Ketten der Liebe
paar Monate bei sich zu behalten, bevor man eine Amme in den Hof der grünen Säulen bringen wollte. Abd-al Rahman hatte ihr diesen Wunsch gerne erfüllt. Er liebte es, bei ihr zu sitzen, wenn sie das Kind stillte. Es gab ihm für kurze Zeit das Gefühl, ein ganz gewöhnlicher Mann zu sein. Aber nun erkrankte Zaynab, Moraima und Sheila.
Man rief Hasdai ibn Shaprut, da man sofort vermutete, daß Gift im Spiel wäre. Die einzigen Mitglieder von Zaynabs Haushalt, die nicht erkrankten, waren Naja und Aida, die Köchin, was natürlich sofort den Verdacht auf sie lenkte. Der Arzt verschaffte sich jedoch ein gewisses Ansehen bei Zaynab, indem er den armen Eunuchen, den das Geschehen völlig verschreckt hatte, und Aida, die einfach zu treu war, als Täter ausschloß.
»Zu offensichtlich«, sagte der Arzt. »Es ist etwas, das Zay nab und Sheila als einzige teilen. Die kleine Prinzessin wird durch die Milch ihrer Mutter vergiftet. Sie muß sofort weggeschickt werden, wenn man sie retten will.«
Weinend gab Zaynab ihre Tochter Rebekah, der Assistentin des Arztes. »Habt keine Sorge, Herrin«, sagte Rebekah, die selbst eine Mutter war. Zaynabs Hingabe an ihr Kind hatte bereits ihre Zustimmung gefunden. »Ich habe im jüdischen Viertel eine ausgezeichnete Amme. Sie ist ein dickes, gesundes Mädchen und hat mehr Milch, als ihr eigenes Kind trinken kann. Sie wird sich um unsere kleine Prinzessin kümmern, als ob sie ihr eigenes Kind wäre, und Ihr könnt sie so oft Ihr wollt besuchen.«
»Warum kann diese Frau nicht hierherkommen?« schluchzte Zaynab.
»Weil das, was Eure und Sheilas Krankheit verursacht, auch die Amme krank machen könnte«, erklärte ihr Hasdai ibn Shaprut geduldig. »Bis wir die Ursache finden, müssen wir Euer Kind schützen.«
»Ja, ja!« stimmte Zaynab zu und wandte sich an den Kalifen. »Oh, mein lieber Gebieter, laßt unserem Kind nichts geschehen. Sie ist alles, was ich habe, und wenn ihr irgend etwas geschieht, werde ich sterben!«
»Hasdai wird die Ursache finden«, versprach der Kalif seiner Geliebten und umarmte sie liebevoll, so daß sie nur noch mehr weinte.
Es war ohne Zweifel Gift. In nur wenigen Tagen war das Baby wieder gesund, aber seine Mutter und Sheila wurden immer kränker. Wie verabreicht man das Gift der Favoritin und Sheila, fragte sich der Arzt, aber nicht Naja und Aida? Man hatte ihre Kleidung entfernt und ersetzt, aber das hatte nicht geholfen. Hasdai untersuchte das Essen, das von Aida zubereitet wurde, aber das Essen war frisch und alle aßen aus denselben Schüsseln. Was war es? Was? Was taten Zaynab und Sheila, das die anderen nicht taten? Und dann wußte Hasdai es.
Die Erleuchtung überkam ihn wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Sie badeten zusammen! Sie badeten zweimal täglich in Zaynabs privaten Bad. Sofort befahl der Arzt, daß 308
man ihm eine Probe des Wassers bringen sollte. Er verbot Zaynab und Sheila, das Bad wieder zu betreten, bis er sicher war. Ein Test mit einem Goldfisch bestätigte seine Vermutung. Das Wasser in Zaynabs privatem Bad war vergiftet! Das Gift wurde durch die Haut aufgenommen und brachte die beiden Mädchen langsam um. Er betete, daß er seine Entdeckung früh genug gemacht hatte, und verschrieb Theriaca.
Man teilte es dem Kalifen mit, und er wußte zweifelsfrei, wer hinter diesem Anschlag auf Zaynabs Leben stand, und hinter dem ersten vermutlich auch. Es gab nur eine einzige Person in seinem Harem, die die Macht hatte, so etwas einzurichten. Er stellte ihr eine Falle und ließ sie zuschnappen.
»Ich fand die Sklavin, die die tägliche Dosis Gift in die Zisterne gegossen hat, die Zaynabs Bad versorgt«, sagte er Hasdai ibn Shaprut. »Ich ließ zwei meiner treuesten Männer im Schatten warten, bis sie kam. Man mußte sie nicht lange überreden, zu gestehen, daß Zahra hinter allem steckte. Danach erwürgten sie die Sklavin.«
»Was werdet Ihr nun tun, Herr?« fragte Hasdai.
Der Kalif stöhnte wie ein Mann, der große Schmerzen hat. »Ich kann Zaynab nicht vor Zahra beschützen, Hasdai. Um das zu tun, müßte ich Zahra öffentlich verstoßen. Sie ist die Mutter meines Erben, und sollte ich mich von ihr scheiden lassen, wird das einen Keil zwischen Hakam und seine Mutter oder meinen Sohn und mich treiben. Das kann ich nicht tun. Ich habe vor Jahren beschlossen, daß Hakam mir als Kalif folgen soll. Weil ich in meiner Wahl nicht geschwankt habe, sicherte ich ihm die Treue seiner Brüder und Onkel und seiner Cousins. Es gibt keinen Zweifel
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