Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
rütteln. Tatsache war, dass sie ohne Mutter aufgewachsen war, dafür aber mit Militärtypen: Ihr Vater, der Colonel, und ihre beiden Navy- SEAL -Brüder waren lange Zeit ihre großen Vorbilder gewesen. Sie stand auf Extremsportarten, Gewaltmärsche und hasste Nylonstrumpfhosen, Rüschen und Make-up. Etliche Typen beteuerten, sie hätte so viel Testosteron im Blut wie ein Kerl. Inzwischen fand sie es nicht mehr lustig oder reizvoll, irgendwelche Typen beim Karate auf die Matte zu legen oder unter den Tisch zu trinken. Sie wollte als begehrenswerte Frau betrachtet werden und nicht als Kerl mit Brüsten.
Bei Deke und Luc hatte sie ihre weiblichen Reize spielen lassen. Allem Anschein nach war das nicht genug. Auch wenn Deke gestern Abend beteuert hatte, er sei jahrelang in sie verknallt gewesen. Wahrscheinlich war er seit letzter Nacht kuriert.
Eine Typveränderung stand nicht zur Debatte. Sie mochte sich so, wie sie war. Wem sie so nicht gefiel, der konnte ihr gestohlen bleiben, Deke inklusive. Ja, er machte sie an. Sehr sogar. Schon lange. Als sie siebzehn gewesen war, hatte er dunkle Fantasien in ihrem Teeniehirn befeuert. Na und? In zwei Wochen war sie wieder mit Jesse vereint. Er mochte ihre jungenhafte Art, er fand das süß. Die … Bedenken, die an ihr nagten, waren demnach vollkommen hirnrissig.
Weshalb wurde sie sie trotzdem nicht los?
»Gut geschlafen?«, unterbrach sie das dumpfe Schweigen.
»Nein.«
Merkwürdig, er erkundigte sich nicht einmal, wie sie geschlafen hatte. Vermutlich war ihm das auch völlig egal. »Ich schon.«
Deke schnaufte wegwerfend und nippte an seinem Kaffee. Er wich ihrem Blick aus.
Verdammt, sie musste es sich von der Seele reden. Sich in Selbstzweifeln zu ergehen war nicht ihr Stil.
Nach einem langen Schluck Kaffee sank sie in den Sessel, der Dekes gegenüberstand. »Du hast letzte Nacht nicht bei uns geschlafen.«
»Na und?«
»Warum nicht?«
»Ich dachte, wir hätten das gestern geklärt.« Ein Muskel in seiner Kinnpartie zuckte.
»Nur weil du schlecht schläfst? Ist das der einzige Grund?«
Eine Pause entstand. Seine tiefblauen Augen blitzten auf – vor Ärger? –, dann heftete er den Blick auf seine halbvolle Kaffeetasse.
»Kleines, stocher nicht in meiner Psyche rum, okay? Die Antwort passt dir sowieso nicht.«
Daran hatte sie keinen Zweifel. Vermutlich erfuhr sie dann bloß, dass er scharf auf sie gewesen wäre, aber letzte Nacht erkannt hätte, dass sie meilenweit von der femininen Fantasie-Beauty entfernt wäre, die ihm im Kopf herumschwirrte. Und dass er sie am liebsten vor die Tür setzen würde, weil er auf eine Wiederholung der letzten Nacht verzichten könnte. Aber er und Luc wären nun mal keine Unmenschen, deshalb könnte sie bleiben.
Okay. Damit konnte sie leben. Zumal es sie brennend interessierte, was er und sein Cousin ihr alles beibringen könnten. Deke hatte nicht wirklich Lust auf sie. War wahrscheinlich auch besser so, da sie ihrerseits auf ihn nicht nur körperlich reagierte.
Trotzdem mochte sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Das war nicht ihr Stil. »Mag sein, dass mir die Antwort nicht passt, trotzdem würde es mich interessieren, ob du zu deinem Teil der Abmachung stehst und mir beibringst …«
»Ich halte immer Wort. Du lernst alles, was du brauchst, wenn nicht noch eine Menge mehr.«
»Sehr gut.«
Kimbers Euphorie war jedoch verfrüht.
»Freu dich nicht zu früh.« Deke fixierte sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg. »Luc hat diese bescheuerte Vorstellung, dass du deinen Popstar in die Wüste schicken wirst, weil du dich in uns verliebst, mit Hochzeit, Kindern und allen Schikanen.«
Hochzeit? Kinder? Kimber japste nach Luft. Klar, dass sie das alles irgendwann einmal wollte, aber sie war in Jesse verliebt. Er kannte ihr wahres Ich seit Jahren und akzeptierte sie so, wie sie war. Anders als Deke oder Luc. »Im Ernst?«
Deke nickte scharf. »Ich hab damit nichts am Hut. Du willst das sicher auch nicht. Das bedeutet: Wenn wir nichts Sexuelles miteinander haben, bleibst du von mir weg, okay?«
Man konnte Deke bestimmt nicht nachsagen, dass er lange um den heißen Brei herumredete. Kimber hatte direkt gemerkt, dass er ein Beziehungsmuffel war. Nicht dass sie eine Beziehung mit ihm haben wollte, aber schließlich waren sie miteinander intim und hatten so was wie Erotik pur. Außerdem lebten sie unter einem Dach, sollten sie da nicht wenigstens miteinander reden können?
»Ist Luc da?«
»Nein.«
Kimber zog die
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