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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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freies Zimmer.«
    »Ich könnte mit in dein Zimmer ziehen«, schlug Soph vor.
    »Kommt nicht in Frage! Du schnarchst wie ein Walross.«
    »Gar nicht.«
    »Wohl. Außerdem würde Mum ihn ohnehin nicht ins Haus lassen.« Der Schuh schwang hin und her.
    »Warum nicht?«, fragte Soph.
    Ich saugte an dem Kuli und versuchte mich an den Streit vor vielen Jahren bei Großvater zu Hause zu erinnern. Aber bevor ich antworten konnte, hörten wir Mum von unten rufen. Soph gab dem Schuh einen stärkeren Stoß, und er schwang immer wilder durch die Luft.
    »Soph!«, rief Mum noch mal. Ich stupste meine Schwester an, aber sie rührte sich nicht. » SOPH !«, schrie Mum. »Deine Hausaufgaben !«
    »Jetzt hat sie also Zeit«, murmelte Soph und ließ den Schuh abrupt los. Er knallte gegen die Holztür. Peng.
    Wir wollten gerade aus dem Schrank steigen, als Mum ins Schlafzimmer kam, ihre Hausschuhe auszog und sie ordentlich neben das Bett stellte. Dann sank sie auf die Matratze und massierte sich die Stirn. Dad zog sein ölverschmiertes Hemd aus und ließ es auf den Boden fallen.
    »Wäschepuff«, sagte Mum.
    »Nun warte doch«, knurrte Dad und zog seine Hose aus.
    Soph hielt sich den Mund zu, um ihr Lachen zu unterdrücken. Der Deckel des Wäschepuffs wurde angehoben, und wir hörten ein Flump , als die Kleider reingeworfen worden. Ich beugte mich vor, um durch den Türspalt noch mehr zu sehen.
    »Ich habe nachgedacht …«, sagte Dad.
    »Nicht jetzt, Simon.« Mum schüttelte das beige Kissen auf und legte sich wieder hin. »Ich hab Kopfschmerzen.«
    »Hör mir doch einfach nur mal zu, ja?«
    Mum runzelte die Stirn, sagte aber: »Na gut.«
    »Warum einigen wir uns nicht auf Zoe?« Soph grub ihre Finger in mein Bein, und ich zuckte die Achseln.
    »Was meinst du damit?«, fragte Mum.
    »Na ja, wenn du Soph und Dot für zu jung hältst, könnte doch Zoe meinen Vater besuchen.«
    »Ich will überhaupt nicht, dass eins der Mädchen ihn besucht!«, fauchte Mum. »Es geht ums Prinzip.«
    Dad setzte sich aufs Bett. »Prinzipien spielen jetzt doch keine Rolle mehr.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Du hast ihn nicht gesehen, Jane. Er ist alt. Einsam. Wir kümmern uns seit Jahren nicht mehr um ihn, und ich …«
    »Er hat sich auch nicht um uns gekümmert! Und wir hätten den Kontakt ja auch nicht abgebrochen, wenn er nicht gesagt hätte … Wenn er nicht mit diesem Vorwurf … Es war absolut unverzeihlich . Das hast du selbst x-mal gesagt! Und jetzt erwartest du von mir, dass ich das vergesse und auf glückliche Familie mache? Nein!«, sagte Mum entschieden. »Das kommt nicht in Frage.«
    Dad sah aus, als wolle er widersprechen, stand aber stattdessen auf. Ein paar Minuten lang schwiegen beide, während Dad sich saubere Sachen anzog.
    »Wie lief es mit dem Lippenlesen?«, fragte er dann. »Besser geworden?« Das Kissen raschelte, als Mum heftig den Kopf schüttelte. Sie sah besorgt aus, doch Dad schien es nicht zu bemerken. Er schlüpfte in eine Socke, zog sie dann aber wieder aus und inspizierte sie. »Loch. Sind noch saubere Socken auf der Heizung?« Als Mum nicht antwortete, sagte er: »Mach keinen Stress, Schatz. Sie wird es lernen.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Doch, natürlich.« Dad klang überzeugt. »Wenn du weiter mit ihr übst, dann …«
    »Das reicht vielleicht nicht aus«, widersprach Mum und stützte sich auf die Ellbogen. »Ich habe darüber nachgedacht. Ziemlich viel sogar.«
    »Ich weiß schon, was jetzt kommt«, murmelte Dad und warf die löchrige Socke in die Schublade zurück. »Und die Antwort ist nein.«
    »Aber weshalb denn? Was spricht dagegen, es noch mal mit einer Operation zu versuchen?«
    »Das werden wir ihr nicht antun«, antwortete Dad. Er meinte das Cochleaimplantat, das zu einer Entzündung geführt hatte und wieder entfernt worden war. »Dot kommt gut auch ohne zurecht.«
    »Aber es könnte ihr helfen!«
    »Das kann sie selbst entscheiden, wenn sie älter ist.«
    »Dann ist es vielleicht schon zu spät«, entgegnete Mum und ließ sich wieder zurücksinken.
    Dad blickte auf sie herunter. »Du machst dir zu viele Sorgen.« Er beugte sich vor und küsste die tiefe Falte in der Mitte von Mums Stirn. Dann ihre Nase. Und ihre Lippen. Soph umklammerte mein Bein und verzog angewidert das Gesicht, aber sie regte sich umsonst auf, weil Mum sich nämlich wegdrehte, so dass sie mit dem Gesicht zur Wand lag.
    Ich starrte an diesem Abend auch an meine Zimmerwand, weil ich so aufgedreht war, dass ich nicht

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