Meredith verzog das Gesicht und fing einen Seitenblick von Holland auf. Der Vikar zuckte resigniert die Schultern.
    »Ich war hier«, fuhr Bullen fort.
    »Das heißt, in meinem Cottage. Ich leb direkt draußen vor der Stadt. Mrs. Holden ist meine Vermieterin. Eine sehr freundliche Lady ist sie. Immer gut zu mir gewesen. Ich geh nirgendwo anders hin. Ein Lebensmittelhändler kommt mit seinem Wagen vorbei, und ich kauf meinen Tee und meinen Haferbrei und alles, was ich sonst so brauch bei ihm. Der Wirt vom Pub die Straße runter gibt mir meinen Whiskey. Wenn ich was Besonderes brauch, ein Rezept oder Medizin, besorgt Mrs. Holden das für mich. Sie ist eine richtige Lady, von altem Schrot und Korn.« Bullen schlürfte weiteren Kaffee.
    »Nicht wie dieser Kerl.«
    »Welcher Kerl?«, fragte Meredith. Das Schlürfen war unerträglich für sie.
    »Ihr Sohn, der junge Bursche. Dieser Polliticker.« Bullen blickte auf und blinzelte verschlagen.
    »Er will mich aus meinem Cottage haben. Aber ich geh nich’, und rauswerfen kann er mich nich’.« Plötzlich wirkte er verschlagen und erinnerte Meredith an einen bösen Kobold.
    »Nat«, sagte Markby und legte die verschränkten Hände auf den Tisch. Er beugte sich leicht vor und fragte:
    »Sie wissen, was man im alten Gresham-Grab gefunden hat?« Bullen schmatzte missbilligend, dann zog er die Zuckerdose zu sich heran und gab einen weiteren gehäuften Löffel in seinen Kaffee. Er begann umzurühren, verschüttete Kaffee und brachte Pater Holland dazu, entnervt die Augen zur Decke zu verdrehen, wo er anscheinend himmlischen Beistand suchte.
    »’türlich weiß ich das. Ich les doch Zeitung, les ich. Das kommt nur davon, dass Denny und Gordon mir meine Arbeit weggenommen haben.« Bullens kleine blasse Augen mit dem weißlichen Gelb richteten sich anklagend auf den Vikar.
    »Sie haben das gemacht! Sie haben mich auf die Straße gesetzt! Dazu hatten Sie kein Recht!«
    »Sie hatten das Rentenalter erreicht, Nat«, entgegnete der Vikar in beruhigendem Tonfall.
    »Und die Arbeit eines Totengräbers ist hart. Wie Sie selbst gesagt haben, Nat – Ihre alten Knochen hätten nicht mehr viel länger durchgehalten.«
    »Harte Arbeit hat noch nie jemanden umgebracht«, giftete Bullen.
    »Meine Knochen haben erst nachgegeben, seit ich aufhören musste zu graben. Weil ich nichts mehr zu tun hab! Ich hab gesehen, wie die Lowes ihre Arbeit machen! Das nennen Sie anständig? Sie machen keine sauberen Ränder. Ringsherum stürzt die Erde ins Grab. Die Seiten sind nicht glatt. Ein gutes Grab zu schaufeln is’ eine Kunst, ist es. Ich habe mein Handwerk beherrscht. Diese Lowes sind nichts als blutige Amitöre!«
    »Wie sind Sie heute hergekommen, Nat?«, fragte Markby.
    »Mit dem Bus?« Der alte Mann schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich hab Mrs. Holden gefragt, und sie hat mich mitgenommen. Zuerst hab ich ihn gefragt, aber er – er wollt mich nicht in seinem schicken Wagen mitnehmen. Sie fingen an deswegen zu streiten, und dann meinte Mrs. Holden, dass sie noch zu spät zum Begräbnis kommen täten, und dann hat sie ihren eigenen Wagen aus der Garage geholt und mich hergebracht. Ich musste hinten sitzen, bei ihrem kleinen Hündchen. Aber ich hab nichts gegen Hunde. Obwohl der kleine Köter ein rechtes Mistviech ist, jawohl. Immerzu muss er bellen. Aber schlau ist er auch. Schlauer als manche Leute ist er, ohne jemanden mit Namen zu nennen!« Bullen tippte sich mit einer unangenehmen, aber dennoch viel sagenden Geste an die Nase.
    »Ich hab Mrs. Holden gesagt, dass ich schon irgendwie nach Hause komm. Sie hätten mich bei dem Grab helfen lassen sollen! Diese Lowes, sie machen nichts richtig! Ich hab Eunice Gresham gekannt, seit sie ein Mädchen war! Ich wollte doch nur, dass sie richtig begraben wird.« Bullen leerte seinen Kaffeebecher und stellte ihn ab.
    »Jeder hat ein Recht darauf, vernünftig begraben zu werden. Der Gedanke, dass diese Lowes meine Arbeit tun, bringt mir das Blut zum Kochen. Und alles ist

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