Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
Sie kennen zu lernen. Ich habe mich nur erschreckt. Chloe weiß, dass sie nicht mit Fremden reden darf, aber sie ist oft zu vertrauensselig. Sagen Sie Mrs. McCourt noch mal vielen Dank, weil sie Chloe die Haare so hübsch geschnitten hat.«
»Ja, gerne.« Als Zoe sich zum Gehen wandte, hörte sie die junge Frau sagen: »Komm zu Mama, mein süßes Baby.«
»Manche Menschen hier führen ein gutes Leben«, sagte sie leise zu Brad. »Sie legen sich kleine Gärten an und veranstalten im Sommer Picknicks.«
»Und manche Menschen leben in Palästen und sind nicht in der Lage, ein gutes Leben zu führen. Es geht nicht darum, wo man lebt, sondern wie. Und wer man ist.«
Vielleicht, dachte Zoe, gehörte das ebenfalls zu den Dingen, an die sie sich erinnern sollte.
»Hier ist unser Wohnwagen. Ihrer. Unserer.« Sie ließ die Hand sinken, mit der sie auf den schäbigen grünen Wohnwagen gezeigt hatte. »Ich schäme mich, weil ich mich für ihn schäme. Und ich hasse mich dafür, dass es mir so zu schaffen macht, dass du ihn siehst. Sie hat ständig behauptet, ich besäße zu viel Stolz. Wahrscheinlich hatte sie Recht.«
»Du bist also anscheinend nicht perfekt. Vermutlich liebe ich dich ja dann nicht mehr.«
Zoe versuchte zu lachen, aber es blieb ihr im Hals stecken.
Brad schnaubte und schüttelte den Kopf.
»Willst du mich deiner Mutter vorstellen, Zoe, oder soll ich selber hingehen und an die Tür klopfen?«
»Sie wird dich nicht mögen.«
»Du vergisst meinen unwiderstehlichen Charme.«
Zoe musterte ihn resigniert. »Vor allem der wird ihr nicht gefallen.« Zögernd ging sie zur Tür. Von drinnen ertönte lebhaftes Geschnatter. Junge Stimmen, mindestens zwei.
Heute ist Samstag, dachte sie. Die jungen Mädchen ließen sich schön machen, weil sie heute Abend ausgehen wollten. Sie klopfte an den Metallrahmen der Sommertür, öffnete sie und stieß die Innentür mit der Schulter auf.
Es waren drei Mädchen anwesend, stellte sie fest. Eine hatte Folie auf dem Kopf. Da wollte offensichtlich jemand blond werden. Die zweite saß bereits unter der Trockenhaube, und die dritte blätterte in einem Frisurenmagazin.
Sie zwitscherten wie aufgeregte Vögel, verstummten jedoch, als Zoe eintrat. Als Brad hinter ihr auftauchte, begannen sie zu kichern.
Es roch nach Chemikalien und Zigarettenrauch, und die Vorfreude auf den Samstagabend lag in der Luft.
Crystal zog gerade eine Eieruhr auf, stellte sie auf die Theke und drehte sich um. Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch. »Jetzt kommst du schon zum zweiten Mal in diesem Monat her, dabei habe ich noch nicht mal Geburtstag.« Ihr Blick blieb an Brad hängen, und sie musterte ihn abschätzend.
»Ich war gerade in der Gegend. Das ist mein Freund, Bradley.«
»Bradley? Ein Name wie auf einem Silberdollar.«
»Nett, Sie kennen zu lernen, Mrs. McCourt.«
»Hier drinnen sind zu viele Leute.« Sie griff nach ihren Zigaretten und ihrem rosa Feuerzeug. »Lasst uns nach draußen gehen.«
»Meine Damen«, sagte Brad zu den Mädchen, und das Kichern begann erneut.
»Ich sehe, du hast viel zu tun«, begann Zoe.
»Das Samstagsgeschäft läuft gut.« Crystal zog die Tür hinter sich zu, dann zündete sie sich eine Zigarette an und inhalierte tief den ersten Zug. »Die kleine Jacobson will die Haare blond gefärbt haben, weil sie aussehen will wie Britney Spears. Eigentlich hat sie schöne, haselnussbraune Haare, aber mir soll es egal sein, wenn sie sie ruinieren will.«
»Ist das Haley Jacobson? Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie noch ein kleines Ding.«
»Sie ist sechzehn. Genauso alt wie du, als du abgehauen bist. Wenn sie sich weiter so herumtreibt, kriegt sie die gleichen Probleme wie du.«
»Ich sehe das schon lange nicht mehr als Problem an.« Zoe wusste, dass die Mädchen lauschten, und da ihre Mutter sich nicht die Mühe gemacht hatte, leise zu sprechen, hatten sie bestimmt jedes Wort verstanden. »Simon ist das Beste, was mir je passiert ist.«
»Du hast doch gesagt, du wärest nicht wieder schwanger.« Eine tiefe Falte bildete sich zwischen Crystals Augenbrauen, als sie Brad fixierte. »Willst du mir jetzt etwas anderes erzählen?«
»Nein, Bradley ist …«
»Zoe und Simon bedeuten mir viel«, warf Brad ein. »Ich wollte Sie kennen lernen. Zoe hat mir erzählt, dass Sie Ihre vier Kinder hauptsächlich alleine großgezogen haben. Dann hat sie den Mut bestimmt von Ihnen.«
Schicker Name, schickes Aussehen, schickes Gerede, dachte Crystal. »Man braucht
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