Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
hatte niemand sie mit dem Mord in Verbindung gebracht, aber das könnte sich ändern, falls sie dachten sie wolle dem Vampir helfen. Sie brauchte einen guten Plan, wenn sie an die mordlustigen Gesichter der Kampfmagier dachte, und zwar am besten sofort.
Eine Stunde später stand sie in der Krankenabteilung der Gilde. Sie sah die Heilerin bittend an und sagte leise: „Ich weiß es ist nicht üblich, aber ich muss wissen, wie genau mein Meister zu Tode gekommen ist, vorher habe ich keine Ruhe.“
Die Frau sah sie verständnisvoll an und erwiderte: „Natürlich, wenn man es nicht gesehen hat, ist es wirklich schwer zu glauben. Eine Schande, dass der König diesen Blutsauger auch noch schützt. Ich hoffe wir sehen ihn bald brennen.“ Lucia erschauerte vor so viel Hass.
Aber sie zwang sich ein bitteres Lächeln auf ihre Lippen und antwortete hart: „Der Täter wird sicher bald dafür büßen.“ Die Frau tätschelte ihr beruhigend die Schulter und führte sie in den Leichenraum. Als Lucia vor der Liege stand, fragte sie leise: „Dürfte ich mit ihm allein sein?“
„Natürlich, verabschiede dich nur in Ruhe von deinem Meister“, sagte die Frau und ging aus dem Raum. Albinus Körper war mit einem großen Tuch bedeckt. Allein die Menge an Blut, die das große Laken tränkte, sagte schon einiges über seine Wunden. Lucia würgte, zog es aber beiseite. Sie schlug die Hand vor den Mund und keuchte auf, in Stücke gerissen traf es wirklich gut. Wer immer das getan hatte, ein Mensch war es wohl kaum gewesen. Sein Oberkörper war förmlich aufgerissen, die Wunden waren tiefe Gräben in seinem Fleisch, als ob ihn große Klauen zerrissen hätten. Getötet hatte ihn aber ohne Zweifel der Biss in seine Kehle. Zahnspuren waren keine auszumachen, weil der halbe Hals völlig zerfetzt war. Auch der Rest von Zweifel an Ricardos Unschuld löste sich auf, das war nie im Leben ein Vampir gewesen. Ricardos Eckzähne waren nicht annähernd groß genug um solche Wunden in einen menschlichen Körper zu reißen, geschweige denn, dass er solche Klauen gehabt hätte. Aber warum hatten Celsus oder die Heiler das nicht gesehen? Lucia wurde übel, als sie es begriff. Sie hatten es nicht sehen wollen, weil sie einen Vampir nur zu gerne opferten und weil sie nicht zugeben wollten, dass noch ein weiteres Monster, ohne ihr Wissen, unter ihnen existieren könnte. Wenn sie Ricardo retten wollte, musste sie das ohne die Gilde tun, sie aber in dem Glauben lassen, sie wäre auf ihrer Seite. Lucia straffte sich, die Leere von letzter Nacht wurde von ihrem Entschluss zu kämpfen verdrängt. Sie würde kämpfen, um Ricardos Leben und um ihre Liebe. Dafür würde sie sich aller Mittel bedienen, die sie hatte, auch der Täuschung. Sie zog das Tuch wieder über die Leiche, setzte ein angemessen betroffenes Gesicht auf und ging nach draußen. „Danke“, murmelte sie der Frau zu. Die nickte ihr voller Anteilnahme zu und Lucia ging in ihre Wohnung zurück.
Dort angekommen legte sie ihre Robe ab, schlüpfte in normale Straßenkleidung und steckte den verdächtigen Brief in ihre Tasche. Sie hatte keine große Mühe, beim Verlassen der Gilde, ein niedergeschlagenes Gesicht zu machen. Allein das Wissen, wie schwer es werden würde Ricardo zu retten drückte sie schier zu Boden.
Sie näherte sich dem Palast von der Rückseite und trat an die kleine Pforte, die von den Dienstboten benützt wurde. Der dort postierte Wächter hatte eine grimmige Miene aufgesetzt. Sie seufzte innerlich auf, auch hier gab es wohl eine Menge Leute, die Ricardo für schuldig hielten, also musste sie ihre Rolle weiterspielen. Sie trat auf den Mann zu. Er hatte sie oft genug durch die Tür gelassen, um sie zu erkennen. Er sah sie feindselig an und knurrte: „Der Blutsauger braucht keine Hilfe mehr.“
Lucia verbarg ihre Gefühle, hinter einer kühlen Maske und erwiderte kalt: „Das Monster hat meinen Meister getötet. Ich habe ja wohl das Recht ihm meine Meinung ins Gesicht zu sagen.“
Ein gehässiges Lächeln trat auf die Lippen des Wächters, als er antwortete: „Natürlich. Ich entschuldige mich für meine Unterstellung Magierin. Bleibt, solange ihr wollt, er hat all eure Vorwürfe mehr als verdient.“ Dann öffnete er die Tür für sie, Lucia nickte ihm dankbar zu und ging in den Innenhof. Die Blicke, die ihr folgten, als sie ihn überquerte, ignorierte sie und behielt einfach ihre kühle Miene bei. Sie trat auf der anderen Seite in den Seitentrakt des Palastes. Dort befand
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