Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
mehr.
Es war an der Zeit, das zu ändern.
Behutsam drehte sie den Knopf und öffnete die Tür. Zum Glück konnte sie wenigstens das Licht einschalten, es war tröstlicher als die Dunkelheit. Aber als sie die Treppe hinaufkletterte, zuckte sie trotzdem bei jedem knarrenden Geräusch zusammen.
Staub kitzelte ihr in der Nase und tanzte um die Glühbirne. Hier musste mal ordentlich sauber gemacht und aufgeräumt werden. Die früheren Besitzer hatten viel Schrott zurückgelassen, aber einiges konnte weiterverwendet und aufgearbeitet werden.
Eine Kommode, die sie abbeizen und streichen konnte, Lampen ohne Schirme, ein kaputter Schaukelstuhl, Kisten voller Staub, stockfleckige Bücher.
Es gab viele Spinnen hier oben. Und in den unverputzten Wänden hatten sich sicher Mäuse behagliche Nester gebaut. Sie müssten hier wischen und Fallen aufstellen, schließlich verschenkten sie sonst wertvollen Lagerraum.
Der blaue Nebel und die Eiseskälte, die hier oben geherrscht hatte, fielen ihr ein. Aber sie sollte wohl besser daran denken, dass sie hier einen Sieg errungen hatten. Trotzdem trat sie ans Fenster und öffnete es, damit die kühle Abendluft den dumpfen Geruch vertrieb.
Dass sie alleine auf dem Speicher war, war wahrscheinlich ein großer Schritt, ein Beweis dafür, dass sie sich von ihrer Angst nicht unterkriegen ließ. Nächstes Mal, dachte sie, würde sie Besen, Eimer und Wischtuch mitbringen. Aber heute würde sie sich erst einmal die Zeit nehmen, die hinterlassenen Gegenstände auf ihre Brauchbarkeit hin zu überprüfen.
Dort stand ein Vogelkäfig, der gereinigt und gestrichen werden konnte. Sie würde bestimmt einen Verwendungszweck dafür finden, ebenso wie für die Lampe mit dem Metallstab und den halbrunden Wandtisch. Die Bücher waren vermutlich voller Silberfische. Deshalb machte sie sich in Gedanken eine Notiz, sie in Kartons zu verpacken und wegzuschaffen, um Dana die Mühe zu ersparen.
Sie stieß auf eine uralte Stoffpuppe mit einer zerrissenen Schulter. Irgendjemand hatte sie einmal geliebt, dachte sie, und vielleicht fand sie ja nach Reparatur und einer gründlichen Wäsche ein neues Zuhause. Sie steckte sie sich unter den Arm, während sie sich ihren Weg durch Kartons und Möbelstücke bahnte.
Der große ovale Spiegel mit den geschliffenen Kanten war ein Juwel. Er musste zwar neu mit Silber belegt werden, aber er hatte eine schöne Form. Sie konnten ihn statt des Medizinschränkchens in der Gästetoilette im Erdgeschoss aufhängen.
Die Puppe im Arm, lehnte sie den Spiegel an die Wand und trat einen Schritt zurück, damit sie einen Eindruck bekam, wie er wirken könnte.
Aus dem fleckigen Glas blickte ihr ihr Spiegelbild entgegen, Staub auf Haaren und Wangen, eine kaputte Lumpenpuppe im Arm.
Zurzeit war sie genauso unansehnlich wie der Spiegel und wie die Puppe, dachte sie. Wichtig war allerdings nur das Potenzial, das man besaß. Um die Augen herum sah sie ein wenig müde aus, aber da würde eine zehnminütige Maske mit Gurkenscheiben Wunder bewirken. Was ihre Erscheinung anging, da wusste sie, wie sie die am vorteilhaftesten zur Geltung bringen konnte. Das war für sie Routine.
Und sie wusste, wie sie ihr inneres Gleichgewicht erhielt. Sie würde stets bereit sein, zu lernen und mehr aus sich zu machen.
Sie war keine traurige, kaputte Stoffpuppe, die versorgt werden musste. Sie konnte für sich selber und die, die sie brauchten, sorgen.
Kyna brauchte sie, dachte sie. Kyna und ihre Schwestern brauchten sie, damit ihr Gefängnis mit dem letzten Schlüssel aufgeschlossen werden konnte. Sie würde nicht aufgeben, bevor sie nicht die letzte Möglichkeit ausgeschöpft hatte.
»Egal, was kommt«, sagte sie laut, »ich gehe nicht weg.«
Das Glas wurde milchig, und ein schwaches Funkeln tanzte darüber hinweg. Durch den Schimmer sah sie zunächst nur sich selber, aber dann auf einmal eine große, schlanke junge Frau in einem grünen Gewand, mit einem Welpen im Arm und einem Schwert an der Hüfte.
Fasziniert trat Zoe näher und hob die Finger an die Spiegelfläche. Sie glitten in das Glas hinein. Erschreckt zog sie die Hand zurück und presste sie auf ihr wild schlagendes Herz.
Das Bild im Spiegel rührte sich nicht. Die Gestalt sah sie nur an und wartete.
Am liebsten wäre Zoe weggerannt, aber hatte sie nicht gerade versprochen, das nicht zu tun? Um Fassung ringend schloss sie einen Moment lang die Augen. Was hatte Malory heute Nachmittag zu ihr gesagt? Lass es auf dich zukommen.
Zoe nahm all
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