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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Freund?« Ackermann schaute auf seinen Zettel. »Diesem Kai Stepanski?«
    »Ach der! Den hatte Sabine schon Monate zuvor in die Wüste geschickt. Er war drogenabhängig.«
    Ackermann rechnete. »Sabine muss im September 79 schwanger geworden sein«, stellte er fest. »Dann kann der Stepanski nicht Sebastians Vater sein.«
    »Tja, wer weiß? Vielleicht hat er Sabine noch einmal besucht. Das könnte schon passen. Sabine hat sich über den Kindesvater ausgeschwiegen. Vielleicht, weil es ihr peinlich war, dass sie sich wieder mit diesem Junkie eingelassen hatte.«
    »Können Sie mir denn sagen, wat aus denen geworden is’, aus denen, die zuerst da gewohnt haben?«
    »Selbstverständlich«, antwortete sie herablassend. »Ich halte mich auch über ehemalige Schüler auf dem Laufenden, soweit es mir möglich ist.«
    Ackermann zückte sofort wieder seinen Stift.
    »Zu Karen und Stefan habe ich noch guten Kontakt. Sie sind miteinander verheiratet und haben sich vor ein paar Jahren mit einem Restaurant in Kleve selbstständig gemacht. Kai ist damals nach Berlin gegangen, und Volker arbeitet in den USA, in Boston, soweit mir bekannt ist.«
    »Un’ die Monika Groß?«
    »Ach ja, die lebt in Neuseeland, hat einen Schafbaron geheiratet.«
    »Wenn ich dat richtig versteh’, hatten Sie noch Kontakt mit Sabine, als et die WG schon nich’ mehr gab.«
    »Natürlich! Ich war praktisch die Einzige, die sich während ihrer Schwangerschaft um sie gekümmert hat. Ich hatte ihr sogar angeboten, ihr bei der Geburt zur Seite zu stehen, aber das hat sie abgelehnt. Vermutlich war es ihr unangenehm. Tja, und dann …« Sie drehte die Handflächen nach oben und schaute sehr ernst.
    »Als Sebastian geboren war, haben wir nach und nach den Kontakt zueinander verloren. Sabine ist noch ein paarmal zu den Initiativtreffen gekommen, aber da hat sie schon in ihrer eigenen Welt gelebt. Als der Mord passierte, habe ich mir die bittersten Vorwürfe gemacht. Ich nehme an, Sabine hatte eine schwere postnatale Depression, und keiner hat es bemerkt, nicht einmal ich. Wenn eine solche Krankheit sich manifestiert, kann das Schlimmste passieren, und das ist dann ja auch geschehen.«
    »Haben Sie die Sabine nochma’ gesehen? Als sie aus dem Knast raus war, mein’ ich. Die hat nämlich hier in Krefeld gewohnt.«
    »Nein.« Renate Bauer stand abrupt auf. »Wenn Sie weiter keine Fragen haben, ich muss zurück in den Unterricht.«
    Ackermann setzte sein freundlichstes Lächeln auf.
    »Okay, für ‘n Moment wär’ et dat, un’ sonst meld’ ich mich nochma’. Ach nee, Sekunde, die Adresse von dem Restaurant von diesen Möllemanns braucht’ ich noch.«
    Sie nannte sie ihm und rauschte davon.
    »Blöde Schnepfe«, murmelte er und holte sein Handy heraus, um Cox anzurufen.
     
    Peter Cox hatte zwei unangenehme Stunden hinter sich.
    Um kurz vor neun war ein energischer uniformierter Kollege, den er nicht kannte, in sein Büro gekommen:
    »POM Schliepkötter aus Radevormwald. Ich bringe Ihnen die Finkensiepers. Wir konnten sie nicht alleine fahren lassen, sie sind nicht ganz bei sich. Eigentlich hätte man einen Arzt holen müssen, aber sie wollten unbedingt sofort hierher, dabei sind sie schon seit über dreißig Stunden ohne Schlaf.«
    Rolf und Marita Finkensieper waren beide tief verstört gewesen, der Mann wie erstarrt, die Frau, höchstens Mitte fünfzig, hatte sich bewegt wie eine Achtzigjährige. Sie war es gewesen, die mit fiebrigem Glanz in den Augen gefragt hatte, was genau passiert war.
    Sebastian hatte ihnen nicht erzählt, dass er herausgefunden hatte, wer seine leibliche Mutter war, nichts von ihrem Tod, nichts von der Erbschaft, nicht, dass es ihn nach Kessel zog.
    Die Eltern hatten nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ihn adoptiert hatten. Als er in dem Alter gewesen war, in dem man Fragen stellte, hatten sie ihm erklärt, seine Eltern seien bei einem Unfall getötet worden, er sei in ein Heim gekommen, und dort hätten sie ihn gefunden. Seine Geburtsurkunde hatte er nie sehen wollen.
    »Wir konnten ihm doch nicht sagen, dass seine Mutter eine Mörderin war«, hatte der Vater gejammert, »eine Kindermörderin!«
    »Seit wann wusste Bastian es?« Das war von der Mutter gekommen.
    »Seit vier Wochen«, hatte Cox geantwortet. »Wann haben Sie Ihren Sohn das letzte Mal gesehen?«
    »Anfang März.« Der Vater hatte es wie eine Frage klingen lassen. »Aber wir haben miteinander telefoniert. Zuletzt an dem Tag, als wir nach Afrika aufgebrochen sind,

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