KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
versuchen. Falls es dann immer noch nicht klappt, werden sie dich als Druckmittel benutzen.«
Trotz dem festen Vorsatz, keine Schwäche zu zeigen, konnte sie ihr Zittern nicht unterdrücken.
»Nur wird es so weit gar nicht kommen. Meine Leute holen uns hier raus, Sarah. Ich muss ihnen nur genügend Zeit verschaffen, bis sie hier sein können. Deshalb ist es so wichtig, dass du dich zurückhältst. Sie kommen und werden uns befreien. Du kannst mir helfen, indem du tust, was ich dir sage.«
»Okay«, entgegnete sie leise.
Er drückte sie sanft, zuckte jedoch sofort vor Schmerz zusammen. Sie hob den Kopf und küsste ihn. Auf das Blut an seinem Mund achtete sie nicht mehr. Wichtig war nur, ihm nahe zu sein und ihm ihre Liebe zu zeigen. Vielleicht konnte sie ihm etwas von dem zurückgeben, wovon er ihr schon so viel geschenkt hatte.
Liebe.
Es war völlig anders als in Filmen oder Büchern. Als ihr in diesem Moment klar wurde, dass sie sich verliebt hatte, fuhr kein Blitz vom Himmel. Es schien purer Zufall zu sein, wie ein Lottogewinn oder ein momentanes Glücksgefühl, für das ihre Hormone verantwortlich waren.
Vielleicht hatte es an jenem Tag auf der Insel begonnen, als er sie gerettet hatte. Vielleicht auch, als er ihr die Bücher samt Wein und Schokolade auf die Veranda gestellt hatte. Vielleicht lag es auch daran, mit welcher Hingabe er sie beschützen wollte.
Jedenfalls wusste sie, dass Garrett ein guter Mensch war, ein Mann, wie sie ihn sich immer erträumt hatte. Treu und fürsorglich und bereit, sich für sie aufzuopfern. Liebe bedeutete aber gleichzeitig, dass sie auch für ihn Opfer bringen würde, und egal, was sie versprochen hatte, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Sie würde nicht zulassen, dass er endlose Qualen auf sich nahm, während sie auf Rettung warteten.
Sie hatte sich rettungslos in den harten Kerl mit dem großen Herzen und der sanften Seele verliebt.
Im Geist sagte sie sich diese Worte vor und genoss sie, während sie in seinen Armen lag. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühlsausbrüche und Liebesschwüre, aber wenn sie erst in Sicherheit waren – dass sie es schaffen würden, bezweifelte sie keine Sekunde, weil sie ihm glaubte –, dann würde sie ihm gestehen, wie sie über ihn dachte. Über den Mann, den sie begehrte.
Und sollte er sie zurückweisen, würde sie das klaglos hinnehmen. Liebe war ein Geschenk, aber es war dem Empfänger überlassen, dieses Angebot zu akzeptieren und zu ehren oder es abzulehnen. Sie konnte nur aufrichtig und vorbehaltlos geben. Zum ersten Mal seit der Vergewaltigung konnte sie jetzt wieder etwas schenken, das sie unwiderruflich verloren geglaubt hatte: Vertrauen und Liebe.
25
»Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, rief Donovan.
Er sprang auf, lief aus der Einsatzzentrale und sprintete zum Haupthaus hinüber. Er platzte gleich ins Wohnzimmer, wo Sophie ihrer Tochter gerade die Brust gab. Sam lag neben ihr auf der Couch, blickte aber sofort alarmiert auf, als er seinen Bruder hereinstürmen sah.
Donovan hielt sich nicht lange mit Fragen der Schicklichkeit auf und hielt sich auch nicht zurück, um seiner Schwägerin den Schreck zu ersparen. »Wir haben ein Problem.«
Sofort war Sam auf den Beinen. Sophie riss die Augen auf, und das Baby fing prompt an zu schreien.
»Garrett?«, fragte sie besorgt.
»Sein Peilsender wurde vor einigen Stunden aktiviert«, sagte Donovan zu Sam.
»Warum bekommen wir das erst jetzt mit?«, fuhr Sam seinen Bruder an.
»Keine Ahnung«, knurrte Donovan. »Vielleicht eine Signalstörung. Oder der Satellit hat gesponnen. Aktiviert wurde er jedenfalls irgendwann in der Nacht.«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Sophie. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
Sam nickte kurz angebunden, wurde aber gleich wieder umgänglicher, als er seine Familie anschaute. »Er hätte den Sender nicht aktiviert, wenn er nicht dringend Hilfe bräuchte. Das ist unser SOS-System. Es bedeutet, ihn hat’s erwischt, oder er steckt tief in der Scheiße.«
»Dann los«, sagte sie. »Worauf wartest du? Er braucht dich. Ich komme gut zurecht, außerdem habe ich Marlene und Rachel als Unterstützung.«
Sam zögerte nur kurz, dann beugte er sich vor und gab Sophie und Charlotte einen Kuss.
»Hol ihn nach Hause, Sam«, bat sie ihn eindringlich.
»Wird erledigt, Liebling. Versprochen.«
Donovan lief bereits zur Einsatzzentrale zurück, Sam folgte ihm auf den Fersen.
»Rio dürfte am Nächsten an ihm dran sein«, sagte Donovan.
Weitere Kostenlose Bücher