Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
nächsten Morgen, wieder ein frisches Reh brachte, hatte er keinen Hunger. Ricardo hörte in sich, aber das Reh lockte ihn nicht im Geringsten. Allein bei dem Gedanken an das menschliche Blut begannen seine Fangzähne zu ziehen, aber das war nur Gier, Hunger hatte er definitiv keinen. Er lachte bitter auf, ein Schluck von Lucias Blut reichte also, um ihn für Stunden satt zu machen. Nur zu dumm, dass er am liebsten alles davon getrunken hätte. Schritte lenkten seine Aufmerksamkeit auf die Tür. Er brachte seine Mimik unter Kontrolle. Einen Moment später trat Julia ein. Er schenkte ihr eine knappe aber respektvolle Verbeugung. Sie erwiderte den Gruß freundlich, aber ihr hübsches Gesicht war sorgenvoll verzogen. Er fragte beunruhigt: „Was hast du herausgefunden?“
„Nichts Gutes. Dein Verdacht war völlig richtig. Der Mistkerl hat sie nicht aus Herzensgüte aufgenommen. Die jungen Magier, mit denen sie befreundet ist, sind alle von ihrer Intelligenz und ihrem Fleiß beeindruckt. Ihr Potenzial hält man für sehr groß. Der Großmeister ist sehr erstaunt, dass sie noch nicht für die Prüfung bereit ist. Aber ihr Meister habe erst neulich gemeint, dass sie noch Schulung brauchen würde. Dieser Albinus nutzt sie nach Strich und Faden aus.“ Ricardo biss wütend die Zähne aufeinander. Am liebsten hätte er diesem Stück Dreck von einem Magier die Kehle herausgerissen.
Er knurrte: „Kann man denn nichts tun?“
Julia erwiderte bedrückt: „Ich habe mit Sandro darüber gesprochen, er hat einen Termin mit dem Großmeister der Gilde vereinbart, aber die haben Einmischungen nicht gerade gern. Sogar wenn er helfen kann, wird das dauern.“ Ricardo unterdrückte den Impuls wütend zu fauchen und zwang sich zu überlegen.
Er fragte: „Kannst du mir Lehrbücher über die Luftmagie besorgen?“
„Sicher, aber was willst du damit? Du bist kein Magier.“
„Nein, aber ein Gelehrter, falls du das über meine Fangzähne vergessen haben solltest. Wenn sie schon ihre Lehrzeit hier bei mir verplempern muss, weil ihr Meister ein gieriger Mistkerl ist, soll sie wenigstens ein wenig davon profitieren.“ Julias Lippen verzogen sich zu einem warmen Lächeln.
Dann sagte sie ernst: „Es ist schön, dass dir jemand so am Herzen liegt.“ Diesmal widersprach er ihr nicht, schließlich hatten alle anderen nur vor ihm gesehen, was er erst gestern begriffen hatte.
Er seufzte: „Die Götter haben einen seltsamen Humor. Aber wenn ich schon nicht mit ihr zusammen sein kann, will ich ihr wenigstens etwas Gutes tun.“
„Du bist ein guter Mann Ricardo, gib nicht auf. Sandro hat auch nicht geglaubt, dass es ein gutes Ende für uns gibt und jetzt sieh uns an. Kämpf darum Ricardo und wer weiß, vielleicht hat das Schicksal ja schon einen Plan für euch.“ Sicher hatte es den, den Plan ihm gehörig in den Hintern zu treten, aber das würde die Königin ohnehin nicht gelten lassen, also schwieg er. Sie nickte ihm freundschaftlich zu und ging.
Als Lucia heute zum Palast kam, ging sie zuerst zu Raphael. Sie wollte den gestrigen Versuch noch mal mit ihm durchsprechen, aber der Magier war völlig aus dem Häuschen. Er rannte praktisch im Labor auf und ab und suchte allerlei Dinge zusammen. Sie fragte verwirrt: „Was machst ihr denn da?“ Er fuhr erschrocken zu ihr herum, als ob er sie bis eben gar nicht bemerkt hätte.
Schuldbewusst verbeugte er sich rasch vor ihr und sagte: „Verzeiht mir schöne Lucia, ich hatte euch gar nicht kommen gehört.“
„Schon gut, aber was ist denn nun los?“, fragte sie erneut.
„Eine aufregende Neuigkeit hat mich heute frühmorgens erreicht. Sie haben es geschafft die Gesteinsbrocken, die das Portal verschüttet hatten, beiseite zu räumen. Jetzt kann das verschlossene Portal untersucht werden. Ich suche ein paar nützliche Dinge, die sie dabei unterstützen werden, zusammen.“ Dabei verzog sich sein Gesicht sehnsüchtig.
Lucia fragte leise: „Das ist euch wohl sehr wichtig?“
„Es ist weltbewegend. Hinter diesem Portal könnten wir den Mann finden der Ketaria fast zur Hölle gemacht hätte. Wir könnten diese Gefahr für immer beseitigen. Davon abgesehen ist er der Mann der Ricardo verflucht hat.“
„Dann wirst du dorthin reisen?“, fragte sie.
Er seufzte: „Wenn es doch nur so wäre. Aber Julia und Sandro werden mich nie gehen lassen, solange Ricardo nicht erlöst ist. Und solange das Portal nicht offen ist, halten sie die Bücher hier für wichtiger.“ Er seufzte noch mal tief und elend,
Weitere Kostenlose Bücher