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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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Schotten nennt«, erwiderte Zaynab.
    »Mein Sohn sagt, daß du eine bemerkenswerte Lebensgeschichte hast. Würdest du sie mir vielleicht erzählen, Zaynab?«
    Einen Augenblick lang verdüsterte sich Zaynabs Gesicht, aber dann begann sie zu berichten. Alimah war von ihrer Erzählung fasziniert. »Ich ziehe dieses Leben bei weitem dem vor, das ich hinter mir gelassen habe«, beendete Zaynab ihre Geschichte.
    »Ich war auch einmal eine Gefangene«, erklärte Alimah der jüngeren Frau. »Mein Vater war ein reicher Bauer. Eines Tages kamen die Dänen auf Raubzug unseren Fjord hinaufgefahren. Sie brachten meine Eltern und meine beiden älteren Brüder um. Meine drei Schwestern, meine zwei jüngeren Brüder und ich wurden von ihnen verschleppt. Wie ich mich gewehrt habe! Man hat mich nach Dublin gebracht, genau wie dich. Dort hat ein Sklavenhändler der Mauren mich und meine Schwester gekauft.
    Wir wurden auf dem großen Markt von Cordoba weiterverkauft. Ich weiß nicht, wie es Karen ergangen ist, denn man hat mich zuerst verkauft. In al-Andalus ist es die Sitte, immer nur ein Mädchen auf einmal anzubieten. Die anderen werden hinter einem Vorhang versteckt. Ich hatte viel Glück, denn mein lieber Habib, Karims Vater, kaufte mich und machte mich zu seiner zweiten Frau. Ich habe ihm drei Kinder geboren. Ich wünsche dir auch so ein glückliches Schicksal, wenn du nach Cordoba gehst, mein Kind. Mögest du die Aufmerksamkeit des Kalifen erregen, seine Gunst gewinnen und ihm einen gesunden Sohn schenken.«
    »Ihr seid sehr gnädig, Herrin. Ich danke Euch für Eure guten Wünsche«, entgegnete Zaynab. »Ah, hier kommen die Erfrischungen!«
    »Wie gefällt es Euch in Ifriqiya?« fragte Alimah, während  sie in einen kleinen Honig-Nuß-Kuchen biß. Der süße Sirup rann kitzelnd in ihrem Hals herab. Sie hüstelt, zierlich.
    »Ich habe noch nicht viel von dem Land gesehen, Herrin, denn ich bin sehr mit meiner Ausbildung beschäftigt. Ich muß viele Talente besitzen, wenn ich in Cordoba Erfolg haben will. Und ich habe vor, dieses Ziel zu erreichen, damit ich sowohl Donal Righ, der mich geschickt hat, als auch Karim, der mich unterrichtet, Ruhm und Ehre bringe.« Sie trank ein Schlückchen von ihrem Pfefferminztee.
    Was stimmte mit ihr nicht? Der Gedanke schlich sich in Alimahs Bewußtsein, bevor sie ihn aufhalten konnte. Wie dumm, dachte sie. Alles war in Ordnung. Das Mädchen war schön. Ja, sie schien rundherum vollkommen zu sein. Sie würde Karims krönender Erfolg werden. Unabhängig! Das war es! Zaynab war unabhängig. Mustafa war an solche Frauen nicht gewöhnt und konnte sie daher nicht einordnen. Ich war früher auch einmal so, erinnerte sich Alimah. Aber die Liebe meines Mannes veränderte alles für mich. Wenn jemand Zaynab lieben könnte, würde sie aufhören, so unnahbar zu wirken, dachte die ältere Frau.
    »Hättest du gern eine Besucherin in deinem eigenen Alter?« erkundigte sich Alimah. »Karims Schwester Iniga würde dich gerne kennenlernen. Sie ist ein Jahr älter als du, aber ich glaube, ihr würdet euch mögen. Sie wird im Frühling einen alten Freund der Familie heiraten. Hast du schon gelernt, wie man Schach spielt? Es ist ein sehr anspruchsvolles Brettspiel. Laß es dir von Iniga beibringen und fordere dann meinen Sohn heraus. Er ist ein hervorragender Spieler. Wenn du gut spielst, wird ihm das Freude machen.«
    »Ich danke Euch für den guten Rat, Herrin«, sagte Zaynab.
    Alimah erhob sich. Sie hatte gesehen, was sie sehen wollte. Sie hatte erfahren, was sie wissen wollte.
    Sie verabschiedete sich von der Liebessklavin und verließ die Villa ihres Sohnes.
    »Man kann sehen, von wem unser Lord Karim sein gutes Aussehen hat«, bemerkte Sheila, nachdem die Herrin gegangen war. »Ist es nicht verblüffend, daß sie drei Kinder geboren hat und einen Sohn besitzt, der schon so alt ist wie unser Kapitän? Sie sieht überhaupt nicht verbraucht aus.«
    »Ich glaube, das Leben hier ist bequemer als das Leben, das wir in Alba geführt haben. Die Frauen der Reichen werden verwöhnt. Sie müssen keine harte Arbeit verrichten wie die Frauen bei uns, ob reich oder arm. Statt dessen verbringen sie ihre Zeit damit, sich für ihre Herren schön zu machen. Jetzt, wo ich all dies sehe, tut mir meine Schwester Gruoch leid. Sie wird vor ihrer Zeit alt aussehen.«
    Karim kehrte aus den Bergen zurück, wo er zehn edle Araberpferde gekauft hatte - neun Stuten und einen einzigen Hengst - die er nach Cordoba mitnehmen wollte. Die

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