Ketten der Lust - Erotischer Roman
würden Sie bitte das Licht ausschalten?«
Im Hörsaal wurde es dunkel, und sie trat zu ihrem Stuhl am Rand des Raumes. Er war nicht annähernd weit genug von ihm entfernt. Als die Stimme des Sprechers ertönte, war sie nicht mehr in der Lage, sich auf die Handlung auf der Leinwand zu konzentrieren. Sie sah nur noch ihn , seine Silhouette im flackernden Halbdunkel der Filmprojektion. Sie war sich seiner Anwesenheit nur zu bewusst, und ihre Gedanken glitten auf gefährliches Gebiet. Sie stellte sich seine Hände, seinen Mund vor. Wie er sie im Café gefüttert hatte …
Ihr wurde heiß, und als sie aufblickte, sah sie, dass er zu ihr herüberschaute. Als er lächelte, wurde sie feucht, und ihre Brüste begannen zu schmerzen. Sie wandte den Blick ab und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Auf einmal hatte sie schrecklichen Durst.
Erneut konzentrierte sie sich auf den Film und sah zu, wie Hunderte von Menschen in Malaysia während des jährlichen Thaipusam-Festes auf die Tempelhöhlen zugingen. Viele der Körper und Gesichter waren mit langen Spießen, die man vels nannte, durchbohrt. Sie waren mit Pfauenfedern, Perlen oder bunten Stofffetzen geschmückt, als Opfer für die Götter. Sie hatte diesen Film schon Dutzende Male gesehen, aber jetzt kamen ihr die sich windenden Leiber plötzlich ungeheuer sinnlich vor.
Sie fühlte Dinge wie seit Jahren nicht mehr. Oh, sie hatte über alles nachgedacht , Jahre damit verbracht, alternative Sexualität zu studieren, aber wirklich gefühlt hatte sie schon lange nichts mehr. Das hatte sie sich nicht gestattet.
Aber jetzt, hier im Hörsaal, umgeben von ihren Studenten, musste sie sich zusammennehmen; der Film war beinahe zu Ende. Sie würde sich später damit befassen. Und dieses Mal meinte sie es ernst.
Noch ein paar quälende Minuten, dann ging das Licht wieder an. Mia trat an ihr Pult.
»Okay«, sagte sie, schob ihre Haare hinter die Ohren und ordnete ihre Notizen. »Lesen Sie die Seiten hundertzwanzig bis hundertzweiundvierzig, und am Freitag sprechen wir darüber. Und vergessen Sie nicht Ihre Seminararbeit zur Mitte des Semesters. Wenn jemand Schwierigkeiten mit dem Thema oder sonst eine Frage an mich hat, so können Sie in meine Sprechstunde am Dienstag kommen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
Mia trat an ihren Schreibtisch und packte ihre Materialien ein. Alle Studenten erhoben sich und gingen hinaus. Alle, bis auf Jagger.
Verdammt.
Sie ergriff ihre Wasserflasche und trank einen Schluck. Er machte es ihr wirklich schwer.
Sie konnte den sexy Duft nach Patschuli und ihm riechen, als er noch einige Meter entfernt war.
»Hi, Mia Rose.«
»Hi. Was kann ich für dich tun?« Sie hielt ihre Wasserflasche mit beiden Händen fest.
»Es tut mir leid, dass ich gestern Abend die Grenzen überschritten habe. Ich wollte dich nicht so überfahren.«
»Ist schon okay.« Sie zuckte mit den Schultern, aber sie spürte deutlich, wie sie rot wurde.
»Ich möchte es wiedergutmachen.«
»Wie meinst du das?«
Sie hätte schwören können, den Druck seines Körpers gegen das Holz zu spüren. Aber das war natürlich Unsinn.
»Du hast doch gesagt, dass du gutes Essen liebst, Mia Rose.«
Sie nickte misstrauisch.
»Ich möchte gerne für dich kochen.«
Sie wollte schon den Kopf schütteln, aber er hob die Hand und unterbrach sie. »Lass mich erst ausreden, bevor du nein sagst. Ich habe dir ja erzählt, dass ich das professionelle Kochen aufgegeben habe, weil ich ausgebrannt war. Und in gewisser Hinsicht bin ich das immer noch. Aber für jemanden zu kochen, das ist etwas anderes. Dann tue ich es wieder gerne. Und ich habe das Gefühl, du wüsstest es zu schätzen. Also hätten wir beide etwas davon, oder?«
Er wirkte so aufrichtig. Sie wusste, dass sie eigentlich nicht zusagen sollte, aber innerlich bebte sie bereits, ob bei dem Gedanken an ihn oder an das Essen konnte sie nicht sagen.
Sie würde einfach ja sagen.
»Was … was wolltest du denn kochen?«
»Wie wäre es mit einer Cajun-Pfanne? Muscheln bekomme ich frisch am Hafen, und dann noch diese scharfe Sauce dazu, die so lecker ist. Es ist ein Originalrezept aus New Orleans. Ich kann dir gar nicht sagen, was alles darin ist – du musst es selbst schmecken. Und zum Dessert eine Schokoladenmousse, wie du sie noch nie gegessen hast, auf frischem Himbeer-Coulis. Ich garantiere dir, dein Mund wird im siebten Himmel sein.«
Hatte er eine Ahnung, was er mit seinen Worten bei ihr anrichtete? War er sich der Tatsache
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