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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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seit Jahren. Also versprachen wir beide dem Pfarrer, kein Wort davon zu sagen, und das habe ich auch nicht, all die Jahre. Ich weiß nicht, ob Derek Archibald etwas gesagt hat. Er ist ein Mensch, der selbst gerne hin und wieder trinkt, und vielleicht hat er im Pub etwas erzählt.« Sie erhob sich aus ihrem Stuhl.
    »So, jetzt geht es mir schon wieder viel besser. Ich kann meine Einkäufe selbst wegpacken, machen Sie sich keine Mühe.« Meredith wusste, dass sie damit entlassen war. Doch sie wollte nicht mit leeren Händen gehen, wenigstens in übertragener Hinsicht. Sie war sicher, dass sich Alan brennend für Nat Bullens morgendliches Verhalten interessieren würde, genau wie für die Geschichte von der Altarkerze und den Kosmosblüten. Auch Mrs. Etheridge war in Gedanken noch bei der Sache, denn als Meredith schon auf dem Weg zur Tür war, sagte sie unvermittelt:
    »Jetzt fällt mir wieder ein, wann das war. Beide Dinge geschahen in der gleichen Woche. Die Woche, in der ich die brennende Kerze auf dem Altar gesehen habe, war die gleiche Woche, in der ich Nat Bullen am frühen Morgen betrunken auf dem Friedhof sah! Ich wollte beide Angelegenheiten auf der Kirchenvorstandssitzung zum Gespräch bringen, doch Derek Archibald schnitt mir das Wort ab, weil es bereits spät war und alle nach Hause wollten. Auf dem Heimweg gingen wir mit Pater Appleton zur Kirche und haben nachgesehen, ob die Kerze noch brannte.« Meredith ging nach Hause und rief bei Markby im Büro an, doch dort wurde ihr beschieden, dass der Superintendent noch nicht wieder zurück war. Sie fragte sich, wo er abgeblieben war.

Alan Markby war tatsächlich nicht auf direktem Weg in sein Büro zurückgefahren. Stattdessen fuhr er hinaus aufs Land, über die Straße, die an der Old Farm entlangführte. Ein kurzes Stück vor den beiden Cottages lenkte er seinen Wagen an den Straßenrand. Er wollte nicht von den Walcotts gesehen werden.
    Zu Fuß legte er das kurze Stück zum Tor von Nat Bullens unordentlicher Behausung zurück. Landbewohner benutzten nur selten die Vordertür, und so ging auch Markby um das Cottage herum zur Rückseite.
    Dort fand er Bullen auf einer Holzbank vor der offenen Küchentür, von wo aus er misstrauisch auf ein Beet starrte, das er vom allgegenwärtigen Unkraut befreit und wo er Kohlgemüse angebaut hatte. Bullen hatte seinen Beerdigungsanzug abgelegt und trug eine alte Flanellhose zusammen mit einem grell rotblau-grün karierten Hemd, das aussah, als stammte es von einem Flohmarkt. Es war zu groß, und er hatte die Ärmel aufgekrempelt. Darunter waren seine dünnen weißen Arme zu sehen. Sein dürrer Hals ragte aus dem Kragen wie der eines gerupften Huhns.

    »Wie geht es Ihnen jetzt, Nat?«, fragte ihn Markby, während er sich zu dem Alten auf die Holzbank setzte.
    »Ausgerechnet Sie müssen mich das fragen!«, murmelte Bullen und spie zur Seite aus – nicht zu Markbys Seite hin, wie der Superintendent zu seiner Erleichterung feststellte.
    »Haben Sie eigentlich gar kein schlechtes Gewissen, weil Sie mich daran gehindert haben, die alte Eunice richtig zu begraben?«
    »Aber das ist nicht mehr länger Ihre Aufgabe, Nat.« Bullen blickte Markby mürrisch an. Nach einer Weile sagte er:
    »Sehen Sie diesen Kohl? Ich hab ein verdammtes Karnickel in meinem Garten, und es frisst ihn andauernd ab! Ich hab Schlingen für das Mistviech ausgelegt, aber ich hab’s noch nicht gefangen. Aber ich krieg es schon noch, und dann landet es im Topf!«
    »Wo wir gerade von schlechtem Gewissen reden, Nat«, fuhr Markby in liebenswürdigem Ton fort, »es scheint eine Reihe von Leuten in der Gegend zu geben, die sich damit herumplagen.« Bullen rollte die gelben Augäpfel zu Markby hin, doch dann grunzte er nur.
    »Ich habe eben mit Mr. Holden zu Mittag gegessen.«
    »Schätzungsweise haben Sie reichlich Zeit für so etwas«, murmelte Bullen, »jetzt, wo Sie Superintendent geworden sind.«
    »Auf dem Heimweg habe ich selbst ein wenig nachgedacht«, fuhr Markby unbeeindruckt fort.
    »Ich habe meinen Gedanken freien Lauf gelassen, einfach so, verstehen Sie? Ich habe darüber nachgedacht, was Sie gesagt haben. Wie schwer es ist, ein anständiges Grab auszuheben …«
    »Was geht Sie das an, was ich gesagt hab?«, unterbrach ihn der alte Bullen unwirsch.
    »Nicht, dass ich es zurücknehmen tät, denken Sie das bloß nicht! Aber was ich gesagt hab, war für diese beiden Lowes bestimmt, nicht für Sie!«
    »Ich hab darüber nachgedacht, was, wenn der alte

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