Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
Aufgabe nicht niederlegen. Was denkst du eigentlich von mir? Ich lasse dich doch nicht mit der ganzen Sache allein, schon gar nicht, wo Raphael jetzt auch weg ist. Außerdem dachte ich wir sind Freunde.“ Der Kummer rollte wie ein riesiger Felsbrocken von Ricardos Brust, sie hatte ihn gar nicht im Stich lassen wollen. Dass sie ihn nur als Freund sah, tat weh, aber das hatte er schließlich gewusst. Es war erbärmlich, aber statt ihr ihre Freiheit zurückzugeben, klammerte er sich an dem fest, was er bekommen konnte.
Er sagte verlegen: „Es tut mir leid. Seit ich menschliches Blut trinke, spüre ich alles viel intensiver. Ich konnte kurz nicht mehr klar denken. Ich neige im Moment wohl zu übertriebene Reaktionen.“ Es war eine faule Ausrede, aber die Wahrheit hätte sie vermutlich nur verschreckt.
Sie erwiderte nun wieder lächelnd: „Ist schon in Ordnung. Ich verstehe, dass das alles nicht leicht für dich ist. Darum bin ich ja für dich da, das machen Freunde so. Wir sollten heute Abend mal einen kleinen Spaziergang draußen machen. Nicht weit, nur ein kleiner Testlauf. Ich bin sicher Raphael hat irgendwo eine verzauberte Feuerwaffe, die er mir borgen wird. Damit ich notfalls einschreiten kann.“ Während sie das sagte, zwinkerte sie ihm schelmisch zu. Sie fügte noch hinzu: „Wir sehen uns dann heute Abend. Ach ja, jemand soll dir einfachere Kleidung besorgen, sonst fällst du zu sehr auf.“
„Ist in Ordnung, ruh dich bis dahin aus“, erwiderte er abwesend. Sie nickte ihm zu und ging. Ricardo lehnte sich seelisch erschöpft ans Gitter. Er liebte und begehrte Lucia wie ein Besessener. Er würde es nie schaffen sie loszulassen, aber irgendwann würde sie sich in einen Mann verlieben. Allein die Vorstellung brachte ihn fast um.
Erst nachdem Lucia den unterirdischen Teil des Palastes verlassen hatte, gestattete sie es sich stehen zu bleiben und sich ein wenig zu entspannen. Ricardo bekam ohnehin schon viel zu viel mit. Er war ihr Freund, und zwar ein wunderbarer Freund. Aber inzwischen hatte er auch noch eine ganz andere Wirkung auf sie. Gut beim Biss war das vermutlich irgendein Stoff in seinem Speichel gewesen. Das erklärte die Erregung, aber nicht das sehnsüchtige Ziehen in ihrem Herz, als er sie aus diesen sanften braunen Augen, so verletzt angesehen hatte. Sie hatte das Bedürfnis verspürt ihn in die Arme zu nehmen und ihm zu schwören, dass er nie wieder allein sein würde. Aber das war natürlich Unsinn. Wahrscheinlich war das eine Nachwirkung des Bisses gewesen. Schließlich war sie ja viel zu vernünftig, um sich in einen Vampir, der noch dazu ein Freund des Königs war zu verlieben. Das war eine völlig rationale Erklärung dafür, aber dummerweise wurde sie das Bild seiner braunen Augen nicht mehr los.
8.Kapitel
Ricardo hatte das Untergehen der Sonne kurz vor Lucias Ankunft gespürt. Als Verkleidung hatte er eine Kombination aus einem schlichten Hemd und der Hose eines Jägers gewählt. Er war gespannt auf ihre Reaktion, schließlich hatte sie ihn bisher nur in seinen feinen Stoffen zu sehen bekommen. Als Lucia eintrat, stockte sie und starrte ihn förmlich an. Sein Mund wurde trocken und er sah unsicher an sich herunter. Als sie noch immer nichts sagte, fragte er unsicher: „Sieht es so unmöglich aus?“
Sie zuckte zusammen, als ob er sie erschreckt hätte, sagte dann aber rasch: „Nein, ich meine du siehst toll aus. Nur so anders als sonst.“
Bei seinem Anblick hatte sie ihn anstarren müssen. Ricardo hatte in seinen feinen Stoffen und der kultivierten Umgebung auch gut ausgesehen, aber in der einfachen Kluft eines Jägers war er umwerfend. Die schmal geschnittene Hose betonte seine schmalen Hüften und das lose Leinenhemd gestattete einen Blick auf die glatte, haarlose Haut seiner Brust. Sie hatte ihn bis jetzt immer für einen typischen Gelehrten gehalten der, wie auch viele Magier, körperliche Ertüchtigung für unnötig hielt. Aber obwohl er eher schmal gebaut war, waren die vorhandenen Muskeln gut geformt und sie hätte darauf gewettet, dass seine Brust sich fest anfühlen würde. Aber die Peinlichkeit ihn anzufassen, um das zu testen, würde sie sich nicht antun. Seine schulterlangen schwarzen Haare hatte er mit einem Samtband zusammengefasst, was die feinen Züge seines Gesichts ins rechte Licht rückte. Sie hätten weich wirken können, wenn da nicht diese vollen sinnlichen Lippen gewesen wären. Ein Schauer überlief sie, als sie daran dachte, wie er ihr damit einen Kuss
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