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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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ganz allein Ihre Schuld!«, wiederholte er heftig in Pater Hollands Richtung.
    »Wenn Sie meinen«, entgegnete James Holland.
    »Aber ich denke, Superintendent Markby hier möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.« Bullen drehte den Kopf zu Markby und hob die fast kahlen Augenbrauen.
    »Oh, Superintendent sind wir jetzt? Das letzte Mal, als ich von Ihnen gehört hab, waren Sie noch irgend so ein Chief Inspector drüben in Bamford.«
    »Ich wurde befördert, Nat«, sagte Markby und unterdrückte ein Lächeln.
    »Wundert mich nich’«, sagte Bullen. Meredith schnitt, von Bullen unbemerkt, eine Grimasse in Alans Richtung und formte mit den Lippen die Worte:
    »Ein Bewunderer!« Doch da irrte sie sich, wie Bullen fast im gleichen Augenblick zu erkennen gab.
    »Sie sind ein Markby. Vornehme hiesige Familie, diese Markbys. Oberschicht. Wundert mich, dass Sie noch nicht Chief Constable geworden sind, wundert mich das.«
    »Ich arbeite daran, Nat«, sagte Markby ernst. Bullen warf ihm einen bösen Blick zu, dem zu entnehmen war, dass er sich auf den Arm genommen fühlte.
    »Und was wollen Sie von mir wissen, Superintendent? Wie man ein Grab gräbt? Gehen Sie und fragen Sie die Lowes, wenn Sie meinen, dass die so viel darüber wissen?«
    »Ich möchte aber wissen, was es mit dem Gresham-Grab auf sich hat, Nat.«
    »Der alte Friedhof«, sagte Bullen und verstummte für einen Augenblick.
    »Zu meiner Zeit wurden die Leute noch dort begraben. Kurze Zeit später haben sie damit aufgehört. Ich schätze, da hatten Sie wohl auch die Finger im Spiel, Reverend?«
    »Nein, Nat«, entgegnete der heimgesuchte Geistliche geduldig.
    »Der alte Friedhof war einfach voll. Die Stadt war beträchtlich gewachsen. Der Gemeindevorstand und die Diözese beschlossen, einen neuen Friedhof zu eröffnen. Wir hatten Glück, dass wir ein Stück Land direkt neben dem alten Friedhof erhalten haben.«
    »Ich erinnere mich noch daran. Früher war es eine Hühnerfarm. Man konnte das Federvieh aus einer Meile Entfernung riechen.« Bullen lehnte sich zurück und sah die anderen der Reihe nach an. Offensichtlich sonnte er sich in dem Gefühl, dass alle drei auf seine Antwort warteten.
    »Das erste Grab für Walter Gresham hab ich nich’ gegraben«, sagte er schließlich.
    »Das war vor meiner Zeit. Ich hab’s wieder geöffnet, als seine Frau gestorben ist. Aber ich hab kein Skelett gefunden. Na ja, ein paar von Walters Knochen, aber ich hab sie wieder zugedeckt, bevor es jemand gesehen hat. Ich hab das Loch ziemlich tief gemacht, wissen Sie, weil es ein dreistöckiges Grab war.«
    »Und danach haben Sie es nie wieder angerührt?« Auf Markbys Frage hin wurde Bullen unruhig.
    »Kommt darauf an«, sagte er ausweichend. Als er nicht weiterredete, sagte Markby:
    »Erzählen Sie doch.«
    »Kann mich nich’ erinnern.« Er blickte auf und starrte Markby geradewegs in die Augen.
    »Ist so lange her. Muss es wohl vergessen haben.« Meredith bemerkte Hollands Blick und machte eine eindeutige Geste, ein Glas, das jemand hinunterkippt.
    »Nat«, sagte Pater Holland, »vielleicht finde ich ja irgendwo im Haus ein Glas Brandy.« Bullens Miene erhellte sich.
    »Das wär nich’ verkehrt, Reverend.« Einige Minuten später, mit einem großen Brandy in der Hand, erzählte Bullen weiter.
    »Also, ich weiß nich’ mehr genau, wann es gewesen ist, glauben Sie mir. Aber Folgendes geschah. Wir hatten eine Menge Regen. So wie diesen Sommer war es. Und Mrs. Gresham … eines Tages ist sie zu mir gekommen und hat gesagt: ›Nat‹, hat sie gesagt, ›das Grab meiner Eltern ist ziemlich eingesunken. Die Erde hat nachgegeben.‹ Genau das hat sie gesagt. Und dann hat sie noch gefragt, ob ich nich’ was daran machen könnt’?« Bullen hielt inne und trank von seinem Whiskey. Er rollte die Flüssigkeit anerkennend auf der Zunge und schluckte. Ein Hustenkrampf war die Folge. Als wieder Ruhe eingekehrt war, sagte er anerkennend:
    »Ein wirklich guter Tropfen, Reverend!«
    »Das Gresham-Grab, Nat«, beharrte Markby.
    »Ja, ja, ich bin doch schon dabei, oder? Ein klein wenig Geduld könnten Sie brauchen. Beim Graben lernt man Geduld. Ein Grab braucht seine Zeit, wenn man es richtig machen will. Die Lowes, die kennen keine Geduld. Das is’ ihr Problem. Wo war ich noch gleich?« Bullen verstummte, um nachzudenken. Der alte Schauspieler, dachte Meredith und musste innerlich grinsen. Er amüsiert sich nach Kräften.
    »Nun ja, ich hab einen Blick auf das Grab geworfen, und tatsächlich, es

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