Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
aber sie war da. Mit ihr waren auch seine Sinne schärfer geworden. Vermutlich hatte auch seine körperliche Kraft zugenommen, aber das war in der Zelle schwer auszutesten. Aber dennoch schien Lucias Plan aufzugehen, je stärker die Bestie wurde, desto besser hatte er sie unter Kontrolle. Inzwischen blieb Lucia nach seinem „Frühstück“ noch den ganzen Tag bei ihm. Julia hatte ihm wie versprochen ein Lehrbuch über Luftmagie besorgt und er nahm regelmäßig Lektionen mit ihr durch. Die Praxis blieb dann zwar ihr allein überlassen, aber das bekam sie ganz gut hin. Manchmal redeten sie einfach nur, Ricardo erzählte ihr vom alten Königreich, oder Lucia berichtete ihm lustigen Klatsch, über die jüngere Magierschaft. Manchmal lasen sie auch einfach nur beide. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten dachte Ricardo an eine Zukunft, in der er nicht den Freitod wählen würde, zumindest nicht, solange Lucia unter den Lebenden weilte. Nur die Sache mit ihrem Meister lag ihm schwer auf dem Gemüt. Diesbezüglich gab es noch immer keine guten Neuigkeiten.
Als sich Schritte seiner Zelle näherten, erkannte er Sandro. Ein Vorteil seiner schärferen Sinne, er konnte die Menschen sogar durch die dicke Tür wittern. Sandros bedrückte Miene, als er eintrat, ließ alle Alarmglocken in Ricardo losschrillen. Er fragte gepresst: „Gibt es Probleme?“
Sandro erwiderte seufzend: „Ich war heute beim Großmeister. Ich habe mit ihm über Lucia gesprochen. Obwohl ich ihm alles vorgelegt habe, was Julia erfahren hat, möchte er sich erst selbst ein Bild machen.“
„Dieser verdammte Hundesohn“, knurrte Ricardo, „du hast ihm hoffentlich gesagt, was du davon hältst.“
„So einfach ist das nicht, und wenn du deine Gefühle außen vor lassen würdest, wäre dir das auch klar. Ich bin erst seit einem Jahr wieder König. Wir müssen die Strukturen erst langsam umformen. Es wäre unklug die Magiergilde gegen mich aufzubringen. Nur zusammen können wir Ketaria wieder aufbauen. Vor allem habe ich nicht vor eine Diktatur zu errichten.“ Ricardo biss frustriert die Zähne aufeinander, Sandro hatte ja recht. Aber irgendwie musste er Lucia einfach helfen. Sandro schien ihm seine Verzweiflung angesehen zu haben, denn er sagte sanft: „Er hat ja nicht Nein gesagt, sondern dass er sich die Sache selbst ansehen möchte. Wenn Albinus so ein Dreckskerl ist, wird er schon etwas gegen ihn finden.“ Finden vielleicht, aber ob er die Gilde öffentlich damit besudeln würde, war etwas anders. Ricardo wollte gerade antworteten, als ihm Lucias süßer Duft in die Nase stieg. Er zwang sich einen ausgeglichenen Ausdruck aufs Gesicht und sah zur Tür. Sandro folgte seinem Blick.
Einen Augenblick später trat Lucia ein. Der Blick ihrer schönen blauen Augen war auf Ricardo gerichtet, bis sie Sandro bemerkte. Sie wandte sich schnell zu ihm um und versank in einem Hofknicks. „Guten Morgen Hoheit.“
Sandro trat zu ihr, steckte ihr die Hand entgegen und sagte freundlich: „Bitte Lucia steh auf. Ich weiß sehr zu schätzen, was du für Ricardo tust. Ich wäre froh, wenn du mich als Freund betrachten könntest.“ Lucias Kopf fuhr hoch und sie starrte Sandro erschrocken an. Als sie merkte, dass er die Hand nicht zurückzog, legte sie scheu ihre Hand in seine und ließ sich auf die Beine helfen. Sie wand sich förmlich vor Nervosität.
Sie murmelte: „Das ist zu gütig Hoheit, aber das steht mir nicht zu, ich bin ...“
Sandro unterbrach sie lächelnd: „Eine unschätzbare Hilfe und eine Freundin von Ricardo. So ist es doch nicht wahr?“
„Er war so großzügig mir das anzubieten“, erwiderte sie verlegen.
Sandro schmunzelte: „Und ich bin jetzt auch so großzügig dir das anzubieten. Du willst mich doch nicht beleidigen, indem du mir etwas verweigerst, was du meinem Freund zugestehst.“
Lucias Wangen färbte sich tiefrot, sie stammelte: „Natürlich nicht, ich meine, ich ...“
Ricardo erlöste sie, indem er trocken einwarf: „Jetzt hör schon auf, sie verlegen zu machen. Ganz ruhig Lucia, Sandro ist privat nicht so förmlich. Tu uns allen den Gefallen und nimm an, vorher gibt er ohnehin keine Ruhe.“
„Das muss ich von dir gelernt haben“, erwiderte Sandro lachend.
Lucia hatte sich wieder etwas gefangen und fragte, wenn auch noch etwas zögernd: „Kommt ihr wegen der Blutspende Ho …, ich meine Sandro?“
„Unter anderem. Aber mir graut davor, mich von Raphael schneiden zu lassen. Der Gute ist in den letzen Tagen so zerstreut. Würdest du es
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