Ketten der Liebe
der älteste Sohn ihrer Schwester. Ich kenne ihn mein ganzes Leben lang. Jeder hat schon immer angenommen, daß wir einmal heiraten würden. Er hat schwarzes Haar wie das Gefieder eines Raben, und schöne, braune Augen.«
»Liebst du ihn?« wollte Zaynab wissen.
Iniga dachte eine Weile darüber nach. »Ich glaube schon. Ich habe mir nie vorgestellt, mit jemand anderem zusammenzusein. Ahmed ist gütig und witzig. Man sagt, er wird niemals wütend. Ich bin damit zufrieden, was meine Eltern für mich beschlossen haben.«
Auf gewisse Weise beneidete Zaynab das Mädchen. Die Liebe war ein schmerzhaftes Gefühl, wie sie jetzt entdeckte. Es war vermutlich besser, zufrieden zu sein wie Iniga, überlegte sie. Zufriedenheit brachte keinen Schmerz mit sich. Ihre Mutter war sicher nie zufrieden gewesen. Trotz all ihrer schrecklichen Wut auf MacFhearghuis hatte Sorcha MacDuff ihn auf ihre merkwürdige Art geliebt, und er hatte ihre Liebe erwidert. Beiden hatte das viel Bitterkeit beschert. Liebe war mit Sicherheit nicht wünschenswert, entschied Zaynab. Aber wie hörte man auf, einen Mann zu lieben?
Karim al Malina war zufrieden mit den Fortschritten, die Zaynab auf allen Gebieten machte, in denen sie unterrichtet wurde. Er beschloß, sie einen Schritt weiter in die Kunst der Erotik einzuführen. Eines Abends kam er zu ihr und brachte einen feingewobenen Goldkorb mit sich. »Das ist für dich«, sagte er, als er ihn ihr überreichte.
Sie hob das Tuch aus pfirsichfarbener Seide an, das den Korb bedeckt hatte, und betrachtete verwundert seinen Inhalt.
»Dies ist eine Sammlung von Liebesspielzeug«, sagte er als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage.
»Sie können von dir oder von deinem Herrn benutzt werden.«
Langsam nahm Zaynab jeden Gegenstand aus dem Korb und legte ihn vorsichtig auf den kleinen Ebenholztisch neben ihrem Bett. Sie fand ein Kristallfläschchen mit einem silbernen Verschluß, das eine klare Flüssigkeit enthielt, einen Alabasterflakon, in dem eine cremige, rosa Flüssigkeit war, die nach Gardenien duftete, zwei goldene Armreifen, die eine kurze Goldkette verband, und zwei Gegenstände, die sich in purpurnen Samtbeuteln befanden. Sie öffnete den kleineren der Beutel, und zwei Silberkugeln rollten in ihre Handfläche.
»Warum fühlen sie sich so merkwürdig an?« erkundigte sie sich.
»In einer von ihnen ist ein kleiner Tropfen Quecksilber, und in der anderen ist eine kleine Silberzunge«, erklärte er.
»Wozu benutzt man sie?«
»Um Vergnügen zu bereiten«, antwortete er. »Ich werde es dir später zeigen, aber öffne zuerst den anderen Beutel, Zaynab.«
Sie gehorchte und zog einen Gegenstand heraus, der ihr die Schamröte in die Wangen trieb. »Was ist denn das, Herr? Es sieht aus wie ein Glied, aber ...«
Er lachte leise. »Das nennt man einen Dildo. Dieser hier ist eine exakte Kopie von Abd-al Rahmans Glied und aus Elfenbein geschnitzt. Wie du siehst, ist der Griff aus Gold und mit Juwelen besetzt, wie es sich für deinen Herrn gehört. Wenn du Sehnsucht nach deinem Herrn hast, aber er nicht da ist, um dir Vergnügen zu bereiten, dann kannst du den Dildo benutzen. Es bereitet ihm vielleicht auch Vergnügen, dich dabei zu beobachten, wenn du ihn benutzt. Im Augenblick werden wir ihn dazu benutzen, dich in eine andere Form des Liebesspiels einzuführen. Du besitzt eine zweite Jungfernschaft, aber ich werde sie dir nicht selbst nehmen. Er hat das Recht darauf, der erste zu sein, den du in diese Öffnung eindringen läßt. Du mußt aber darauf vorbereitet werden. Dazu werden wir den Dildo benutzen.«
Sie nickte, aber sie war sich nicht ganz sicher, was er meinte. Sie wußte jedoch, daß er sie aufklären würde, wenn es an der Zeit wäre. Sie zog den Kristallkorken aus dem Flakon und hielt ihre Nase daran. Es roch nach Rosen. »Was ist das?«
»Das ist ein besonderer Likör. Sheila wird das Rezept dafür erhalten. Man verwendet ihn, um die Leidenschaft anzufachen, wo sie vielleicht etwas langsam ist. Der Kalif ist kein junger Bursche mehr, Zaynab. Im Korb ist eine kleine Tasse. Nimm sie heraus und schütte dir einen Schluck ein. Für gewöhnlich wirst du ihn nicht benötigen, aber ich will, daß du verstehst, welche Wirkung er auf deinen Liebhaber hat.« Sie gehorchte ihm. »Nun nimm den letzten Gegenstand aus dem Korb.«
Zaynab packte das schwarze Onyxtöpfchen aus. Darin befand sich eine zähe, farblose Creme. Sie stellte es beiseite. »Was ist das für eine blaßrosa Flüssigkeit, Herr?
Weitere Kostenlose Bücher