Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
gehorchte und beobachtete sie gespannt. Sie kam zum Gitter und stellte ein schmales, verschlossenes Gefäß davor ab, dann trat sie eilig zurück. Selbst durch den Deckel stieg ihm der süße Duft ihres Blutes in die Nase, ein schmerzhaftes Ziehen fuhr durch seine Fangzähne bis in den Kiefer. Die Art wie sie plötzlich erschrocken die Augen aufriss, sagte ihm, dass seine Augen wohl noch mehr glühten als normal. Das würde beim Trinken noch schlimmer werden. Die Vorstellung dass sie ihn als vor Gier geiferndes Monster sehen würde war ihm unerträglich.
Er verlangte: „Lucia, ich will, dass du nach draußen gehst.“
Sie protestierte: „Aber ich ...“
„Bitte Lucia, ich will nicht, dass du mich so siehst. Raphael kann dich, sobald ich fertig bin, gleich wieder holen.“ Sie presste zwar kurz die Lippen aufeinander, gehorchte aber. Erst als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, nahm er das Gefäß. Zu seiner Überraschung war der Blick des Magiers sanft.
Er sagte ernst: „Du magst sie.“
Ricardo knurrte: „Fang du bitte nicht auch noch damit an. Schlimm genug, dass Sandro und Julia uns verkuppeln wollen. Aber ich darf ihr nicht zu nahe kommen.“
Raphael erwiderte ruhig: „Ich weiß, zumindest nicht, solange ihr kleiner Plan keine Wirkung zeigt. Das gebietet der Verstand, aber der ändert nichts an Gefühlen.“ Ricardo sah ihn überrascht an, so viel Einfühlsamkeit hatte er dem Frauenhelden nicht zugetraut.
Aber er murrte nur: „Du willst ja nur dass es klappt, weil du hier raus willst.“
Raphael gab zu: „Selbstverständlich und du solltest das auch wollen. Vor allem wo du jetzt so eine hübsche Motivation hast. Sie ist wirklich eine Augenweide.“
Eifersucht durchfuhr Ricardo, er fauchte: „Lass die Finger von ihr.“
Raphael lachte: „Dann sieh zu, dass du hier rauskommst, damit du mich von ihr fernhalten kannst.“ Zur Hölle er hatte Recht, Ricardo nahm den Verschluss ab und kippte sich das Blut förmlich in den Rachen. Die Wirkung trat sofort ein, ein warmer Strom durchfuhr ihn. Seit er ein Vampir geworden war, hatte er sich ständig kalt und leer gefühlt. Dieses Blut zu trinken war, wie wieder an die Sonne zu kommen. Aber dann kam die Gier, sie überschwemmte ihn förmlich. Er witterte Raphaels Blut und warf sich gegen das Gitter. Aber es gab nicht nach, er fauchte den Magier an und rüttelte am Gitter. Er musste da raus, er brauchte sein Blut. Raphael war zum Glück bis zur Tür zurückgewichen. Als er nun nach dem Türgriff langte, durchdrang ein Gedanke den roten Nebel von Ricardos Blutgier. Der Magier würde Lucia hereinholen, sie durfte ihn so nicht sehen.
Er krächzte: „Lass sie nicht herein.“
Raphael musterte ihn und sagte dann entschuldigend: „Ich verstehe dich, aber sie muss das sehen.“ Er zog die Tür auf. Noch ehe Lucia sich hereindrängte, stieg ihm der warme, süße Duft ihres Blutes in die Nase. Anderes als das des Magiers löste es noch einen ganz anderen Hunger in ihm aus. Er wollte seine Zähne in sie schlagen, aber noch mehr wollte er sie unter sich spüren. Aber dieser Gedanke schwand, als sie ihn ansah, in der Bewegung stockte und erschrocken aufkeuchte. Es traf ihn mitten ins Herz. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, seine Versuche sich nicht in sie zu verlieben waren sinnlos, denn er liebte sie schon längst. Aber sie würde ihn jetzt für immer fürchten und verabscheuen. Dieses Wissen wischte sogar die furchtbare Gier beiseite. Mit einem gequälten Aufheulen wich er bis in den hintersten Winkel seiner Zelle zurück.
Sie hatte nicht gewusst, wie er auf das Menschenblut reagieren würde, aber das war erschreckend. Aber nicht halb so erschreckend wie sein qualvolles Aufheulen. Ihr Herz zog sich zusammen, er musste furchtbar leiden. Sie stieß hervor: „Wir müssen ihm helfen.“
Raphael sagte nur sanft: „Das können wir nicht. Da muss er allein durch. Aber beim nächsten Mal wird es schon leichter sein.“ Ihr Verstand wusste, dass er recht hatte, aber ihn so zu sehen tat ihr in der Seele weh. Der Magier fügte ernst hinzu: „Kommt, lassen wir ihn allein. Ich glaube das ist ihm lieber so.“ Sie warf einen besorgten Blick auf Ricardo, aber der hatte sich so weit in die dunkle Zelle zurückgezogen, dass sie ihn kaum noch wahrnehmen konnte. Schweren Herzens ließ sie sich aus der Zelle ziehen.
6.Kapitel
Die Wirkung des Blutes hatte zum Glück nicht lange vorgehalten. Aber so furchtbar sein Ausraster auch gewesen war, als der Wächter ihm nun, am
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