Kerzenlicht Für Eine Leiche
seine Verlobte an.
»Warum zeigst du Alan nicht einfach den Brief?« Angie stellte ihren Gin Tonic ab.
»Es gibt da nämlich etwas, das Lars gerne inoffiziell mit Ihnen besprechen würde, Alan. Wenn Sie mich fragen, es ist nichts weiter als ein Sturm im Wasserglas. Aber wenn man in Lars’ Position ist, weitet sich jedes Geschwätz leicht zu einem Skandal aus. Nicht, dass irgendetwas an der Sache wäre oder Lars sich auch nur das Geringste zu Schulden hätte kommen lassen, aber Sie wissen ja, wie das ist.«
»Brief?« Markby richtete einen fragenden Blick auf Lars, der sichtbar errötete.
»Ich muss vorher noch etwas erklären, Alan. Es ist … wie soll ich es sagen? Sie waren draußen im Haus und kennen meine Mutter. Sie … alles geht immer nach ihrem Willen.«
»Diese alte Frau, die wir heute Morgen begraben haben«, sagte Angie kühl.
»Sie hat gewusst, wie Margaret war. Sie schenkte ihre eine Brosche, so ein schreckliches Ding, eine Adlerklaue in einer silbernen Fassung. Sie hätte ihr irgendein Schmuckstück vermachen können, aber sie wählte die Klaue aus, weil sie Margarets Wesen so treffend symbolisierte. Sie nimmt sich, was sie will, und lässt es nicht mehr los.«
»Komm schon, Angie!«, protestierte Lars schwach.
»Mutter ist nicht so schlimm, wie du sie darstellst.« Angie hob eine Augenbraue und zuckte die Schultern. Lars fuhr womöglich noch verlegener fort:
»Die Sache ist die, Alan. Mutter hat die Kontrolle über den Familienbesitz, und sie lässt einen alten Taugenichts namens Bullen mietfrei in einem der Cottages wohnen.« Unter dem Tisch stieß Markby warnend Meredith an. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Als wäre sie so dumm, alles herauszuplappern.
»Der frühere Totengräber, wenn ich mich nicht irre?«, fragte Markby unschuldig.
»Er ist auf dem Friedhof gewesen, nachdem Sie weg waren.« Lars stöhnte.
»Genau was ich befürchtet hatte! Ich habe ihm gesagt, er soll sich von der Beerdigung fern halten! Er war wohl kaum geeignet, der Zeremonie Würde zu verleihen. Trotzdem bestand er heute Morgen darauf mitzukommen. Er stand in aller Frühe vor dem Haus, eingezwängt in seinen vermutlich besten Anzug, und hatte eine kleine Schaufel dabei, verpackt in Zeitungspapier. Er ist eindeutig vollkommen übergeschnappt! Ich weigerte mich, ihn in meinem Wagen mitzunehmen. Er roch nach Whiskey und Mottenkugeln, dass es zum Himmel stank. Wenn Mutter ihn in ihrem Wagen mitnehmen wollte, meinetwegen. Er konnte ja hinten bei Oscar sitzen. Mutter hat offensichtlich ein Herz für diesen Kerl, aber fragen Sie mich bloß nicht, warum!«
»Ich weiß schon, warum«, sagte Angie mit samtener Stimme. Lars sah sie nervös an.
»Ich weiß nicht, Angie, wirklich nicht. Ich gebe zu, sie ist merkwürdig, aber würde sie so etwas …?«
»So etwas?«, unterbrach Markby mit den ersten Anzeichen von Ungeduld.
»Es ist ganz einfach, Alan«, sagte Angie.
»Lars und ich wollen heiraten. Wenn wir das tun, brauchen wir eine Wohnung hier im Wahlkreis. Und Lars hat ein Haus, die Old Farm. Das Problem ist, Margaret würde nicht ausziehen wollen, und wir können sie nicht dazu zwingen. Es ist wegen der Bedingungen im Testament seines Vaters. Ich muss wohl kaum hinzufügen, dass die Vorstellung inakzeptabel ist, mit Margaret unter einem Dach zu leben!« Was durchaus der Wahrheit entsprach. Margaret Holden betrachtete das Haus als ihr Reich, und sie lebte seit gut fünfunddreißig Jahren dort. Laut sagte Meredith:
»Zwei Frauen in einer Küche, das geht einfach nicht!«
»Genau!« Angie strahlte sie an.
»Ich könnte nicht einmal eine Glühbirne wechseln, ohne dass Margaret mir im Nacken sitzt! Von Renovieren oder Umgestalten gar nicht zu sprechen! Bitte denken Sie nicht, dass ich Margarets Position nicht verstehe. Sie ist daran gewöhnt, in ihrem eigenen Haus zu leben, und selbstverständlich könnte sie eins haben! Aber nicht die Old Farm. Ideal wäre es, wenn der alte Bullen in ein Altersheim ginge. Wir könnten das Cottage von Grund auf renovieren, und Margaret könnte einziehen und bis an ihr Lebensende dort wohnen. Eine Art Witwenhaus, wenn Sie verstehen. Sie hätte Ned und Evelyne als Nachbarn, was die beiden sicherlich freuen würde. Sie wäre bei ihren Freunden und in unserer Nähe. Sie könnte den Garten benutzen und hätte immer noch eine Aufgabe, wenn auch nicht mehr so bedeutend wie vorher. Es wäre perfekt! Aber nein, sie tut es nicht!« Angie verschränkte die Hände und schlug damit auf den
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