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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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in der Luft.
    »Sorry, Jürgen, wollt’ ich nich’. Wat bis’ du denn so fleißig?«
    »Muss.« Küppers ließ die Rolle in den Farbeimer plumpsen und kam heruntergeklettert. »Die Spargelsaison fängt bald an.« Sein kahler Schädel war weiß gesprenkelt. »Was tust du hier?«
    »Bloß meine Arbeit.«
    Küppers grinste. »Wenn du mir erzählen willst, dass der Erschossene in Wahrheit der Sohn von der Kindermörderin war, kannst du dir das schenken. Das weiß ich nämlich schon.«
    »Ich hab nix anderes erwartet.« Ackermann holte sein Tabakpäckchen hervor. »Soll ich dir eine mitdrehen?«
    »Ich rauche schon seit Jahren nicht mehr, hoher Blutdruck.«
    »Mir geht et noch blendend.«
    »Was willst du denn jetzt? Soll ich dir etwa auch noch mal erzählen, wie das mit der Maas und dem Mord war?«
    Ackermann musste lachen. »Hab ich ›doof‹ auf der Stirn tätowiert? Nee, nee, die Story kann ich schon singen. Aber ich würd’ gern wat über die Sabine von dir hören. Die war doch dein Lehrmädchen.«
    »Das war sie.« Küppers bückte sich nach der Limonadenflasche, die am Fuß der Leiter stand. »Und gar kein so schlechtes am Anfang.« Er trank ein paar Schlucke.
    »Aber wie die Eltern dann tot waren und sie angefangen hat, herumzu …« Er verstummte.
    »Ja, ja, ich hab schon gehört, sie ist läufig geworden«, knurrte Ackermann.
    Küppers bohrte ihm feixend den Zeigefinger in die Brust. »Das hast du jetzt gesagt.«
    »Hat Sabine Maas die Lehre eigentlich zu Ende gemacht?«
    »Hat sie. Dafür habe ich schon gesorgt, wäre ja sonst eine Schande gewesen. Ich habe das Mädchen immer unterstützt und meine Frau auch. Die hatte ja sonst keinen mehr. Nur diese Hippies, und die haben sie bloß ausgenutzt.«
    »Inwiefern?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Miete gezahlt haben.«
    »Hast du die Leute gekannt? Weißt du, wie die hießen?«
    »Die Gammler? Nein, weiß ich nicht. Aber die meisten von denen waren wohl mit Sabine auf der Berufsschule in Krefeld.«
    Küppers zog abweisend die Brauen zusammen. »Sonst noch was?«
    »Der Sebastian Finkensieper war nicht zufällig bei dir?«, fragte Ackermann.
    »Nein, war er nicht. Warum auch?«
    »Ich dachte nur, weil seine Mutter dein Lehrling gewesen is’.«
    »Meinst du, das hat der gewusst?«
     
    Peter Cox fuhr nicht gleich wieder zum Präsidium zurück, er musste sich erst einmal sammeln. Ohne lange zu überlegen, bog er nach Emmerich ab und parkte auf dem großen Platz gleich am Ortseingang. Irgendein Café würde es hier wohl geben.
    Aber er fand nur eine Eisdiele, in der auch Hühnersuppe serviert wurde, wie er riechen konnte, als er eintrat.
    »Einen doppelten Espresso und ein Glas Wasser, bitte«, bestellte er bei dem flotten Mann hinter der Eistheke und setzte sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des verwaisten Etablissements, in dem alles – Wände, Stuhlbezüge, Dekoration – in den Farben Rosa und Aprikose gehalten war.
    Was hatte ihn so aufgebracht?
    Maria Gärtner war eine nette alte Dame, Witwe, zwei Töchter, fünf Enkel.
    Bereitwillig hatte sie ihm Kinderfotos von Sabine Maas gezeigt und ihm sogar zwei Fotos der erwachsenen Sabine mitgegeben, die sie der Tante 1980 zusammen mit einem Brief geschickt hatte, Fotografien von ihr und dem kleinen Sebastian.
    Von Sabines Schwangerschaft hatte Frau Gärtner bis dahin nichts gewusst, und sie hatte auch ihren Großneffen nie kennengelernt.
    »Als meine Schwester und ihr Mann gestorben sind, wollten wir Sabine zu uns nehmen, aber sie hat sich dagegen gesträubt. Die war wie ihr Vater, hatte ihren eigenen Kopf.«
    »Sie haben sich also aus den Augen verloren?«
    »Nicht sofort, nein. Wir haben immer telefoniert, und sie hat mich öfter besucht.«
    »Haben Sie sie auch besucht?«
    »Nein, ich hatte ja mein eigenes Leben.«
    Cox war klar gewesen, dass er zu emotional reagierte, aber er hatte sich nicht bremsen können. »Dass Ihre Nichte 1983 ein Kind getötet hat, das haben Sie aber schon mitbekommen?«
    »Aus der Zeitung, wie jeder andere auch.« Natürlich war sie eingeschnappt gewesen.
    Cox bedankte sich, als der Espresso gebracht wurde, und gab reichlich Zucker hinein.
    Die Tante war Sabine Maas’ einzige nahe Verwandte. Sie hatte gewusst, dass sie einen Großneffen hatte, aber als Sabine ins Gefängnis gekommen war, hatte sie nicht einmal nach dem Kind gefragt, und sie hatte auch nie wissen wollen, was aus ihm geworden war. Auch nicht, was aus Sabine geworden war. Und jetzt würde diese Frau

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