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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Sabine sich umgebracht hat. Ich habe mir so gewünscht, sie wäre tot, aber jetzt fühle ich gar nichts. Und der Mann, den man erschossen hat, soll Sabines Sebastian gewesen sein. Der kleine Basti, er war so ein süßes Kind. Wer hat ihn erschossen? Warum? Der Junge konnte doch nichts dafür.
    Er war bei uns letzten Freitag. Hat gesagt, er hieße Finkensieper, und es könnte sein, dass eine Verwandte von ihm früher einmal bei meinem Mann in die Schule gegangen ist. Adolf hat ihn mit ins Arbeitszimmer genommen. Dann ist er sehr laut geworden. Mein Mann. Aber er hat mir nicht gesagt, warum. Er hat mir gar nichts gesagt. Eigentlich nie.«
    Jemand kam eine Treppe heruntergepoltert. »Mutter? Wo steckst du?«
    »Dennis. Mein älterer Sohn. Wir müssen zum Pfarrer, wegen der Beerdigung.«
    Schnittges traf Lettie nicht an. Sie sei zum Einkaufen nach Gennep gefahren, müsse aber bald zurück sein, hatte ihm ihre Freundin Monique mitgeteilt und ihn zum Tee eingeladen. Aber er hatte abgelehnt, er würde im Auto warten und ein Telefonat führen.
    »Guten Morgen, Mutter. Warum hast du Simone meine Adresse gegeben?« Er war immer noch stinksauer.
    Auch sie hielt sich nicht lange mit Freundlichkeiten auf. »Weil ich es richtig fand. Wir haben lange miteinander geredet.«
    »Wie konntest du?«
    »Ich sehe doch, wie du leidest.«
    »Und damit das irgendwann ein Ende hat, habe ich diesen Schlussstrich gezogen, und das habe ich dir auch gesagt.«
    »Sie will ihren Mann verlassen, Bernie.«
    »Mutter! Sie wird ihren Mann nie verlassen. Ich war eine Bettgeschichte, eine nette Abwechslung vom Ehealltag.«
    »Mir hat sie aber etwas anderes erzählt.«
    Da kam Letties kleiner roter Wagen um die Ecke gezuckelt.
    »Ich muss Schluss machen. Und noch einmal, Mutter, halte dich bitte raus!«
     
    Lettie war traurig. Sie hatte beim Einkaufen erfahren, wer der Tote wirklich gewesen war, und als Schnittges ihr jetzt noch erzählte, dass Sabine Maas sich umgebracht hatte, musste sie fast weinen.
    »Ich habe nie glauben können, dass es Sabine gewesen ist, die Kevin getötet hat. Die hätte doch nie jemandem etwas zuleide tun können, schon gar nicht einem Kind. Ich habe immer gedacht, die Polizei hätte den wahren Mörder nicht gefunden. Aber da war ich immer die Einzige.«
    »In der Zeitung stand damals, sie wäre arbeitslos gewesen.«
    Lettie lachte trocken auf. »Sabine war das fleißigste Mädchen, das ich je getroffen habe. War von früh bis spät auf den Feldern, im Stall und in ihrer Küche und hat für ihren Marktstand geschuftet. Eigentlich hatte sie den ersten Biohof, auch wenn man es damals noch nicht so nannte.«
    »Weißt du, wer Sebastians Vater war?«
    »Nein, darüber hat sie nie gesprochen. Sie hatte einmal einen Freund, aber das war Jahre vor Sebastians Geburt. Im Dorf galt sie als Hure, wusstest du das?«
    »O ja, das haben wir oft genug zu hören bekommen.«
    »Und ich sage dir, sie war keine! Sie war eher schüchtern.«
    »Und was war mit ihrer Vorliebe für kleine Jungen?«
    »Gott verdammt, tratscht man diesen Blödsinn immer noch herum? Die Leute sind krank. Sabine war eine tolle Mutter, sie liebte Kinder. Und die Kinder liebten sie. Das fanden die anderen Mütter übrigens ganz prima. Es war immer jemand da, der auf ihre Gören aufpasste. Ich glaube, die drei Jungs von van Beek haben öfter bei Sabine übernachtet als zu Hause. Da hatten die Eltern sturmfreie Bude und konnten sich in ihrer Kneipe in Ruhe volllaufen lassen.«
    Bestürzt schlug Lettie die Hand vor den Mund.
    »Entschuldige bitte, das war gehässig. Aber ich bin so schrecklich wütend.«

Sechzehn
    Ackermann hatte sich gleich nach der Frühbesprechung ins Auto gesetzt und war jetzt auf dem Weg nach Krefeld.
    Die anderen Mitglieder der Wohngemeinschaft seien mit Sabine Maas zur Berufsschule gegangen, hatte Küppers gesagt. Vielleicht hatte man dort ja alte Klassenlisten, oder es gab sogar noch Lehrer, die sich erinnern konnten.
    Bernies Lettie hatte nett über Sabine gesprochen, das war ja mal was Neues. Die Tante weniger, die hatte ihr »eigenes Leben« gehabt. Irgendwie konnte Ackermann die Frau nicht leiden, obwohl er sie gar nicht kannte.
    Und Penny hatte wohl recht gehabt: Finkensieper hatte tatsächlich seiner Mutter nachgespürt. Am Donnerstag war er beim Pfarrer gewesen, am Freitag bei ihrem früheren Lehrer. Wieso nicht bei ihrem alten Lehrherrn? Nun ja, vielleicht war er noch nicht dazu gekommen. Oder Küppers hatte gelogen. Zuzutrauen wäre ihm das,

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