Kerzenlicht Für Eine Leiche
aber weiterhin sperrt und nicht kooperiert, wird es nicht so einfach für sie. Mehr noch, falls diese Person etwas weiß und es für sich behält, könnte sie sich dadurch in ernste Gefahr begeben. Ich bin nicht der Einzige, der davon weiß, und andere interessieren sich für die polizeilichen Ermittlungen. Dort draußen gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach einen Mörder, Nat, und er ist mit Sicherheit daran interessiert, jeden Fortschritt unsererseits zu torpedieren. Vergessen Sie das nicht, Mr. Bullen.« Bullens Hand schoss vor und packte die beiden ZehnPfund-Noten.
»Ich hab Ihnen alles gesagt, was Sie wissen müssen!«, sagte er.
Bryce erwartete Markby bereits, als er in sein Büro zurückkehrte.
»Wir haben sie aufgespürt!«, berichtete sie.
»Susan Tempest. Oder besser gesagt, die nordwalisische Polizei hat sie gefunden. Wir haben eine Anschrift. Ein einheimischer Beamter hat sie in der Zwischenzeit aufgesucht und darüber informiert, dass die sterblichen Überreste ihrer Tochter gefunden wurden. Sie wurde des Weiteren in Kenntnis gesetzt, dass wir sie besuchen.«
»Das tue ich«, entschied Markby frisch.
»Ich bin sehr gespannt darauf, Susan Tempest geborene Oates kennen zu lernen!«
»Und eine Mrs. Mitchell hat angerufen. Ich habe eine Notiz auf ihrem Schreibtisch hinterlassen. Sie hat darum gebeten, dass Sie unverzüglich zurückrufen. Sie muss Ihnen etwas sagen.«
»Richtig«, murmelte Markby.
Da sie sich erst einige Stunden zuvor gesehen hatten und Meredith wusste, dass er bis zum Hals in Arbeit steckte, konnte ihre Nachricht eigentlich nur bedeuten, dass sie etwas herausgefunden hatte, das für diesen Fall von Bedeutung war.
Doch so früh nach seinen mahnenden Worten auf dem Friedhof war seine erste Reaktion aufsteigender Ärger. Er wusste, dass Meredith gerne private Nachforschungen anstellte. Er hatte immer wieder erklärt, sowohl geduldig wie heute als auch zu einer Gelegenheit recht aufgebracht, dass es sowohl unklug als auch in mancherlei Fällen verkehrt war. Am meisten Sorgen machte ihm die Gefahr, in die sie sich mit ihrer Eigenwilligkeit begab. Diese offensichtliche Schlussfolgerung schien Meredith völlig zu entgehen.
In seinem Herzen wusste Markby, dass er sie nicht aufhalten konnte. Es war eine Tatsache, dass sie häufig Indizien und Beweise fand, die der Polizei aus dem ein oder anderen Grund entgangen waren. Meredith hatte ein Talent, mit Menschen zu reden und sie dazu zu bringen, sich alles von der Seele zu reden, Geschwätz und allerlei alte Geschichten. Auch das war zwar hilfreich, aber nichtsdestotrotz gefährlich.
»Ihr benutzt doch auch andere Informanten«, hatte sie einmal entgegnet, als er ganz besonders ärgerlich wegen einer ihrer Eskapaden gewesen war.
»Wenn du damit Kleinganoven meinst, die in der Unterwelt als unsere Augen und Ohren fungieren, wenn dabei etwas für sie herausspringt, dann heißt die Antwort ja! Aber du wirst dich doch wohl nicht mit ihnen vergleichen, oder? Außerdem weiß jeder Unterweltganove, in welche Gefahr er sich begibt, und beim ersten Anzeichen von Ärger zieht er den Kopf ein und geht in Deckung!«
»Ich bin vorsichtig!«, hatte sie mit schwacher Stimme versprochen. Zu schwacher Stimme. Markby seufzte laut bei der Erinnerung. Trotzdem war er von Neugier erfüllt, als er ihre Nummer wählte.
»Also schön, was gibt’s? Ich war nicht hier, als du angerufen hast, weil ich Nat Bullen noch auf ein Wort sprechen wollte und zu ihm rausgefahren bin. Was ist los? Hast du wieder einmal Dummheiten gemacht? Kann ich dich nicht mal fünf Minuten allein lassen? Geht denn einfach alles, was ich sage, zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus?« Sie ignorierte seine Strafpredigt und kam stattdessen gleich auf den Punkt zu sprechen, der sie interessierte.
»Bullen? Warum? Was hat er dir gesagt?«
»Ich habe nichts aus ihm herausbekommen. Aber ich bin nicht der Meinung wie Lars Holden, dass der Alte verrückt ist. Im Gegenteil, Bullen hat alle seine Sinne beisammen! Ich habe zwanzig Pfund für Kaninchendraht investiert und habe ihn lediglich dazu gebracht, noch einmal über das nachzudenken, was er uns bereits gesagt und ob er vielleicht noch etwas ausgelassen hat. Hoffe ich jedenfalls. Aber du hast mir noch nicht gesagt, warum du angerufen hast? Ich hoffe und bete, dass du dich nicht schon wieder einmischst, Meredith?«
»Ich mische mich nicht in eure Ermittlungen ein!«, protestierte sie indigniert.
»Und wenn du jetzt nicht damit
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